Heidelberger Kreispokal
Saison 2010/11, 1. Runde

"Mister Union" Willy Biel hatte laut RNZ-Vorbericht angekündigt: "Wir treten nicht an, um zu verlieren!" Doch die Mannschaft des sympathischen FG-Trainers und Spielausschuss-Vorsitzenden ließ den kämpferischen Worten gegen den Kreisliga-Rückkehrer wenig Taten folgen. Im Kreispokalderby war der ASC Neuenheim dem C-Ligisten in allen Belangen überlegen und siegte am Ende deutlich mit 0:5 Toren. Damit zieht der Anatomie-Sportclub souverän in die zweite Runde des Heidelberger Kreispokals ein.

Statt "Blutige Erde", wie es auf einem Schild am Union-Imbiss heißt, sollte das "Willy-Biel-Stadion" besser den Namen "Staubige Erde" tragen. Doch der mit drei Neuzugängen in der Startelf angetretene ASC Neuenheim lässt sich von dem ungeliebten Hartplatz nicht beirren und gibt vom Anfang an dominant den Ton an. Union-Trainer Willy Biel und sein namhafter Co Uli Kretz hingegen haben wohl das Rezept verordnet: Hinten geschlossen wie eine Auster, vorne hoffen auf einen einsamen Fisch, der irgendwie ins Netz geht. Fast hätte der ASC diese gelbschwarze Auster schon in der flotten Anfangsviertelstunde geknackt. Nach wunderbarem Pass des dynamischen Neuzugangs Dario Schneider scheitert der unternehmenslustige Mathias Riedesel nur knapp am glänzend reagierenden FG-Keeper (10.).

Neuenheim schnürt den tief stehenden Gastgeber immer mehr in dessen Hälfte ein und nähert sich dem FG-Gehäuse zentimeterweise an. Nach einer sehenswerten Direktkombination scheitert ASC-Mittelfeldmann Simon Erl mit Künstlerpech am rechten Pfosten (21.). Fünf Minuten später knacken die Anatomen die schon leicht geöffnete Auster aber endlich mit ihrem scharfen Zangenbesteck. Einen wie von der Hightech-Nähmaschine geschnittenen Maß-Freistoß von Dario Schneider katapultiert Neuenheims Sechser Andreas Roth mit dem Kopf unhaltbar unter die Querlatte (26.) Kurz vor dem Pausenpfiff des guten Schiedsrichters Schwarz aus St. Leon hat Union Heidelberg seine einzige echte Gelegenheit im ganzen Spiel. ASC-Torwart Benny Bolich kann den gefährlichen Freistoß aber reaktionsschnell zur Seite abwehren.

Nach der Pause wechselt Neuenheims Coach Mark Schröder, der Cheftrainer Matthias Hohmann als sportlich Verantwortlicher glänzend vertrat, neue Kräfte ein. Leider muss in der 57. Minuten Neuzugang Lino Katzenberger verletzt passen. Für ihn kommt Sajan Wagner als rechter Außenverteidiger in die Partie. Nach einem kurzen Durchhänger mit mehr Ohne-als-Miteinander- Spiel besinnt der ASC sich nochmals auf seine spielerische Überlegenheit und forciert das Tempo. Nach feinfühliger Ablage des auf der linken Außenposition überzeugenden Neuzugangs Sebastian Goedecke trifft der eingewechselte Spanier Miguel Bernal mit einer geradezu weltmeisterlichen Volleyrakete aus über 20 Metern in den rechten Torwinkel (63.).

Der Kreisliga-Aufsteiger beendet das einseitige Pokalderby mit einem Finale furioso. 80. Minute: Nach einer Rechtsflanke von Mathias Riedesel zieht Christoph Gebhradt, den wohl auch keine elektronische Fußfessel stoppen könnte, den Ball von links scharf nach innen. Chile-Heimkehrer David Keller, dessen Freund schon immer der Ball war, verwandelt entschlossen und elegant zum 0:3.

Zwei Minuten später: Mathias Riedesel erkennt nach seinem Solotrip, dass im Union-Strafraum kein Mitspieler frei ist und jagt die Kugel daher einfach selbst mit Schmackes in die Maschen (82.). Nach Vorarbeit von Riedesel meißelt der unermüdliche Flügelflitzer Christoph Gebhardt mit seinem strammen Aufsetzer ins rechte Eck das Endergebnis von 0:5 in Marmor. Mit diesem Ergebnis sind die Auster-Kicker der zu wenig Biss und Eigeninitiative zeigenden Union noch gut bedient.

Am Mittwoch (4. August) um 19.00 Uhr testet der ASC Neuenheim beim TB Rohrbach. Am nächsten Sonntag (8. August) um 17.00 Uhr kommt es in der zweiten Runde des Heidelberger Kreispokals zum heißen Showdown beim ambitionierten neuen, alten Klassenkameraden FC Dossenheim.

Joseph Weisbrod

Der ASC Neuenheim begann gut und kam durch Roth zur Führung (26.). Union Heidelberg hielt jedoch tapfer dagegen und erspielte sich einige Chancen. Dann markierte Bernal das 2:0 für Neuenheim (63.). Damit war der Damm gebrochen. Keller, Riedesel und Gerberth schoben zum Spielende hin noch drei Tore in kurzen Abständen nach (80./82./85.).