Heidelberg Kreisliga
Saison 2015/16, 2. Relegation

Vorbericht zur 2. Relegation

Sonntag 13.6.2016, 16:00 Uhr
SV Rohrbach/Sinsheim - ASC Neuenheim 2:3 n.V. (2:2,0:2)

Aufstellung des ASC Neuenheim
  1. Sven Goos
  2. Medin Dokara
  3. Florian Wörner
  4. Maximilian Kuberczyk (69. Sebastian Kraft)
  5. Caner Tilki
  6. Daniel Janesch
  7. Theo Jaspert
  8. Boris Gatzky
  9. Patrick Schleich
  10. Vincenzo Terrazzino (92. Paul Grafe)
  11. Michael Rebmann (46. Mark Servatius)
  12. Paul Grafe
  13. Tim Friesendorf
  14. Sebastian Kraft
  15. Hasan Karakus
  16. Konstantin Doerr
  17. Mark Servatius
  18. Sebastian Prior
  19. Dominic Treiber (ETW)
  20. Jacob Insua (ETW)
Tore
  • 0:1 3.Min Theo Jaspert, Kopfball nach Flanke von Maximilian Kuberczyk
  • 0:2 15.Min Theo Jaspert, nach Ecke von Boris Gatzky
  • 1:2 54.Min Christian Flaig
  • 2:2 85.MIn Emmanuel Häde
  • 2:3 117.Min Theo Jaspert, Volley in den Winkel nach Pass von Boris Gatzky

2 Karten für Neuenheim

  • 2.Min Gelb für Michael Rebmann
  • 82.Min Gelb für Boris Gatzky
Besondere Vorkommnisse
  • 15.Min Boris Gatzky verschießt Elfmeter nach einem Foul an Theo Jaspert


(Foto: Berthold Gebhard, fupa.net)

Humba, Humba, Täterä: ASC gewinnt 120-Minuten-Finalthriller vor 700 Zuschauern in Mauer und steigt hochverdient in die Landesliga auf!

Das erste Aufstiegs-Double in der Vereinsgeschichte

Als der Monnemer ASC-Sizilianer Vincenzo Terrazzino nach dem 120-Minuten- Finalthriller von Mauer das marineblaue T-Shirt mit dem Aufdruck "Yes We Can: Landesliga" überstreifte, sagte er mit verschwitztem Lächeln: Ich kann aber kein Englisch! Dabei barg der Auftritt seiner Mannschaft im gut gefüllten Elsenzzstadion durchaus englische Elemente in sich. Was Wayne Rooney nach dem EM-1:1 gegen Russland über die erste Halbzeit sagte, hätte auch von einem ASC- Spieler bzw. von Trainer Alexander Stiehl kommen können: "Wir haben guten Fußball gespielt, super Chancen produziert und das Spiel kontrolliert." Was dann passierte und die Dramaturgie bis in die letzte Nervenfaser steigerte, kommentierte Stehplatzgast und DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann mit philosophischer Lakonie: "So ist Fußball!" (RNZ).

Vincenzos Bundesliga-Bruder Marco Terrazzino dürfte wie die meisten Zuschauer am Neuenheimer Führungstreffer seine helle Freude gehabt haben. Nach Dosenöffner- Pass von ASC-Kapitän Boris Gatzky verlängerte Michael Rebmann elegant in die Laufbahn von Maximilian Kuberczyk. Dessen fein getunte Rechtsflanke köpft Theo Jaspert unhaltbar ins Rohrbacher Netzwerk. Damit bereitete der Jungspund just an seinem 21. Geburtstag sich und seinen Teamkollegen ein frühes Geschenk. Dieses Tor hätte der Hoffenheim-Rückkehrer Marco Terrazzino nicht besser vollenden können!

Nach viertelstündiger Neuenheimer Dominanz ist Theo Jaspert im Strafraum wieder mal zu flink auf den Beinen und wird rabiat von denselben geholt. ASC- Standardmaestro Boris Gatzky, der in der Saison alle Elfmeter verwandelt hat, scheitert dieses Mal trotz keineswegs kläglicher Ausführung am glänzend reagierenden SV-Torwart Lukas Müller (15.). Kurz darauf macht der Blonde aus Reutlingen sein Schusspech wieder gut, als er die Rohrbacher Unkonzentriertheit in der Elfer-Euphorie unbeeindrucktmit dem direkt folgenden Eckball nutzte. Seine scharfe Hereingabe verlängerte Tausendfüssler Theo Jaspert so, dass ihn ein Rohrbacher ins eigene Netz lenkte (16.).

Die A- und B-Junioren unter den mitfiebernden Anhängern des ASC Neuenheim, darunter die anatomischen Gründungsmitglieder Dr. Walter Herzog, Dr. Luz Kostrzewa, Fotograf Wolf Wyrwas und Urgestein Sepp Grädler trommeln ihre "Erste" weiter, immer weiter nach vorne. Hinten macht die herausragende Abwehrzentrale mit dem längst landesligatauglichen Tandem Caner Tilki und Medin Dokara, flankiert von den besten Nachbarn Florian Wörner (rechts) und Vincenzo Terrazzino (links) die Ballkanroute dicht. Im Mittelfeld sorgen Boris Gatzky, Daniel Janesch und Max Kuberzcyk für den Spieltrieb und den offensiven Nachschub.

Fupa.net-Livereporter Michael Czink: "Gelingt Rohrbach der Anschlusstreffer, dürfte das Finale nochmals spannend werden"!

Mit dem 3:0 hätten die Anatomen – ähnlich wie die überlegenen Engländer - vorzeitig für eine Vorentscheidung sorgen können, ja müssen. Doch Patrick Schleich nach Gassenpass von Medin Dokara (35.), Michael Rebmann nach Quervorlage von Theo Jaspert (37.) und erneut Theo Jaspert per Kopf nach Rechtsflanke von Michael Rebmann vergaben den fälligen dritten Treffer. Zwischenfazit des Wieslocher Ex-Bombers Ronny Zimmermann: "Neuenheim ist in jeder Hinsicht besser: Spielerisch, läuferisch und von der individuellen Klasse." (RNZ)

Es ist symptomatisch für den einseitigen Spielverlauf, dass die Blauschwarzen von SV-Langzeittrainer Joachim Heger erst in der 38. Minute auf die von Sven Goos nicht ohne Nervenkitzel gehütete Neuenheimer Beziehungskiste schoss – und das deutlich über die Latte. In seinem Liveticker-Halbzeitfazit schrieb fupa.net-Reporter Michael Czink zu Recht: "Bis zur 30. Min. war der ASC klar überlegen, doch Rohrbach kämpft sich immer mehr zurück in die Partie. Spieltechnisch ist Neuenheim im Vorteil. Gelingt Rohrbach der Anschlußtreffer, dürfte das Relegationsfinale nochmals spannend werden." Genauso kam es auch nach dem Wiederanpfiff des exzellenten 23jährigen Landesliga-Schiedsrichters Philipp Reitermayer (TSV Palmbach), der das umkämpfte, aber faire Relegationsfinale bestens im Griff hatte.

Im trügerischen Unterbewusstsein eines "leichten" Sieges lassen bei den ASC- Spielern die Konzentration und die bis dahin beeindruckende Tempodynamik nach. Die Ballverluste und Fehlpässe häufen sich, der SV Rohrbach kommt plötzlich mutig in die Partie und die Neuenheimer Vierer-Perlenkette erhält erste Kratzer. Nach formidabler Rechtsflanke des gefährlichen Nils Ohlhauser ist Christian Flaig an der Strafraumgrenze zur Stelle und rohrt den Ball in der 54. Minute zum 1:2-Anschluss ins ASC-Gehäuse.

Wer den Sack nicht zumacht, muss nachsitzen!

Die Neuenheimer Souveränität ist einer schleichenden Nervosität gewichen, die zu einer bedenklichen Schieflage auch im bis dato so stabilen Defensivverbund führt. Das von allen Psycho-Foltern erlösende 3:1 hat dann Schlüsselspieler Theo Jaspert auf dem schnellen Leichtfuß. Nach kecker Balleroberung strebt der Bochumer allein auf den heraus geeilten SV-Keeper Lukas Müller zu, schießt aber knapp am linken Pfosten vorbei (77.). Der Querpass auf den freien Mark Servatius, der das leere Tor vor sich hatte, wäre in dieser Situation die vielversprechendere Entscheidung gewesen. So ist es dem ebenfalls noch jungen SV-Toptorjäger Emmanuel Häde in der 86. Minute vorbehalten, den ihm nach einem Pfostenschuss vor die Füße geprallten Ball mit aller Raffinesse und Entschlossenheit ins kurze Eck zu schießen.

In der Verlängerung findet der ASC, im Kreis eingeschworen von Trainer Alex Stiehl, wieder in seine in den letzten neun gewonnene Pflichtspielen gestählte Siegermentalität und seinen Spielrhythmus wieder. Nach Powersolo und kluger Rückgabe des eingewechselten Paul Grafe prüft erneut Boris Gatzky Rohrbachs Zerberus Lukas Müller (105.). Doch auch nach der ersten Hälfte der Verlängerung steht es immer noch 2:2.

Als alles auf ein unbefriedigendes Elfmeterschießen hindeutet, macht wieder mal der Jüngste im gelben ASC-Trikot den Unterschied aus. Spitzenpass von Leader Boris Gatzky in die Spitze. Theo Jaspert setzt sich im Turboantritt energisch durch und jagt den Ball volley in den linken Rohrbacher Herrgottwsinkel. Ein Traumtor und der Lucky Punch in einer packenden Werbeveranstaltung für den Amateurfußball! Zum organisatorischen Gelingen dieses packenden Endspiels hat der Ausrichter-Verein SG Viktoria Mauer mit seinem unermüdlichen Helferteam maßgeblich beigetrage, Dafür ein dickes Kompliment und Dankeschön!


(Foto: Joseph Weisbrod)

Fröhliches Nachspiel mit Aufstiegs-Shirts, kollektivem Humba-Tanz, Bierduschen und Shooter Stars-Bar!

Nach dem Abpfiff eine Explosion der Freude und hemmungsloser Humba-Humba- Jubeltanz beim ASC Neuenheim mit den Junioren! Tiefe Niedergeschlagenheit beim letztlich so eindrucksvoll gescheiterten SV Rohrbach, der sich u. a. in der besonnenen Persönlichkeit von Joachim Heger, seit 10 Jahren Trainer beim Sinsheimer Kreisligisten, als äußerst fairer Verlierer erweist. Die großartige Aufholjagd seiner Spieler wurde nicht belohnt. Andererseits verdiente der ASC Neuenheim sich diesen Aufstiegssieg, weil er im Gegensatz zu England am Ende wieder die Kurve kriegte.

Mit dem Aufstieg der ersten Mannschaft in die attraktive Landesliga und der Edelreserve in die anspruchsvolle Kreisklasse A schreiben die Neuenheimer Seniorenteams Vereinsgeschichte. Erstmals steigen beide Mannschaften gemeinsam auf. In der Altstadtbar "Shooter Stars" feierten die Jungs um Shooting Star und Sonntagskind Theo Jaspert auf Einladung des ASC-Vorstands bis spät in die Nacht hinein diesen Triumph und nebenbei auch den gelungenen EM-Start von "La Mannschaft".

Einige Kostproben gibt’s anbei. Außerdem auf fupa.net/Baden: Der Liveticker von Chefredakteur Michael Czink, 28 spannende Spielszenen des Waldangellocher Relegationshelden und Sportredakteurs Christopher Benz und die fupa.net-Fotogalerie.

Joseph Weisbrod

Theo Jasperts doppelte Feier war stark gefährdet

Doch an seinem 21. Geburtstag wurde der Neuenheimer mit seinem späten 3:2-Siegtor gegen Rohrbach doch noch zum Aufstiegshelden

Von Wolfgang Brück
Mauer. Warum soll man es einfach machen, wenn es auch kompliziert geht? Durch ein ganz spätes Tor in der 116. Minute gewann der ASC Neuenheim das Relegations-Finale gegen den SV Rohrbach/Sinsheim mit 3:2. Lange Zeit hatte es danach ausgesehen, als ob der Heidelberger Kreisliga-Vize den Landesliga-Aufstieg im Spaziergang perfekt machen würde. Doch am Ende benötigte man Glück und die Verlängerung.

Früh köpfte Theo Jaspert nach präziser Flanke von Maximilian Kuberczyk die Neuenheimer in Führung (3.). Jaspert war auch beim Eigentor von Mirco Günther zum 0:2 nach einer Ecke von Boris Gatzky beteiligt (15.). In der Aktion davor war Gatzky mit einem Elfmeter an Torwart Lukas Müller gescheitert (14). Es sah gar nicht gut aus für Rohrbach, doch die deutliche Dominanz verführte den ASC Neuenheim zum Leichtsinn. Es fehlte die Entschlossenheit, das dritte Tor zu machen. Jaspert hatte die beste von mehreren Möglichkeiten, als er frei vor Torwart Müller seinen Mitspieler Gatzky übersah (76.). Der Kapitän hätte nur noch ins leere Tor schieben müssen.

So viel Großzügigkeit hätte sich beinahe gerächt. Denn nach der Pause wurde Rohrbach stärker, mutiger. Das 2:1 durch Christian Flaig nach Flanke von Nils Ohlhauser (55.) beendete die Neuenheimer Überlegenheit. Torjäger Emanuel Häde erzielte das 2:2. (86.).

Dann zeigte sich, wie schmal der Grat ist zwischen strahlendem Held und todtraurigem Verlierer. Theo Jaspert, der zuvor als Chancentod die lautstarken Neuenheimer Fans zur Verzweiflung gebracht hatte, machte sie am Ende doch noch glücklich. Der Doppelfeier stand nichts mehr im Weg. Denn der angehende Lehrer aus Bochum, der beim A-Klassen-Verein Weitmar 09 gespielt hatte und zum Studieren nach Heidelberg kam, wurde gestern 21 Jahre alt.

Bei Jasperts spätem Siegtor dürfte auch Sven Goos ein Stein vom Herzen gefallen sein. "Ich war heute schlecht", gestand der Neuenheimer Torwart selbstkritisch. Vielleicht zu selbstkritisch, auch wenn er mit seinen Dribblings im eigenen Strafraum fast Herzinfarkte ausgelöst hätte und er nach einem Ballverlust an "Manu" Häde Glück hatte, dass der gute Schiedsrichter Philipp Reitermayer keinen Elfmeter gab (74.).

Neuenheim gewann verdient, auch wenn das Spiel vor 700 Zuschauern, darunter auch der Neu-Hoffenheimer Profi Marco Terrazzino, einmal mehr zeigte, dass die Geheimnisse des Fußballs so schnell nicht gelüftet werden.

Selbst Deutschlands zweithöchster Fußballer Ronny Zimmermann - der DFB-Vize zog das Relegationsspiel in Mauer dem EM-Spiel in Lille vor - musste seine anfängliche Einschätzung korrigieren. "Neuenheim ist in jeder Hinsicht besser: Spielerisch, läuferisch und von der individuellen Klasse", sagte Zimmermann erst. Und später: "So ist Fußball."

Für die sympathischen Rohrbacher war’s richtig bitter. Am letzten Spieltag hatten sie durch eine Heimniederlage gegen Bad Rappenau noch Obergimpern vorbei ziehen lassen müssen, gestern wurde ihr tapferer Widerstand nicht belohnt. "Wenn man so spät scheitert, tut es weh", meinte Trainer Joachim Heger, der ein fairer Verlierer war.

Rohrbach: Müller - Rohleder, Münkel, Unser, Dewalil - Hirneth (113. Kramer), Günther - Authenrieth - Ohlhauser, Häde, Flaig (61. Hansel).
Neuenheim: Goos - Wörner, Tilki, Terrazzino, Dokara - Gatzky, Janesch - Kuberczyk (65. Kraft), Schleich - Rebmann (46. Servatius), Jaspert
Schiedsrichter: Reitermayer (Karlsruhe) - Zuschauer: 400 - Tore: 0:1 Jaspert (3.), 0:2 Eigentor Günther (15.), 1:2 Flaig (55.), 2.2 Häde (86.), 2:3 Jaspert (116.).

Live-Ticker von fupa-net