Kreisliga Heidelberg
Saison 2015/16
Vorbericht zur Landesliga-Relegation

Relaxed oder Relexit? Willkommen zum Finale um den Landesliga-Aufstieg

Am Sonntag um 16.00 Uhr steht für den ASC Neuenheim im Finale um den Aufstieg in die Landesliga zunächst auf der Speisekarte: Tough cookie! Ob dieser "harte Keks" nach dem Endspiel gegen den SV 1927 Rohrbach/S. mit Feier – oder Frustbier runtergespült werden kann, hängt nicht zuletzt davon ab, was sich in den Köpfen der Endspiel-Akteure auf dem gepflegten Rasenplatz der SG Viktoria Mauer abspielen wird. Das Fazit, das SV-Trainer Joachim Heger nach dem 4:2-Halbfinalsieg gegen den Mannheimer Vizemeister SpVgg Wallstadt zog, könnte auch von ASC-Coach Alex Stiehl stammen: "Das einzige, was man beanstanden kann, ist unsere Chancenauswertung."

Wie sieht’s in diesen Köpfen aus? Rohrbach stand die ganze Saison auf dem ersten Tabellenplatz der Kreisliga Sinsheim, wurde erst am letzten Spieltag vom Meister TSV Obergimpern abgefangen und in die undankbare Relegation verbannt. Gegen Wallstadt in St. Ilgen dann der hochverdiente Sieg, nachdem der Verein zuvor alle drei Relegationsspiele in den letzten 16 Jahren in St. Ilgen verloren hatte. Und jetzt mit frisch gestärktem Selbstbewusstsein der "ganz große Coup"?

Beim ASC lief es anders. In einer beispiellosen Aufholjagd mit acht Siegen in Serie fing Neuenheim den mit neun Punkten vorne liegenden 1. FC Dilsberg fast noch ab. Und schlug am letzten Sonntag vor der Traumkulisse von 800 Zuschauern den Landesliga-Dino DJK/FC Ziegekhausen/Peterstal aufgrund des Chancenplus und der Spielanteile verdient nach Elfmeterschießen mit 5:3 (n. V. 1:1). Die Siegermentalität ist intakt!


(Foto: Pfeifer)

Für fupa.net-Redaktion ist der ASC Neuenheim "Favorit"!

Auch wenn die fupa.net-Redaktion in ihrer Vorschau auf das Finale in Mauer dem ASC die Favoritenrolle zuschreibt: Der SV Rohrbach/S. ist keineswegs in der Rolle des Underdogs, in der sich die Kreisliga Sinsheim vor solchen Duellen gerne wähnt. Eine spiel- und offensivstarke Mannschaft wie die SpVgg Wallstadt musst du erst mal ausschalten! Mit 63 Punkten und 80:38 Toren hat der fast 100jährige Verein eine herausragende Saison hingelegt – und dabei nur fünf Niederlagen kassiert. Die meisten Tore erzielte der 20jährige Emanuel Häde (20), der gegen Wallstadt bereits in der 1. Minute zugeschlagen hatte. Zum Vergleich: Der ASC brachte es auf 70 Punkte, 92:36 Tore und verlor nur viermal. Neuenheim ist unter den Top Ten der Kreisliga-Torjäger zudem gleich mit drei Akteuren vertreten: Boris Gatzky, Michael Rebmann und Theo Jaspert.

Landesliga-Aufstieg mit dem zehnten Sieg in Folge?

Mit dem zehnten Sieg in Folge könnten die sezierfreudigen Anatomen am Sonntag im Elsenz-Stadion von Mauer den zweiten Landesliga-Aufstieg nach fast zwei Jahrzehnten perfekt machen. Dazu bedarf es wie schon beim Zuschauerboom in Kirchheim einer prächtigen und lautstarken Kulisse, die dem ASC Neuenheim die Daumen drückt und dem Kraichgau-Anhang nicht das Stimmungsbarometer überlässt. Die herrliche Sportanlage in Mauer ist von Heidelberg aus leicht zu erreichen. Auch die vorverlegte Anstoßzeit um 16.00 bietet nach dem Finale – selbst bei Verlängerung und Elfmeter-Schießen - reichlich Zeit und Gelegenheit, sich auf den EM-Start von "La Mannschaft" am Sonntag abend um 21.00 Uhr einzustimmen.

Eines ist sicher: Die Viktorianer der SG Mauer werden im 3.500 (!) Zuschauer fassenden Elsenzstadion hervorragende Ausrichter und Gastgeber sein!

Freuen wir uns auf ein schönes, erfolgreiches, mit dem Aufstieg gekröntes Saisonfinale am Sonntag in Mauer! Es muss ja nicht unbedingt einen nervenaufreibenden Elfmeter-Showdown wie gegen DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal – auch wenn wir mit Sven Goos einen Elfmeter-Killer in der Beziehungskiste haben.

Joseph Weisbrod

Die Religion in der Relegation

Von Papstuhren, Kirchenfürsten und Theologie-Studenten – Neuenheim trifft auf Rohrbach, Rockenau auf Bammental II

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Oswald Mussler, Ordner beim SV Sandhausen und ein feiner Kerl, schwört darauf, dass der Höhenflug des Zweitligisten auch mit seiner Papst-Uhr zu tun hat. Die trägt er als Glücksbringer bei wichtigen Spielen. Andere sind der Meinung, dass der heilige Glaube nicht für den schnöden Fußball missbraucht werden soll.

Wir sagen deshalb nicht, dass der Liebe Gott über die Neuenheimer Boris Gatzky, Medin Dokara, Maximilian Kuberczyk und Daniel Janesch seine schützende Hand gehalten hat, als sie die Elfmeter zum 5:3-Sieg im Relegations-Halbfinale gegen Ziegelhausen verwandelt haben. Obwohl, einen guten Draht nach ganz oben hat der Anatomie-Sportclub. Heinrich Bedford-Strohm, als Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Chef von knapp 23 Millionen Protestanten, hat früher mal in Neuenheim gekickt. Außerdem ist er Patenonkel von Michelle, der Tochter des neuen und alten Vorstandsmitgliedes Max-Peter Gantert.

Der SV Rohrbach/Sinsheim, am Sonntag (16 Uhr) in Mauer der Gegner des ASC Neuenheim um den letzten freien Platz in der Landesliga Rhein-Neckar, kann in dieser Hinsicht nicht mithalten. Auch wenn Torjäger Emanuel Häde, wie wir vom stolzen künftigen Schwiegervater Uli Brecht, dem früheren Trainer des FC Bammental, erfahren duften, Theologie studiert.

Häde (22 Saisontore) und Nils Ohlhauser (18 Saisontore) sind die eher weltlichen Waffen des Vizemeisters aus der Kreisliga Sinsheim, der sich im Halbfinale etwas überraschend mit 4:2 gegen die SpVgg Wallstadt durchsetzen konnte. Gäbe es den Begriff Fahrstuhl-Mannschaft nicht schon, man müsste ihn für Rohrbach erfinden. In den letzten Jahren pendelte der Verein zwischen Kreis- und Landesliga.

Der große Rats-Vorsitzende Bedford-Strohm auf der einen und der Theologiestudent Häde auf der anderen Seite: Ganz so gewaltig sind die Größen-Unterschiede vor dem Spiel am Sonntag in Mauer zwar nicht, doch Neuenheim, das zuletzt neunmal hintereinander gewann, ist Favorit. Auch wenn in Rohrbach nach der am finalen Spieltag verpassten Meisterschaft aufgrund des Halbfinal-Erfolges die Zuversicht gewachsen ist. "Wir wollen den Schwung mitnehmen und rechnen uns eine gute Chance aus", sagt Rico Unser. Der Kapitän ist der kleine Bruder des Eppinger Meistertrainers Marco Unser.


Rhein-Neckar-Zeitung vom 10.6.2016