Heidelberg Kreisliga
Saison 2012/13, 22. Spieltag

Vorbericht zum 22. Spieltag in der Rhein-Neckar-Zeitung

Sonntag 17.3.2013, 15:00 Uhr
1. FC Mühlhausen - ASC Neuenheim 4:1 (0:1)

Aufstellung des ASC Neuenheim
  1. Bastian Orth
  2. Emanuel Smarsly
  3. Patrick Helten
  4. Moritz Schäfer
  5. Michael Ziegler
  6. Atilla Ercan(88. Andreas Roth)
  7. Boris Gatzky
  8. Daniel Toma
  9. Mathias Riedesel
  10. Serdar Özbek
  11. Timo Mifka (82. Stefan Holter)
  12. Stefan Holter
  13. Vincent Schneider
  14. Andreas Roth
  15. Burak Polat (ETW)
Tore
  • 0:1 19.Min Serdar Özbek, nach Querpass von Timo Mifka
  • 1:1 48.Min Stefan Schneider
  • 2:1 61.Min Stefan Schneider
  • 3:1 67.Min Daniel Becker
  • 4:1 70.Min Matthias Mayer

Karten für Neuenheim

  • 18.Min Gelb für Mathias Riedesel
  • 53.Min Gelb für Atilla Ercan
  • 65.Min Gelb-Rot für Mathias Riedesel
  • 71.Min Rot für Boris Gatzky

Nach hochverdienter Halbzeitführung: Unerklärlicher ASC-Kollaps beim Testosteron-Topspiel in Mühlhausen!

Adrenalin und Testosteron pur! Nach einer starken ersten Hälfte mit einer verdienten Pausenführung kassierte der ASC Neuenheim innerhalb von zehn Minuten drei Tore und verlor das trotz der nasskalten Witterung überaus hitzige Topspiel beim Tabellenzweiten deutlich. Dabei hatten die Anatomen den Gastgeber fast 45 Minuten sicher im Griff. Der FCM operierte auf dem edlen Kunstrasen bis zur Halbzeit nur mit weiten Bällen, blieb im Angriff lange ohne Durchschlagskraft, geschweige denn klare Torchancen.

Gefährlicher ist der gut organisierte Gast aus Heidelberg. 13. Minute: Einen Eckball von Boris Gatzky köpft Timo Mifka ans Lattenkreuz. Dann die Führung für den ASC. Nach einem missglückten Abschlag von FCM-Keeper Giovanni Vitali springt der Ball zu Timo Mifka. Neuenheims Rekordspieler verzögert geschickt und passt von links auf den langen Pfosten. Sturmpartner Serdar Özbek drückt die Präzisionsvorlage entschlossen über die Torlinie (19.).

Mühlhausen betreibt zwar viel Aktionismus, hat aber kein kreatives Rezept gegen die kompakte Defensive und kluge Raumaufteilung der Heidelberger. Moritz Schäfer und Michael Ziegler in der Innenverteidigung sowie Kapitän Patrick Helten und Emanuel Smarsly auf den Außenpostionen lassen die gefürchtete FCM-Offensive nicht zur Entfaltung kommen.

Umso unverständlicher, was nach dem Wiederanpfiff des erst 16jährigen Schiedsrichters Roy Dingler passiert. Der ASC scheint in der Kabine ein Schlaf-, der FCM ein Aufputschmitel geschluckt zu haben. Die Wirkung zeigt sich umgehend. 48. Minute: FCM-Chefstratege Nikolaus Fuchs düpiert die ASC-Abwehr mit einem ansatzlosen Steilpass in den Strafraum. Sein Zehnerkollege Stefan Schneider legt sich den Ball seelenruhig zurecht und zirkelt ihn unhaltbar für den bis dahin kaum geprüften ASC-Torwart Bastian Orth in den oberen Winkel. Ein Klassetor!

Der ASC baut den Gegner weiterhin mit im ersten Durchgang unbekannten Fehlern auf. 59. Minute: Erneut profitiert der abgezockte Stefan Schneider von einem Neuenheimer Aussetzer und vollstreckt zur 2:1-Führung für Mühlhausen. Danach schickt der untadelige Schiedsrichter den gelbrot bedachten Neuenheimer Mathias Riedesel vorzeitig zum Duschen oder besser: zum Spießrutenlaufen (64.) Denn auf dem schweren Gang nach Canossa – sprich: ins Clubhaus - überschütten die FCM- Anhänger den Neuenheimer "Sünder" mit Hohn, Spott und wüsten Beschimpfungen.

Als kurz darauf Daniel Becker zum 3:1 trifft, ist die inzwischen emotional höchst aufgeladene Partie vorzeitig entschieden. Der ASC ist nun – frei nach Max Merkel – so schwer ins Spiel zurückzuholen wie ein Rollmops durch Mund-zu-Mund- Beatmung zum Leben zu erwecken. Die in der ersten Halbzeit eindrucksvoll demonstrierte taktische Ordnung, Stabilität und Ballsicherheit? Vom beißend kalten Wind wie weg geblasen!

Angepeitscht vom gewohnt fanatischen Kreischgauer Publikum, setzen die Gastgeber vehement nach. FCM-Torjäger Matthias Mayer nutzt ein krasses gegnerisches "Zuspiel" mit einem Distanzschuss zum 4:1-Endstand (70.) für den Tabellenzweiten. Danach kommt es zu tumultartigen Szenen. Der Anlass: FCM- Torwart Giovanni Vitali betätigt sich als italienisches Lama und spuckt Neuenheims Mittelfeldspieler Boris Gatzky an. Dass der ansonsten so friedfertige Schwabe mit einem unwirschen Reflex gen Vitali reagiert, ist nicht schön, aber psychologisch durchaus nachvollziehbar. Schiedsrichter Roy Dingler zeigt beiden Spielern die rote Karte (74.).

Was dann folgt, hat mit dem Fairness-Appell des Badischen Fußballverbandes, den der FCM-Stadionsprecher in der Pause feierlich verlas, wenig zu tun. Auf dem bitteren Weg in die Kabine wird Boris Gatzky von mehreren FCM-Anhängern attackiert. Vor dem Clubhaus ein wildes Durcheinander. Der junge Schiedsrichter unterbricht die Partie. Nach einer fünfminütigen Unterbrechung geht das turbulente Spiel hitzig, aber ohne weitere Zwischenfälle zu Ende.

Ein Sonderlob gebührt Roy Dingler. Der coole junge Mann aus Birkenfeld hat mit seiner imposanten, trotz ständiger versuchter Einflussnahme wahrhaft unparteiischen Leistung gezeigt, dass eine derart reife Spielleitung, unterstützt von einem umsichtigen Assistenten-Tandem, keine Frage des Alters und der Erfahrung sein muss. Alle Achtung: Dieses Schiri-Talent ist zu Höherem berufen!

Mit einem Sieg wäre der ASC Neuenheim auf den dritten Tabellenplatz vorgerückt. So aber muss die Mannschaft von Trainer Matthias Hohmann sich wohl vorzeitig auch von den letzten kühnen Aufstiegsträumen verabschieden. Denn den keineswegs unschlagbaren Tabellenzweite aus Mühlhausen können die Anatomen mit nunmehr 15 Punkten Rückstand nur noch mit dem Fernglas einfangen.

Joseph Weisbrod

Spieltag und Tabelle