Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Die Sonne knallte auf die Veranda. Und ihre Köpfe brannten durcheinanda. Frei nach Nina Hagen ging es wild und bunt zu beim Pokalfight zwischen der jungen Reserve des FC Dossenheim und dem ASC Neuenheim. Die Farben gelb und rot dominierten nicht nur im Dress des C-Ligisten und des A-Klassevereins aus Heidelberg. Sondern auch in der schnell gezückten Hand des überforderten Schiedsrichters, der seine Karten inflationär und nach kaum nachvollziehbaren Kriterien wahlweise aus der Brust- bzw. Potasche zog.
Nach einem zähen Stellungskampf auf dem knochentrockenen Kunstrasen der ersten Generation unter der erbarmunglosen Sonne gab es immerhin noch genügend Elfmeterschützen und einen famosen Neuenheimer Torwart namens Benny Bolich, um die fußballerisch eher mäßige, aber jederzeit spannende Partie zugunsten des keineswegs besseren, letztlich abgezockteren Gastes zu entscheiden.
Man of the Match war zweifellos Neuenheims Zerberus Benny Bolich, der in der 10. Minute erstmals im einsamen Duell in der Sonne obsiegte. Im Gegenzug die Führung für den zuletzt dreimal siegreichen Anatomie-Sportclub. Simon Erl passt filigran über die FCD-Abwehr hinweg auf den links außen postierten Miguel Bernal. Der smarte junge Mann aus Sevilla flankt perfekt auf den bereits Maß nehmenden Mathias Riedesel. Der Ex-Verbandsliga-Torero zieht volley aus 18 Metern ab und jagt den Ball mit vollem Risiko flach ins rechte Dossenheimer Toreck.
Vielleicht war es der frühe Knackpunkt im Neuenheimer Kräfte- und Offensivspiel, dass der omnipräsente, den Ball immer wieder fordernde und brandgefährliche Riedesel in der 29. Minute mit einer fragwürdigen gelbroten Karte unter die (gemüts)kühlende Dusche geschickt wurde. Kurz darauf hätte Vincent Schneider zwar auf 0:2 erhöhen können, als er den Fuß zu früh am Abzug hatte. Doch mit dem Ausfall von Turbodiesel Mathias Riedesel büßte der ASC auch seine wichtige Zentrifuge ein.
Die numerische Waffengleichheit wurde kurz darauf wieder hergestellt, als auch ein überhitzter Blondschopf vom FCD die rote Karte sah. Doch trotz des personellen Aderlasses glich Dossenheim noch vor der Pause durch Moritz Schäfer aus (38.), indem er den Neuenheimer Teufelskerl Benny Bolich aus drei Metern überwand.
Nach dem Wechsel spielten und kämpften die jungen C-Klässler 1 a. Im Gegensatz zu den desorientierten Gästen wollten sie dieses Pokalspiel offenbar unbedingt gewinnen und setzten den ASC mit leidenschaftlichen Angriffen unter Druck. Sie fanden ihren Meister vor allem an der kopfballstarken Neuenheimer Innenverteidigung mit Felix Louis und Christian Warnemman sowie in Tausendsassa Benny Bolich, der z. B. in der 55. Minute zweimal bravourös per Faust- bzw. Fußabwehr klärte.
Weil der Talentschuppen von FCD-Coach und Ex-KSC-Profi Markus Gehrig seine hundertprozentigen Chancen nicht verwerten konnte und die ASC-Defensive zwar manchmal wankte, aber nicht fiel, kam es zur Verlängerung. Obwohl durch eine rote Karte weiter dezimiert, deren Berechtigung nur der Schiedsrichter versteht, riss sich der Neuenheim-Achter zusammen und dominierte in der Verlängerung auch dank seiner konditionellen Überlegenheit.
Und doch drohte der Mannschaft von Trainer Mathias Hohmannn in der 119. Minute nach einem kräftezehrenden Guerillakampf unter der kurpfälzischen Sonne das Pokal-Aus. Allerdings hatte der beste Neuenheimer an diesem denkwürdigen Pokalnachmittag etwas dagegen: Benny Bolich hielt einen Strafstoß, über dessen Ursache es sehr unterschiedliche Interpretationen gibt.
Da Fußball alles ist, aber selten gerecht, entschied der ASC den finalen Elfmeter-Countdown mit stählernen Nerven und souverän verwandelten Todessschüssen für sich. Elfmeterkiller Benny Bolich hielt gleich den ersten Dossenheimer Schuss vom Schicksalspunkt. Dann trafen Tageskapitän Tim Thumulka, Emanuel Smarsly, Miguel Bernal, Stefan Holter und der eigens zum Elfmeterschießen eingewechselte Patrick Helten jeweils mit der Präzision eines Schweizer Neuenheimer Uhrwerks zum 4:6-Endstand. Damit zieht der ASC Neuenheim in die dritte Runde des Heidelberger Kreispokals ein.
Joseph Weisbrod