Torschütze zum 1:0, Emanuel Smarsly
(Foto: Rainer Thumulka)
Kurz darauf vergeben die Gäste ihre einzige echte Chance aus dem Spiel heraus. ASC-Torwart Benny Bolich klärt in cooler Buffon-Manier gegen einen allein auf ihn zustürmenden Aramäer (21.). Der Spielaufbau beider Teams erinnert an die gute, alte Technik des Morsens: Mal lang, mal kurz, mal lang, aber wenig durchdacht und zielorientiert.
Erst fünf Minuten vor der Pause kommt Leben in die Sonnenallee. Leimens quirliger Neuner Corc Senci prüft mit einem filigranen Freistoß die Konzentration und Sprungkraft von ASC-Zerberus Benny Bolich. Sekunden später zieht Senci erneut ab und jagt die Kugel knapp über die Neuenheimner Querlatte (42.).
Nach dem Wechsel hat der seit Wochen in Hochform (4 Tore in den letzten drei Spielen) agierende Emanuel Smarsly Pech mit einem Überraschungsdrehschuss über das KSV-Tor (47.). Der ohnehin zähe Spielfluss leidet nun immer häufiger unter Unterbrechungen, an denen der allzu schulmeisterlich wirkende Schiedsrichter Carsten Seibt seinen verbalen Anteil hat.
Im Zuge dieser unerbaulichen Intermezzi sieht Neuenheims Sechser Andreas Roth die gelbrote Karte. Doch es spricht für die konditionelle und mentale Stärke des ungeschlagenen Tabellendritten, dass er den technisch durchaus versierten Gegner um Andreas Can & Can auch in Unterzahl beherrscht. Die gut organisierte Viererkette um ASC-Kapitän Felix Louis lässt kaum Lücken im streng abgesicherten Anatomie-Garten zu.
Die Entscheidung in dieser Kreisklasse-Begegnung der merkwürdigen Art fällt in der 75. Minute. Mathias Riedesel schließt in seiner mit Abstand besten Szene ein für ihn typisches Solo mit einem tollkühnen Schuss fast von der Grundlinie ins lange Eck ab. Trotz der komfortablen 2:0-Führung für Neuenheim hätte es noch einmal spannend werden können.
Fast von der Aussenlinie erzielt Mathias Riedesel das 2:0
(Foto: Rainer Thumulka)
85. Minute: Der trotz seiner Körpergröße von knapp zwei Metern nicht immer den Überblick bewahrende Unparteiische Carsten Seibt deutet zur Überraschung des von der badischen Sonne verwöhnten Publikums aus unerfindlichen Gründen auf den ominösen Punkt. Aber der KSV vergibt das unverhoffte Strafstoß-Geschenk, allerdings nicht aus urchristlicher Nächstenliebe. ASC-Torwart Benny Bolich erweist sich einmal mehr als Elfmeter-Genießer und meistert den nicht einmal unplatzierten Schuss mit einem Tiefflug in die Ecke.
Im einigermaßen versöhnlichen Finish hätte Neuenheim noch auf 3:0, 4:0 erhöhen können. ja müssen. Mit Christoph Gebhardt wechselt Trainer Matthias Hohmann die personifizierte Tempoverschärfung ein. Neuenheims Sebastian Vettel, der bei Radarfallen am Spielfeldrand ständig geblitzt werden würde, scheitert nach einem Highspeed-Dribbling zunächst am starken Gästekeeper Martin-David Parks (88.). In der Nachspielzeit legt Gebhardt dann uneigennützig im Strafraum quer. Doch Mathias Riedesel schießt den aramäischen Torwart an.
Sekunden später heißt es wie in einer weiteren launigen Todesanzeige: "Aus die Maus." Im nächsten Samstags-Heimspiel gegen den tagesaktuellen Viertplatzierten SG Tairnbach (7:1-Kantersieger gegen TSG Altenbach) hat der ASC Neuenheim (17 von 21 möglichen Saisonpunkten!) die Chance, den Tabellennachbarn auf Distanz zu halten und auf Tuchfühlung mit dem Spitzenduo FC Mühlhausen und FC Hirschhorn zu bleiben.
Joseph Weisbrod