Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Nicht nur in der Bundesliga, auch in der Kreisklasse ist ein 3:0-Vorsprung ein gefährliches, weil trügerische Sicherheit suggerierendes Zwischenergebnis. Nach einer starken halben Stunde führte der ASC durch Tore von Stefan Holter (6./33.) und David Keller (15.) bereits so klar, dass die bis dahin einseitige Partie vorzeitig entschieden schien. Doch der Schein trügt eben nicht nur im Leben, sondern auch und - deshalb lieben wir diesen Sport - vor allem im Fußball.
Trotz der Kälte wurde es den Neuenheimer Zuschauern rasch warm ums Herz. Dafür gab es gute Gründe. Mit Kapitän Patrick Helten, Spielertrainer Matthias Hohmann, Torwart Oliver Amaya und Verteidiger Ulrich Schmidt feierten gleich vier mehr oder wenig lang verletzte Spieler ihr Comeback in der Startformation. Diese personelle Wiedergeburt schien die Mannschaft so zu beflügeln, dass sie von Anfang an Eier hatte und mächtig Gas gab.
Schon in der 6. Minute die Führung: Nach einem Freistoß von Patrick Helten prallt der Ball wie eine Billardkugel vor die Füßen von Mittelstürmer Stefan Holter, der kühl wie der Winter verwandelt. 15. Minute: Patrick Helten bedient erneut Stefan Holter mit einem fein dosierten Steilpass in die Länge des Raumes. Heltens hohen Schuss kann der gute SC-Keeper nicht festhalten. David Keller kann unbedrängt einköpfen.
Dann das schönste Tor des Tages. 33. Minute: Sajan Wagner spielt aus der Bedrängnis des eigenen Strafraums David Keller an. Neuenheims kreativer Zehner schlägt einen Traumpass auf Stefan Holter. Mit dem Selbstbewusstsein des ersten Tores kuckt der glänzend aufgelegte Angreifer sich den SC-Torwart aus, schlenzt den Ball gekonnt ins lange Eck und krönt damit eine Musterkombination über das ganze Spielfeld.
Der bei seinem Neustart in der Anfangself überzeugende Abwehrstabilisator Ulrich Schmidt verletzte sich leider wieder und musste bereits in der 35. Minute ausgewechselt werden. Die notwendige Umstellung nutzte der SC. Der Gaiberg hatte bis dahin kaum gekreißt und nicht einmal eine Maus geboren. Und so brauchte es schon einen Stellungsfehler in der ASC-Abwehr, um den überraschenden Anschlusstreffer zu ermöglichen. 41. Minute: Einen Eckball kann der nicht gerade hoch gewachsene Sven Meyer unbedrängt zum 3:1-Pausenstand einnicken.
Die ASC-Fans wärmten sich in der Pause mit dem erstklassigen Glühwein von Stammzuschauer Andreas Roth auf. Und diskutierten angeregt über "gefährliche Zwischenergebnisse" von 3:0 bis 8:0. Gleich nach dem Wiederanpfiff des ebenso väterlichen wie überzeugenden Schiedsrichters die Praxis zur Theorie. 49. Minute: Sven Meyer zieht ansatzlos, doch nicht allzu scharf ab. Der Ball mogelt sich zum 3:2 ins Eck. Die Mannschaft von Trainer Marco Reinwald hat nun endgültig Blut geleckt. 68. Minute: Sven Meyer schägt zum dritten Mal zu und markiert den nach der furiosen Aufholjagd verdienten Ausgleich.
Wie gewonnen, so zerronnen. Neuenheim schien nun von allen guten Fußballgeistern verlassen, zumal auch der führungsstarke Kapitän Patrick Helten verletzt in der Kabine bleiben und die Binde an Christian Warnemann weiter geben musste. Gaiberg wähnte sich nach scheinbar uneinholbarem Rückstand nun plötzlich auf der Siegerstraße. Zwei Bälle zischten auch haarscharf an Oliver Amayas Kasten vorbei, ein Schuss küsste gar heftig den Außenpfosten.
Doch dann verwandelt der Neuenheimer des Tages den Matchball. 74. Minute: Der verheißungsvolle Ansätze zeigende Neuzugang Emmanuel Smarsly dreht sich mit dem Rücken zum Tor blitzschnell um die eigene Achse und trifft mit einem feinfühligen Heber die Latte. Sebastian Schwab bedient von der Grund-linie Stefan Holter mit einem gescheiten Rückpass. Neuenheims Stürmer mit den treffsicheren orangenen Obasi-Schuhen spitzelt die Kugel zum vielumjubelten 4:3-Endstand ins Gaiberger Netzwerk. Das in der zweiten Halbzeit so erstaunliche Gaiberger Rückgrat war nun gebrochen. Neuenheim dominierte in der Schlussphase wieder und hatte durch einen Pfostenkopfball von Stefan Holter (83.) und einen Distanzschuss von David Keller (90. + 2) sogar Aussichten auf ein höheres Endresultat.
Joseph Weisbrod