Heidelberg. (RNZ) In der Qualifikation zum Heidelberger Fußball-Kreispokal sorgte die SpVgg Neckarsteinach/ Hirschhorn II mit einem 5:4-Sieg über Kreisligist ASC Neuenheim für eine Sensation. Der neue Spielertrainer Steffen Heckmann – er kam von Rothenberg – begeisterte mit vier Treffern rund 100 Zuschauer im Steinachtal.
Von Wolfgang Brück
Neckarsteinach. Jubelstürme hallten durchs Steinachtal, so dass beim gepflegten Grillfest der Familie Hill im Mühlackerweg die Gläser klirrten. Mit 5:4 kickte die Spielgemeinschaft Neckarsteinach/ Hirschhorn II auf dem benachbarten Sportplatz den hoch favorisierten Kreisligisten ASC Neuenheim II aus dem Pokal- Wettbewerb.
Auch wenn das 15:14 des SV Sandhausen gegen den VfB Stuttgart, das 1:0 des FV Weinheim gegen Bayern München oder der 2:1-Husarenstreich des VfB Eppingen über den Hamburger SV ein paar Nummern größer sind, einmal mehr wurde wahr: Im Pokal ist alles möglich.
Von den neun Qualifikations-Spielen zur ersten Runde im Heidelberger Kreispokal schien Neckarsteinach/Hirschhorn II gegen Neuenheim II die sicherste Bank. Die zweite Mannschaft der Anatomen hatte die letzte Kreisliga-Saison als Vierter beendet. Sie gehört auch diesmal zu den Mannschaften, denen Meisterschaft und Aufstieg zugetraut wird.
Um die SpVgg Neckarsteinach musste man sich dagegen bis vor Kurzem große Sorgen machen. Nach dem Abstieg aus der A-Klasse drohte der Absturz in die C-Klasse. Mit nur einem Punkt und einem Torverhältnis von 6:95 ging der Letzte der B-Klasse in die Corona-Pause. Zwischenzeitlich drohten die Lichter ganz auszugehen. Nur eine Spielgemeinschaft mit dem FC Hirschhorn bewahrte vor dem Aus.
Ein Trio führte den Verein aus dem Tal der Tränen. Christian Wannowsky, Torwart-Legende aus Hirschhorn, ließ seine Kontakte spielen und überzeugte den Odenwälder Sturmtank Steffen Heckmann, die "Mission Impossible" zu übernehmen. Der 28-jährige Torjäger der SG Rothenberg sagte zu. Unter einer Bedingung.: "Mein Cousin Christoph Werner muss mit."
Werner, Abteilungsleiter bei einem Hirschberger Unternehmen, war mal Cheftrainer beim Kreisligisten FC Finkenbachtal und steht dem neuen Spielertrainer als Assistent zur Verfügung. Die beiden Oberhainbrunner rüsteten auf: Yannik Hofmann, Manuel Koch, Marcel Lähn und Leon Schäfer wechselten nach Neckarsteinach. Florian Hofstetter und Lars Bittermann bekamen wieder Spaß am Fußball. Goumba Gueye der 28 Tore gemacht hatte, kehrte zurück.
"Wir haben dem Verein neues Leben eingehaucht", stellt Christoph Werner fest. Das trifft es gut. Im Schönauer Tal steppte der Bär. Dazu trugen nicht zuletzt zahlreiche Fans aus dem Odenwald bei. Sie waren gekommen, um ihre Kumpel bei ihrem Pflichtspiel-Debüt im Fußballkreis Heidelberg zu unterstützen.
Das ist um so erstaunlicher, als der SG Rothenberg der Verlust ihres Torjägers bitter weh tut. "Die haben gesagt, ich sei ihre Lebensversicherung", schmunzelt der gelernte Maler, der sich gerade in Hirschhorn mit einem Freund selbstständig gemacht hat. 30, manchmal 40, einmal sogar über 50 Tore hat der 1,95 Meter große Sturmführer Jahr für Jahr erzielt. Doch alle Angebote lehnte er ab: "Für mich bedeutet Fußball Spaß und nicht fünfmal in der Woche Training."
Vier der fünf Tore gegen Neuenheim schoss Heckmann selbst, das 2:2 durch Ronny Schatzer bereitete er vor. "Er war überragend. Der Spieler des Spiels", lüpfte auch Gäste-Trainer Frank Schüssler den Hut. Der Filialleiter bei der Sparkasse in Weinheim war ein fairer Verlierer. Er gab zu: "Die Neckarsteinacher haben uns den Schneid abgekauft."
Wie lästige Fliegen habe Heckmann seine Gegenspieler abgeschüttelt, staunte Ex-Trainer Bernd Vollmer. Doch ein Schuh wurde nur daraus, weil die Kollegen alles aus sich rausholten. Der Trainer und Matchwinner: "Die Jungs haben sich in jeden Ball geworfen. Es war ein Sieg der Leidenschaft."
Den Schwung will der Pokalschreck in die nächste Runde bei der Spielgemeinschaft Waldhilsbach/Gaiberg. mitnehmen. In der B-Klasse ist aus dem Prügelknaben ein Kandidat für die obere Tabellenhälfte geworden. Manche können es noch gar nicht fassen. "Ich bin einfach nur glücklich", sagt der altgediente Torwart Andreas Koch, "so etwas habe ich in Neckarsteinach lange nicht mehr erlebt."
SpG Neckarsteinach/Hirschhorn II: Andreas Koch, Florian Hofstätter, Theocharis Kalpakidis, Lars Bittermann, Christoph Werner, Manuel Koch, Ronny Schatzer (64. Goumba Gueye), Leon Partschefeld (93. Marcel Laehn), Steffen Heckmann, Ashot Barsegian - Trainer: Steffen Heckmann
ASC Neuenheim II: Jonas Kürsch, Lukas Körmös (46. Moses Yulafci), Lukas Kanuscak, Felix Dipper, David Wehner, Ralf Berger, Jannik Muthny (64. Georg Leistikow), Yannis Wild (79. Noah Watling), Antonio Jochmann, Matthias Klauditz, Tyrell Odinma (46. Daniel Hinninger) - Trainer: Frank Schüssler
Tore:
Schiedsrichter: Ulf Schmidt (Dielheim)