Aufstellung des ASC Neuenheim
Trainer: Dr. Holger Zimmer, Co-Trainer Rudi Nagel
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Aufstellung der SG Wiesenbach
Trainer: Dirk Schwanke, Co-Trainer Heinz Schmitz |
Tore
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Elfmeterschiessen | |
2:1 David Keller | 2:2 Ogus Yildirim |
3:2 Fouad Haddad | Wiesenbach verschiesst |
Felix Louis verschiesst | 3:3 Markus Heß |
Patrick Helten verschiesst | 3:4 Agron Dinarica |
4:4 Timo Mifka | Wiesenbach verschiesst |
5:4 Vaidatos Neverauskas | Frank Hilberer verschiesst |
Schiedsrichter Jörg Wolf, Walldorf, mit seinen Assistenten Wolfgang Stiefvater, Rettigheim, und Veli Yildiz, Leimen Zuschauer: 200
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Heidelberg. Vor der stattlichen Kulisse von etwa 200 Zuschauern gewann der ASC nach einem 120minütigen, fairen Fußballkrimi und Elfmeter-Showdown mit 5:4 (1:1 n. V.) gegen den Topfavoriten SG 05 Wiesenbach das Endspiel um den Heidelberger Kreispokal und holte zum zweiten Mal nach 1998 den begehrten Pott.
Das von Ex-Oberligaschiedsrichter Jörg Wolf aus Walldorf geleitete Finale stand - im wahrsten Sinnes des Wortes - unter der Schirmherrschaft von Adolf Kolb, Ehrenvorsitzender des Fußballkreises Heidelberg, Alfred Lampert, amtierender Vorsitzender und Pokalspielleiter Heinrich Zuber. Außerdem begrüßte der Stadionsprecher einige der Neuenheimer Double-Helden der Saison 1997/98 (Sandro Carovani, Michael Nägle, Marc Saggau, Torschütze Dirk Wienke), die - ebenfalls an Pfingsten - sowohl in der Meisterschaft als auch im Kreispokal triumphierten.
Die ansehnliche Visitenkarte der Finalgegner: Die SG Wiesenbach dreimaliger Meister und Aufsteiger in Folge sowie Kreisliga-Tabellenführer mit 10 Punkten Vorsprung und dem erklärten Ziel "Wir wollen das Double!" Der ASC Neuenheim, seit dem 15. April in neun Pflichtspielen (darunter Pokalviertel- und Halbfinale) ungeschlagen und in den vergangenen Jahren stets in den Halbfinals vertreten und mit dem erklärten, wenn auch kühnen Ziel "Wir holen den Pokal!".
In der Tat entwickelte sich im nasskühlgrauen Dunstkreis des Tiefs Marian ein Finale, das so richtig abrockte. Es war bestimmt vom reizvollen Spannungsfeld zwischen taktisch wie kämpferisch eindrucksvoller Defensivpower (ASC) und angriffsorientierter, gepflegter Spielkultur (SG). Und es lebte von der Leidenschaft, mit der um jeden Ball und jeden Quadratmeter gefightet wurde.
Obwohl die SG Wiesenbach von Beginn an ihre vertraute Offensiv-Identität suchte, ging der ASC früh in Führung. Einen Freistoß des über sich hinauswachsenden Patrick Helten lenkte Neuenheims exzellenter Sechser Simon Keller ins lange Eck der von Youngster Stefan Grimm gehüteten SG 05-Beziehungskiste (9.) Von dieser Minute an musste Neuenheim durch die grüne Hölle. Und tat dies unerschrocken mit heißem Herzen und kühlem Verstand. Im Stile einer grün gefärbten Dauer-Welle griffen die Gäste, angetrieben von der bewährten "Achse der Guten" Oguz Yildirim, Frank Hilberer, Steffen Kritter und Markus Heß immer wieder an. Doch wirkliche Torgefahr gab es fast nur bei Standards, weil der überragende Neuenheimer Abwehr-Vierer mit Satnam Gill, Felix Louis, Ulrich Schmidt und Christian Warnemann entschlossen gegen den Wiesenbacher Strom ruderte.
In der 34. Minute hatte die imposante Wiesenbacher Fanmeile den Torschrei auf den Lippen, als Mittelstürmer Fatih Aktis aus wenigen Metern einen fulminanten Kopfball-Aufsetzer genau Richtung Eck platzierte. Doch ASC-Torwart Markus Gamer konnte den Turbokopfball mit einem sensationellen Seitensprung um den Pfosten lenken. Fünf Minuten vor der Pause strich ein Freistoß von ASC-Kapitän Timo Mifka nur knapp über das Lattenkreuz (40.).
SG-Trainer Dirk Schwanke schickte nach dem Wechsel gleich drei neue Matadore in die Regen- und Rasenschlacht. Bei einem seiner wenigen Konter hatte der ASC sogar das Ticket zum Ausbau der Führung. Doch ein leichtfertiger Ballverlust führte postwendend zu einem erneuten Wiesenbacher Angriff, den Gentleman-Killer Markus Heß mit einem schlitzohrigen, aber vermeidbaren Treffer zum hoch verdienten Ausgleich abschloss (65.).
Das Neuenheimer Mittelfeld konnte zwar weder für die nötige Entlastung noch für die vitaminreiche Fütterung der Raubtiere im Sturm sorgen. Doch Fouad Haddad, Marius Hausmann, Patrick Helten, David Keller und - allen voran Simon Keller mit seiner Spiel- und Zweikampfstärke - trugen ihren defensiven Teil dazu bei, dass die Partie bis zum Ende offen blieb.
In der Schlussphase der regulären Spielzeit hätten beide Teams das Spiel entscheiden können. Für die Spielstärke der SG Wiesenbach spricht, dass die Mannschaft von Dirk Schwanke trotz Unterzahl - nach dem Platzverweis für Stürmer Fatih Aktis - nicht nur gleichwertig, sondern sogar überlegen blieb. Vielleicht war es die einzige Fehlentscheidung des ansonsten tadellosen, klarlinigen Ex-Oberliga-Schiedsrichters Jörg Wolf aus Walldorf, als er ein elfmeterreifes Foul an ASC-Goalgetter Timo Mifka nicht ahndete.
In der kurzen Erholungspause vor der Verlängerung fragte der um Coolness ringende Stadionsprecher: Wer hat die größeren Reserven? Wer hat die stärkeren Nerven? Und wer hat die besseren Regensensoren? Der enorme Kräfteverschleiß forderte nun sichtlich seinen Tribut. Wirklich druckvolle Kombinationen waren trotz der frenetischen Anfeuerung, insbesondere aus dem rhythmisch die Bande traktierenden Neuenheimer Fanblock, kaum noch zu sehen. Sage und schreibe zweieinhalb Stunden nach dem Anpfiff von Schiedsrichter Wolf musste das ungeliebte Elfmeterschießen die Entscheidung bringen. Im k.o.-Nervenduell Mann gegen Mann hatte schließlich der ASC Neuenheim dank seines famosen Keepers und Elfmetertöters Markus Gamer das glücklichere Ende für sich.
Alfred Lampert, langjähriger Vorsitzender des Fußballkreises Heidelberg, zollte beiden Mannschaften seine Hochachtung vor der kämpferischen und läuferischen Spitzenleistung bei wahrlich garstigen Wetterbedingungen. Lampert überreichte, assistiert von Pokalspielleiter Heinrich Zuber und Ehrenvorsitzender Adolf Kolb (Respekt, wie die beiden Senioren unter ihren Schirmen stehend bis zum Schluss mitfieberten) den Pokal an Timo Mifka, den zu Recht stolzen Kapitän der überglücklichen Neuenheimer Mannschaft. Schließlich wünschte Alfred Lampert, flankiert von seinem Stellvertreter, dem strahlenden ASC-Vorsitzenden Dr. Werner Rupp, den Finalteilnehmern viel Erfolg im Badischen Pokal, dem BFV Hoepfner Cup.
Wenn der ASC Neuenheim der FC Nürnberg des Kreispokals ist, weil er dem hoch favorisierten Meister das Double verdarb, ist Taktikfuchs Dr. Holger Zimmer der Hans Meyer beim Anatomie-Sportclub. Nachdem Zimmer vor fast zehn Jahren, ebenfalls an Pfingsten, bereits das begehrte Double Meisterschaft und Kreispokalsieg schaffte, holte er nun - wie Meyer - zum zweiten Mal den Pott. Vielleicht wird es aber auch Dirk Schwanke, der den Doppel-Triumph unbedingt wollte, mit Hans Meyer halten, der einem Journalisten bekanntlich antwortete: "Wir werden zu Haus noch mal analysieren, wie das Ergebnis zustande kommen konnte, werden denjenigen, wenn wir ihn denn finden, erschießen - und dann geht's weiter."
Sicher ist: Erschossen wird in Wiesenbach niemand. Ganz und gar nicht! Denn Fairness wird bei den SG-Verantwortlichen groß geschrieben. So gratulierten Heinz-Ludwig Nöllenburg, 1. Vorstand, und Trainer Dirk Schwanke nach dem Spiel und im ASC-Gästebuch zum Pokalsieg. Eine noble Geste.
Aber weiter ging es beim begeisterten Pokalsieger tatsächlich. Und wie! Zunächst in der förmlich erbebenden Umkleidekabine, dann bis tief in der Nacht im Clubhaus. Und da zeigte sich eindrucksvoll, dass die ASC-Pokalfighter es nicht nur in den drei Beinen (zu denen laut Christoph Daum ja auch der Kopf zählt), sondern auch in der viel getesteten Kehle hat - gesanglich wie getränklich gesehen. Und an echten Stimmungskanonen wie "ASC-Bandleader" und Top-Innenverteidiger Felix "Der Glückliche" Louis, der den Pokal sogar mit nach Hause, wenn nicht gar ins Bett mitnahm, fehlte es ohnehin nicht in dieser denkwürdigen Pokalschlacht und -nacht.
Joseph Weisbrod
Von Sieghard Schindler
Heidelberg. (SgS)
Der pokalerfahrene Außenseiter ASC Neuenheim und der frischgebackene Meister und Pokal-Favorit SG Wiesenbach trafen sich gestern Abend vor 200 Zuschauem zum Heidelberger Kreispokal-Finale. Nach einem 1:1 (1:0) in der regulären Spielzeit behielten die Heidelberger nach dramatischem Elfmeterschießen mit 4:3 glücklich, aber nicht unverdient die Oberhand.
Der Kreisvorsitzende Alfred Lampert war von der zwar nicht hochklassigen, jedoch kämpferisch starken Partie stark angetan. "Ich gratuliere beiden Mannschaften, die bei diesen schwierigen Bedingungen ein packendes Spiel gezeigt haben". Bernd Riegler (Co-Trainer SG Kirchheim) meinte: "Ein glücklicher Neuenheimer Sieg. Wiesenbach hatte die größeren Spielanteile, nutzte aber seine Torchancen nicht."
Neuenheims Trainer Dr. Holger Zimmer war natürlich überglücklich über den unerwarteten Erfolg. "Meine Mannschaft hat über 120 Minuten eine taktische und kämpferische Meisterleistung gezeigt", schwärmte der Trainer, der auf den Tag genau nach neun Jahren das Team zum zweiten Mal zum Pokaltriumph führte.
Die SG Wiesenbach kam nicht wie gewohnt zu ihrem gefürchteten Kombinationsspiel, mit dem die Schwanke-Elf bisher so erfolgreich war. Der durch den ständigen Regen aufgeweichte Rasen verhinderte längere Ballstafetten, dazu führte ungenaues Zuspiel zu unnötigen Ballverlusten. Dem gastgebenden ASC Neuenheim gelang es auf der anderen Seite, durch konsequentes Stören die spielerische Unterlegenheit wettzumachen. Dies gelang den Zimmer-Schützlingen nahezu über die gesamte Spielzeit perfekt. Immer wieder wurden vielversprechende Offensivansätze der Wiesenbacher frühzeitig im Keim erstickt.
Bei gelegentlichen Kontervorstößen fiel vollkommen überraschend in der neunten Minute nach einem Freistoß durch Simon Keller das frühe 1:0 für den ASC. Wiesenbach versuchte danach, das Spiel besser in den Griff zu bekommen, was allerdings bei ganz wenigen Vorstößen nur ansatzweise gelang. Neuenheim verteidigte mit Glück und Geschick bis zur Pause den knappen Vorsprung.
Nach dem Seitenwechsel versuchte SG-Trainer Dirk Schwanke mit drei Auswechslungen mehr Schwung in die Angriffsaktionen seiner Mannschaft zu bringen. Doch immer wieder scheiterte die SG auf Grund der Ungenauigkeit der Schüsse oder weil ein Neuenheimer sein Bein noch dazwischenbrachte. Nach einem Eckball waren die Bemühungen des Favoriten von Erfolg gekrönt, als Torjäger Markus Heß in der 65. Minute ASC-Torwart Markus Gamer bezwang. Von da an versuchte die SG noch mehr Schwung in die Offensivaktionen zu legen. Mit Kontern sorgten die Platzherren jedoch immer wieder für Entlastung. Nachdem auch die Verlängerung torlos blieb, wurde die Partie durch den knappen Erfolg des ASC im Elfmeterschießen entschieden.