Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Zwischen Super- (FCA, Platz 4) und Normalsprit (ASC, Platz 17) war zumindest beim Halbzeitresultat von 1:1 kein Qualitätsunterschied zu erkennen. Die junge Walldorfer Oberliga-Reserve bot zwar - technisch und läuferisch gesehen - den edleren Kraftstoff an. Doch der Mindestlohn von einem Punkt war für den Tabellenletzten durchaus drin.
Unter der guten Leitung von Schiedsrichter Paulo Oliveira aus Portugal hatte der FCA gleich in der ersten Minute eine deftige Führungschance. Doch nach der flotten Anfangsviertelstunde, in der die Gäste mit gekonntem Ein-Zwei-Ballkontakt-Fußball überzeugen konnten, befreite der ASC sich langsam aus der gegnerischen Druckkammer. Allerdings bedurfte es schon eines Geniestreichs von Kapitän Timo Mifka, um die überraschende Führung zu erzwingen. Allein auf weiter Flur tanzte der Neuenheimer Chefknipser mit atemberaubendem Tango die halbe FCA-Abwehr aus und zirkelte den Ball in elliptischer Flugbahn via linken Innenpfosten ins Netz (27). Timogols neunter Saisontreffer - die Sinfonie eines selten schönen Tores.
Fünf Minuten später strich ein Flachschuss von Bobie N'Delly nur knapp am linken Astoria-Pfosten vorbei (32.). Gleiches geschah mit einem Schuss von Friedrich Kley, der aus aussichtsreicher Position ebenfalls nur um Zentimeter verzog (40.) Der FCA hätte sich nicht beklagen dürfen, wenn dem ASC Neuenheim das 2:0 gelungen wäre. So aber zelebrierte FCA-Kapitän Matthias Mayer nach einem feinen Slalom kurz vor dem (nicht vorhandenen) Pausenglühwein den verdienten Ausgleich zum 1:1 (44.).
Nach dem Wechsel schalteten die ebenso ballgewandten wie leichtfüßigen Walldorf-Schüler sofort ihre SAP-Turbosoftware ein. 47. Minute: Der technisch bestens ausgestattete FCA-Leuchtturm Mesut Gören dribbelt sich energisch bis zur Grundlinie durch und legt elegant auf, doch ASC-Torhüter Rouven Schwab pariert auf der Linie (47.). 55. Minute: Zweimeter-Mann Gören köpft, Schwab hält. Und auf der anderen Seite? Tote Hose. Passend zum garstigen Wetter herrschte beim ASC im zweiten Durchgang ein hartnäckiges Sturm-Tief. Was allerdings nicht an den Angreifern, sondern daran lag, dass kein Ball mehr bei ihrer Adresse ankam.
Die vom exzellenten, konsequenten Zweikämpfer Marc Saggau klug dirigierte Neuenheimer Abwehr mit dem ebenfalls äußerst wehrhaften Innenverteidiger Amardeep Josan erfuhr fortan kaum noch Entlastung und musste letztlich dem japanischen Karoshi-Phänomen Tribut zollen: Tod durch Überlastung. Ein Angriff nach dem anderen rollte auf das von Rouven Schwab bestmöglich gehütete Neuenheimer Gehäuse.
In der 60. Minute ist es dann soweit: Einen scharfen Eckball torpediert der eingewechselte Dominic Martin, der wie weiland Yeti plötzlich am Fünfmeterraum frei vor der Hütte auftaucht, mit seinem Blondschopf in die Neuenheimer Maschen. Die Gäste agierten weiterhin voller Spiel- und Angriffslust, ohne das Ergebnis deutlicher gestalten zu können.
ASC-Vorsitzender Dr. Werner Rupp hatte in seiner Spielvorschau nüchtern diagnostiziert: "Beide Clubs brauchen die Punkte: der eine will aufsteigen, und der andere will drin bleiben!" Noch ist für beide Vereine willentlich alles möglich. Doch der ASC Neuenheim muss aufpassen, dass er nicht zu weit vom rettenden Ufer abdriftet, bevor nach der Winterpause mit personeller Verstärkung durch bewährte Rückkehrer aus dem Exil zu rechnen ist.
Immerhin rehabilitierte der ASC Neuenheim sich zumindest numerisch ein wenig für die beiden herben Sixpacks gegen die FCA-Fohlen in der Vorrunde und im Kreispokal-Halbfinale.
Joseph Weisbrod