Heidelberg Kreisliga
Saison 2011/12, 13. Spieltag

Ein Kreisliga-Derby wie ein Latte macchiato: Den starken Espresso gab's sofort nach dem Anpfiff, die lauwarme Milch zwischendrin und die delikate Schaumkrone ganz am Ende. Den Espresso servierte Neuenheims Turbokellner Christoph Gebhardt, als er auf der linken Außenbahn Richtung Grundlinie durchstartete und die VfB-Verteidiger leimte. Sein sanftes Zuspiel veredelte Sturmpartner Timo Mifka mit dem gefriergetrockneten Aroma des abgezockten Torjägers zur Blitzführung (2.). Nicht weniger als der zwölfte Saisontreffer von Timogol.

Der ASC machte vor den Augen von Hauptsponsor Siegfried Schäfer, dessen neuen blütenweißen Dress mit dem grünen Schriftzug seiner Firma Linse die Mannschaft "einweihte", weiter ordentlich Dampf. Neuenheims Mittelfeld-Regisseur David Keller hatte das 2:0 auf dem Fuß. Doch sein raffinierter Bogenschuss aus gut und gerne 25 Metern prallte von der Unterkante der Leimener Nachmittagslatte ins Feld zurück (18.).

Doch dann wurden die Gastgeber nachlässig, bauten den Gegner durch leichtfertige Stockfehler und Ballverluste auf. Ein Freistoß von VfB-Leistungsträger Mario Schäfer strich nur knapp über die Neuenheimer Beziehungskiste (22.). Als die Neuenheimer Defensivabteilung kurzzeitig in der Vollnarkose verweilte, nutzte VfB-Mittelstürmer Felix John einen fatalen Ball-verlust und ließ dem aufmerksamen ASC-Keeper Benny Bolich keine Halt-barkeitschance (25.).

Nach dem Wiederanpfiff des umsichtigen Schiedsrichters Markus Wieland aus Epfenbach riss der ASC Neuenheim das Gesetz des Handelns dauerhaft an sich, brachte sich aber durch Harakiri-Aktionen in der Abwehr selbst unnötig in Gefahr. Insbesondere der leichtfüßige Italiener mit dem poetischen Namen Luca Salvatore Francese wirbelte lockig nach Herzenslust durch die Neuenheimer Abwehr. Doch je länger die Partie dauerte, desto dominanter agierte der ASC. Vor allem nach Freistößen und Eckbällen von Standard-Künstler Mathias Riedesel herrschte Alarmstufe der Marke Griechenland im Leimener Strafraum. Zweimal zischten Kopfbälle von Neuenheims am langen Pfosten lauernden Abwehrchef Michael Weigel knapp am VfB-Gehäuse vorbei (60./72.).

Wie sagte Uwe Seeler, dem auch der ASC herzlich zum 75. Geburtstag gratuliert?: "Wir stehen mit dem Rücken nicht mehr an der Wand, sondern in der Wand." Dort fand sich auch die Hintermannschaft von VfB-Trainer Florian di Lella im Finale furioso dieser spannenden Begegnung wieder. Nun setzte der ASC dem Latte macchiato doch noch die eingangs erwähnte Schaumkrone, man könnte auch sagen: das Sahnehäubchen auf. Der von Trainer Matthias Hohmann zum richtigen Zeitpunkt eingewechselte Headhunter Stefan Holter katapultierte einen Eckball von Mathias Riedesel mit einem kristallklaren Kopfballaufsetzer zum leistungsgerechten 2:1-Endstand ins VfB-Netzwerk (89.).

Zwar bleibt der ASC Neuenheim mit dem fünften Sieg in den letzten sechs Spielen auf dem fünften Tabellenplatz der Kreisliga Heidelberg. Doch die Anatomen sitzen dem Spitzenquartett dicht im Nacken. Ein willkommenes Geschenk auch für den höchst beliebten und geschätzten ASC-Physiomann Carsten Hannemann, der am Vortag seinen 44. Geburtstag feierte. Das Team ließ den früheren Hockey-Bundesligaspieler nach dem Lastminute-Sieg gleich mehrfach hochleben. Das gleiche "Schicksal" widerfuhr danach dem allen ans Herz gewachsenen langjährigen Außenbahnterrier Moritz Mie. ASC-Boss Dr. Werner Rupp verabschiedete den in den hohen Norden zurück kehrenden ASC-Spieler nach Hamburg. Dort erwarten ihn schon zwei ehemalige Neuenheimer Mannschaftskollegen: Timo Prengel und Timo Winkelmann.

Packende Livebilder von Rainer Thumulka zum Derbysieg gibt's auf der ASC-Homepage. Außerdem lohnt es sich, die Facebook-Seite des Anatomie-Sportclub Neuenheim zu besuchen. Einträge auf der Pinnwand sind stets willkommen!

Joseph Weisbrod

Bilder vom Spiel (Rainer Thumulka)

Spieltag und Tabelle