Aufstellung des ASC Neuenheim II
|
Tore
3 Karten für Neuenheim
|
Von Trainer Timo Mifka akribisch-exzellent auf die Stärken und Schwächen des Gegners eingestellt, lieferte der Außenseiter eine beeindruckende Partie ab, dominierte phasenweise und verdiente sich den späten Ausgleich durch Florian Wörner nach einer Flanke von Felix Frank in der 90. Minute und die ausgeglichende Verlängerung mit einer taktischen, kämpferischen und spielerischen Klasseleistung. Dabei hatten die zahlreichen türkischen Fans voreiligerweise schon ihre weißen Pokalsieger-Shirts übergestreift!
Nach der torlosen Verlängerung hielt der für den vom Platz gestellten Stammkeeper Giovanni Vitali vom Mittelfeld ins Tor beorderte Mario Burato einen Strafstoß von Patrick Helten. Auch der ausgezeichnete ASC-Torwart Jacob Insua wehrte einen Elfer glänzend ab. Doch Schiedsrichter Felix Arnold ließ den Fehlschuss wiederholen, weil der reaktionsschnelle Keeper aus Barcelona sich zu früh bewegt haben soll. Eine fragwürdige Regelauslegung für ein "Vergehen", das ansonsten kaum noch geahndet wird.
Der ASC Neuenheim gratuliert dem alten und neuen Kreispokalsieger 1. FC Wiesloch zum ersten Double nach dem SV Sandhausen vor 27 Jahren! Ein Extralob und Dank gebührt dem vorzüglichen Gastgeber SG HD-Kirchheim!
Joseph Weisbrod
Heidelberg. Der Held des Tages bedankte sich bei seiner Frau Jale und vergaß auch nicht, seinen Hund zu erwähnen: Einen Mops namens Bonsuk. Mario Burato hielt gestern Nachmittag im Elfmeterschießen des Kreispokal-Finales einen Strafstoß von Patrick Helten. Der 1. FC Wiesloch gewann dadurch mit 6:4 gegen den ASC Neuenheim II. Zum ersten Mal seit 27 Jahren gelang es damit einem Verein, den Pokal zu verteidigen. Damals glückte dem SV Sandhausen das Double.
Kurios: Der Elfmeter-Töter ist gar kein Torwart. Der 25-jährige Mittelfeldspieler, der auch noch einen Strafstoß selbst verwandelte, zeichnete sich bisher mit acht Saisontreffern aus. Notgedrungen musste er sich gestern das Torwarttrikot überstreifen, nachdem Giovanni Vitali wegen einer Notbremse vom Platz gestellt worden war. Noch nie zuvor, verriet der Ersatzkeeper hinterher, habe er im Tor gestanden. Es war eine Premiere wie im Märchen.
Dabei hätte um ein Haar Jacob Insua den Helden-Status erlangt. Der Neuenheimer Torwart meisterte ebenfalls einen Strafstoß. Doch Schiedsrichter Felix Arnold war der Meinung, dass er sich dabei zu früh bewegt hatte. Der Unparteiische aus Mannheim lag mit dieser Entscheidung wohl genauso richtig wie beim 1:1-Ausgleich des ASC Neuenheim (90.). Felix Frank hatte geflankt, Vitali rutschte der Ball aus der Hand und Florian Wörner schoss ein. Der 1. FC Wiesloch war durch Burak Güner in Führung gegangen (26.).
Rund 300 Zuschauer erlebten ein erstaunlich ausgeglichenes Pokalfinale. Der ASC Neuenheim II, Siebter der A-Klasse, machte dem Meisterschaftsanwärter der Kreisliga das Leben verdammt schwer. "Respekt vor dem starken Gegner", lüpfte Mehmet Öztürk den Hut. Mit seiner Mannschaft konnte der Wieslocher Trainer nur bedingt zufrieden sein, was vielleicht auch damit zu tun hat, dass mit Andy Kühn und Kadir Bozbay – sie sahen beim 2:2 am Gründonnerstag gegen Ziegelhausen die rote Karte – sowie mit Sergen Sertdemir gleich drei gesperrte Spieler fehlten. Sertdemir wurde beim "Skandalspiel" in Eberbach vom Platz gestellt. Die in der 92. (!) Minute abgebrochene Partie wurde mit 3:0 für den VfB Eberbach gewertet. Der 1. FC Wiesloch erhielt eine Geldstrafe von 200 Euro, Öztürk bekam 150 Euro aufgebrummt. "Lächerlich" findet der Wieslocher Trainer diese Strafen. Er kündigte Berufung an.
"In der Fairness-Tabelle liegt der 1. FC Wiesloch im Mittelfeld", wirkte der Kreisvorsitzende Johannes Kolmer Vorurteilen entgegen. Auch beim Endspiel am Ostermontag in Kirchheim herrschte eine ausgesprochen freundliche und friedliche Stimmung.
"Ich bin sehr, sehr stolz auf meine Mannschaft", stellte der Neuenheimer Trainer Timo Mifka fest, für den am Saisonende ebenso Schluss ist wie für Öztürk. In Neuenheim geht es seit der Eröffnung des Fußballcampus steil bergauf. Die Zahl der Mitglieder hat sich auf 600 verdreifacht. Neben der zweiten Mannschaft schreibt auch die A-Jugend Schlagzeilen im Pokal. Der Verein ist dabei, den Gegenbeweis dafür anzutreten, dass Heidelberg keine Fußballstadt ist. Dr. Werner Rupp, Chemiker, Gründungsmitglied und Vorsitzender seit nahezu 40 Jahren, meint: "Das wurde auch über Mainz und Freiburg gesagt."
Das Pokalfinale gestern war jedenfalls eine Werbung für den Fußball.
ASC Neuenheim II: Insua – Frank, Kranzhöfer, Saggau (69. Schneider), Helten – Wehner (55. Helfenritter), Wörner – Hinninger (53. Scheel), Riedesel, Servatius – Smarsly.
1. FC Wiesloch: Vitali – Marcello Monetta, Marco Monetta, Hohnloser, E. Güner (78. Göztas) – Burato, Kog (56. Okyay) – Matteo Monetta – Bekyigit (95. Turai), Ü. Bozbay (89. Winkler), B. Güner.
Schiedsrichter: Arnold (Mannheim); Zuschauer: 300;
Tore: 0:1 B. Güner (26.), 1:1 Wörner (90.);
Elfmeterschießen:
1:2 Marco Monetta
2:2 Smarsly
2:3 Burato
3:3 Wörner
3:4 Hohnloser
4:4 Helfenritter
4:5 Matteo Monetta
Neuenheim verschiesst
4:6 Göztas
Gelb-rote Karte: -/Vitali (105.)
Joseph Weisbrod