Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
1 Karten für Neuenheim
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Das Leimener Stellwerk am Ende doch noch geknackt: Das packende Pokalderby der Kreisligisten entschied der Gastgeber nach 120 Minuten hochverdient für sich. In der Anfangsphase herrschte noch Chancengleichheit. 11. Minute: ASC-Kapitän Serdar Özbek stellte mit seinem Heber über das Lattenkreuz das erste Warndreieick auf. Kurz darauf lenkte ASC-Torwart Bastian Orth einen tückischen Flachschuss gerade noch aus der Gefahrenzone (14.).
Während Neuenheim die Partie nach und nach in den Griff bekam, gab die Mannschaft des besonnenen VfB-Trainers Bernd Riegler einen wichtigen Arbeitsplatz ab. Die neue, vom ASC gekommene Offensiv-Führungskraft Mathias Riedesel wurde vom tadellos leitenden Schiedsrichter Andreas Stöcklin mit der gelbroten Meckerkarte in die sozialen Schranken bzw. des Feldes verwiesen (30.). Kurz darauf prüfte der gewohnt abgeklärte Neuenheimer Abwehrchef Michael Ziegler den nicht nur in dieser Szene großartigen VfB-Torwart Thomas Matuszyk mit einem Nahschuss auf das Schärfste (35.).
Dann die gerechte Führung für den nun deutlich überlegenen Gastgeber. Auslands- Rückkehrer Lukas Bachert, der im Mittelfeld ein kluges Spiel hinlegt, zieht aus 20 Metern kraftvoll ab. Auch ein Thomas Matuszyk kann nur glänzend abklatschen. Serdar Özbek ist da, wo ein Instinkttorjäger sein muss, und vollstreckt mit digitaler Präzision zum 1:0 (38.). Doch anstatt den Ball in den eigenen Reihen zirkulieren zu lassen und das Skalpell in der eigenen Hand zu behalten, schlagen die Anatomen unmotivierte lange Messerpässe und bringen den dezimierten Gegner so leichtfertig in Ballbesitz. Die Folge: Einen steilen Aufreißerschlag nimmt VfB-Defensivmann Jannick Oestreich entschlossen mit und zimmert die Kugel quasi mit dem Halbzeitpfiff unhaltbar in den linken oberen Torwinkel (45.)
Der VfB spielt fortan nur noch gegen statt mit dem Ball, verbarrikardiert sich fast komplett in der eigenen Hälfte. Nun geht es auf dem Rasen eine ganze Weile zu wie auf dem Mainzer Hauptbahnhof: Beim ASC ist kein Zug drin, das Leimener Stellwerk um den umsichtigen Vorsteher und Kapitän Artur Oswald hält den mehr oder weniger umständlichen Attacken der Neuenheimer ohne große Verausgabung stand. Doch dann fällt im emsigen Leimener Fahrdienst ein weiterer Mitarbeiter aus. Ein Härtefall. Denn Robin Neuert steigt nach der ersten Gelbwarnung erneut zu heftig gegen Neuenheims auf der rechten Außenbahn durchweg überzeugenden Neuzugang Nils Hauck allzu deftig ein und landet – selber schuld - auf dem gelbroten Abstellgleis (64.).
Doch der ASC lässt, wie Trainer Matthias Hohmann mahnt, im Aufbau "die Spielintelligenz" vermissen. Man könnte es auch weniger intellektuell formulieren: Der ASC stellt sich einfach zu doof an, um seine quantitative Überlegenheit qualitativ umzusetzen, sprich: Das entscheidende Tor zu erzielen. Bis auf einen raffinierten Freistoß von Co-Trainer Timo Mifka, den VfB- Gralshüter Thomas Matuszyk prächtig pariert, haben die allzu umständlichen und ungeduldigen Neuenheimer während der regulären Spielzeit nicht viel Gefährliches zu bieten. Wie schon nach dem Erstrundensieg bei der SG ASV/DJK Eppelheim II muss der Anatomie-Sportclub zur Strafe beim Stande von 1:1 in die ungeliebte Verlängerung.
Des Trainers leidenschaftliche Vorworte zum letzten Akt dieses Kreispokalkrimis fruchten. Zwar verläuft die erste Hälfte trotz Neuenheimer Einbahnstraßenfußballs torlos. Doch in der 110. Minute klappt es mit dem von Matthias Hohmann verordneten Geduldsspiel. Yves Hilger, ein am Ende ziemlich ausgepowerter Power-Aktivposten – wie auch der überragende Mittelfeld-Gaucho und Marathonmann Juan Pablo Valdez – wühlt sich energisch durch und flankt scharf auf den linken Pfosten. Der eingewechselte "Mister Wichtig" Daniel Toma vollstreckt aus kurzer Distanz zum längst überfälligen 2:1. Die Erlösung! Vier Minuten später macht der alterslose Torjunkie Timo Mifka nach einem Ramadan- Feierpass von Sturmfreund Serdar Özbek mit einem Hightech-Schuss ins lange Eck alles klar für die dritte Runde.
Dort wartet am nächsten Sonntag mit dem Kreisklasse A-Topclub SV Waldhilsbach, der zuvor an gleicher Stätte den Heidelberger SC mit 2:7 demontiert hatte, der nächste Gegner im Heidelberger Kreispokal. Bei einem Sieg würde der ASC Neuenheim sich nach Jahren der Abstinenz endlich mal wieder für das Viertelfinale qualifizieren.
Joseph Weisbrod
Joseph Weisbrod