Heidelberg Kreisliga
Saison 2012/13, 3. Spieltag

Vorbericht zum 3. Spieltag in der Rhein-Neckar-Zeitung

Samstag 1.9.2012, 16:00 Uhr
ASC Neuenheim - 1. FC Dilsberg 1:4 (1:2)

Aufstellung des ASC Neuenheim
  1. Burak Polat
  2. Yves Hillger
  3. Robin Neuert
  4. Vincenzo Terrazzino
  5. Holger Loch
  6. Atilla Ercan
  7. Stefan Holter
  8. Daniel Toma (76. Timo Mifka)
  9. Mathias Riedesel
  10. Boris Gatzky
  11. Serdar Özbek
  12. Andreas Roth
  13. Matthias Hohmann
  14. Timo Mifka
  15. Jan Münch (ETW)
Tore
  • 0:1 4.Min Benjamin Oswald
  • 1:1 9.Min Daniel Toma, nach Querpass von Boris Gatzky
  • 1:2 38.Min Nils Hauck
  • 1:3 66.Min Timo Scholl
  • 1:4 71.Min Timo Scholl

Karten für Neuenheim

  • 13.Min Gelb für Boris Gatzky
  • 36.Min Gelb für Yves Hillger
  • 89.Min Gelb für Stefan Holter

Nur eine "Momentaufnahme"?! ASC verpatzt Heimpremiere gegen Dilsberg!

Vor den Augen von RNZ-Chefreporter Wolfgang Brück, die wahrlich viel im Fußball gesehen haben, enttäuschte der ASC Neuenheim bei seiner Heimpremiere und verlor sogar in der Höhe verdient. Eine Frage wurde Dr. Sommer alias Martin Goldstein immer wieder gestellt: "Was soll ich nur tun?" Diese Frage schienen sich auch die Neuenheimer Spieler, allerdings in einem wesentlich reiferen Alter als die "Bravo"-Minderjährigen, beim Heimdebüt gegen den 1. FC Dilsberg zu stellen. Eine wirklich befriedigende Antwort fanden sie an diesem Samstag weder in der Defensive noch in der Offensive.

Bereits in der 4. Minute schnitten die Anatomen sich ins eigene Fleisch. Sie präsentierten den Dilsbergern die Führung gleichsam auf der Nierenschale. Benjamin Oswald musste das Torgan nur noch dankend einpflanzen (4.). Doch der ASC korrigierte den leichtfertigen Rückstand schnell. Der fußballerisch bestens aufgeklärte Neuzugang Boris Gatzky passte im Strafraum auf Daniel Toma, der stramm ins lange Eck vollstreckte (9.).

Neuenheim hatte nun seine stärkste, weil aufbau- und kombinationssicherste Phase. Nach Hackenvorlage des einsamen Stürmers Serdar Özbek hatte erneut Boris Gatzky das 2:1 auf dem Fuß (35.). Statt dessen fiel der zweite Treffer unter gnädiger Mithilfe der ASC-Abwehr auf der Gegenseite. Der aus personeller Not in die Innenverteidigung abkommandierte Vincenzo Terrazzino, der mit einer Art konstruktivem Catenaccio und vorbildlichem Einsatz überzeugte, versuchte verzweifelt zu retten. Doch Nils Hauck konnte die flache Linkshereingabe von Turbodribbler Steffen Rittmeier aus kurzer Distanz dank anatomischer Oberschenkelhilfe ins Netz lenken (38.).

Die Megachance auf den Ausgleich bot sich den Neuenheimern bald nach dem Wiederanpfiff des ebenso untadeligen wie jovialen Schiedsrichters Wilfried Emtmann vom SV Waldhof Mannheim. Eine Flanke von Boris Gatzky nahm der im Mittelfeld eingesetzte Stefan Holter volley. Sein Schuss war aber nicht hart und platziert genug, um den guten FC-Keeper Georg Mayer in Verlegenheit zu bringen (52.).

Insgesamt wirkten die Gelbschwarzen von FC-Trainer Jens Großmann bissiger, zweikampfstärker und zielstrebiger. Da stand eine Einheit auf dem Platz, deren Mitglieder sich gegenseitig anfeuerten und unterstützten. Diesen ge- und entschlossenen Eindruck vermittelte die in den Vor-Spielen noch so kompakte und abgeklärte Mannschaft des ASC Neuenheim keineswegs.

Insbesondere die einheimische Defensivarbeit, die bekanntlich ganz vorne anfängt, war eher von Lecks als von Leckereien geprägt. So auch bei der Vorentscheidung in der 66. Minute. Ein Neuenheimer Mittelfeldspieler ließ sich auf ein überflüssiges Zweikampf-Techtelmechtel ein und verlor prompt den Ball. Der fand just einen FC-Angreifer. Der eingewechselte Timo Scholl fragte nicht Dr. Sommer, was er tun soll mit seinen Fußballerhormonen. Er strebte zur Beziehungskiste und überwand den 20jährigen ASC-Torwart Burak Polat lustvoll mit einem Aufsetzer.

Fünf Minuten später vollendete Scholl seinen Doppelakt nach einem naiven Stellungsfehler auf 1:4 (71.). Danach brachte ASC-Trainer Matthias Hohmann nach langer Verletzungspause den Neuenheimer Goalgetter – mit 18 Toren! - der vergangenen Ligarunde. Doch selbst Timogol Mifka konnte bei seiner Saisonpremiere keinen substanziellen Beitrag mehr zu einer Aufholjagd leisten.

Nach dieser ernüchternden Heimpleite – nur eine "Momentaufnahme", wie ASC-Trainer Matthias Hohmann nach dem Abpfiff hoffte - ist der ASC Neuenheim seine Favoritenrolle erst einmal los. Der forsche Gast aus Dilsberg, bei dem der 41jährige Ur-Neuenheimer Thomas Vobis gemeinsam mit dem aggressiv verteidigenden Co-Trainer Daniel Weitzell eine unerschütterliche Vorstellung im Abwehrzentrum bot, bleibt mindestens 24 Stunden auf dem ersten Tabellenplatz der Kreisliga Heidelberg.

Bereits am Mittwoch hat der ASC Neuenheim die Möglichkeit zur Rehabilitation: Um 19.00 Uhr beim Landesliga-Absteiger und Überraschungs-Schlusslicht SG Dielheim. Joseph Weisbrod

Spieltag und Tabelle

Transplantationen mit Komplikationen

Nach dem 1:4 gegen starken FC Dilsberg setzt Neuenheims Trainer Hohmann auf die Selbstheilungskräfte: Dank für die Niederlage

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. In der Medizin wird den Selbstheilungskräften immer noch zu wenig Bedeutung beigemessen. Nicht so bei Matthias Hohmann, dem Trainer des Anatomie-Sportclub Neuenheim. Nach dem 1:4 am Samstag gegen den FC Dilsberg machte Hohmann eine bemerkenswerte Feststellung: "Ich bin dankbar für diese Niederlage." Allzu selbstsicher sei seine Mannschaft gewesen nach dem 6:2- Auftaktsieg beim VfB Wiesloch und den vielen Vorschusslorbeeren.

Mit zehn Neuzugängen hat sich der letztjährige Vizemeister verstärkt, darunter so namhaften wie den ehemaligen Oberliga- Spieler Vincenzo Terrazzino und Boris Gatzky, der in der Jugend mit Mario Gomez und Sami Khedira in einer Mannschaft stand. Entsprechend anspruchsvoll ist das Saisonziel der Akademiker. "Wir wollen in die Landesliga aufsteigen", sagen der Vorsitzende Dr. Werner Rupp und sein Vize Joseph Weisbrod. Doch e nach größeren Transplantationen braucht man ein wenig Geduld.

Der FC Dilsberg kam mit einer eingespielten Mannschaft an den Harbigweg und gewann dank "Leidenschaft und Kampfgeist" (Trainer Jens Großmann) verdient. Sehr zur Freude übrigens von Rainer Ohlhauser. Der inzwischen 71-Jährige versäumt kaum ein Spiel seiner Gelb-Schwarzen. Der große Sohn aus dem Neckargemünder Ortsteil wurde mit Bayern München Europoacupsieger, Deutscher Meister und Pokalsieger. In einer Mannschaft mit Franz Beckenbauer, Sepp Maier und Gerd Müller. Mit 16 spielte er auf dem Dilsberg bereits in der Ersten, jetzt hält er sich in der Turnabteilung fit.

Über das Saisonziel mag der Altmeister nichts sagen, zurückhaltend äußert sich auch der erste Vorsitzende Arno Bernauer: "Wir wollen unter die ersten Fünf kommen." Unter dem sympathischen Jens Großmann gelang vor einem Jahr der Aufstieg in die Kreisliga und in der ersten Saison ein guter sechster Platz.

Dabei wurde die Mannschaft in den letzten Jahren systematisch verjüngt, obgleich die Jugendabteilung in den älteren Jahrgängen nur noch aus sieben Spielern besteht. "Viele Jugendliche spielen lieber Tennis oder werden zu sehr von der Schule in Anspruch genommen", klagt der Spielausschuss-Vorsitzende Ayhan Zorla.

Ein weiteres Problem: Ab dem Spätherbst ist der Sportplatz kaum bespielbar. Zum Training müssen die Dilsberger ins Fitness-Studio fahren.

Besser haben es die Akademiker. Im nächsten Frühjahr wird der Fußball- Campus Neuenheim/Handschuhsheim fertig. Die rund hundert Nachwuchsfußballer des Vereins bekommen eine neue Heimat und auch die Herrenmannschaften ziehen von der falschen auf die richtige Seite des Neckars um.

Der Vorstand kann stolz auf das Drei-Millionen-Projekt sein, das auch mit Hilfe der Dietmar-Hopp-Stiftung zustande kommt. 35 Jahre nach der Gründung des ehemaligen und vielleicht zukünftigen Landesligisten geben immer noch Akademiker den Ton an. Die 280 Mitglieder sind weltweit zu Hause, bis in die USA und nach Südafrika. Zu ihnen gehören Professor Dr. Wolf-Georg Forßmann, der Sohn eines Medizin-Nobelpreisprägers und Erfinder des Herzkatheters, sowie Professor Dr. Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der evangelisch-lutherischen Kirchen in Bayern.

Im Kreisliga-Spitzenspiel half jedoch der Segen von oben nichts. Vielmehr mussten die Akademiker erkennen: Per aspera ad astra. Frei übersetzt: Ohne Fleiß kein Preis.