Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Einer, der den Ball menschlich behandeln, ja streicheln kann wie nicht viele in der Kreisliga, ist Wieblingens "weißer Brasilianer" im Mittelfeld. Oliver Müllers tödliches Zuspiel genau in die Achillesferse der aufgerückten ASC-Abwehr verwertet dessen stürmischer Namensvetter David Müller abgezockt zur Gästeführung (36.). Pech für beide Teams, dass mit Stefan Fischer (TSV) nach 25 und Kamal Foum (ASC) nach 45 Minuten zwei wichtige Stammkräfte verletzt ausfielen.
Nach dem zähen Ringen in der ersten Hälfte, in der Wieblingen mit seiner taktisch disziplinierten, kompakten Spielanlage kaum Chancen zuließ, aber schnell und gefährlich konterte, entwickelte die faire Begegnung sich im zweiten Durchgang zu einem rassigen Lokalfight. Zweimal in Folge hat die Offensivabteilung von Gästetrainer Gerd Mühlbauer mit einem von ASC-Keeper Dr. Rouven Schwab parierten Freischuss (54.) und einem Heber (55.) die Möglichkeit, die TSV-Führung auszubauen.
Doch mit einem Paukenschlag von einem Doppelschlag dreht der Anatomie-Sportclub die temperamentvolle Partie. Eine ebenso scharfe wie präzise Rechtsflanke des starken Defensivstrategen Sebastian Schwab knallt Abonnement-Torjäger Timo Mifka mit des Menschen härtestem Körperteil, der Stirn, in die aufjaulenden Maschen (60.). Eine Zeigerumdrehung später gar die Neuenheimer Führung. ASC-Kapitän Timo Mifka flankt von der linken Außenbahn flach Richtung Strafraumgrenze. Dort lauert der das ASC-Spiel nach seiner Einwechslung spürbar belebende Stefan Holten und schnippelt den Ball mit viel Blues im Fuß in den hellblauen Torwinkel (61.).
Doch dem ASC gelang es in diesem nun richtig spannenden Lokalfight nicht, den kurzen Schockzustand der Gäste schonungslos auszunutzen. Und so müllert es wieder in der manchmal zu behäbigen ASC-Abwehr. Oliver bedient David Müller mit einem famosen Pass in den freien Raum. Der smarte Jungkiller lässt sich nicht lange bitten und vollstreckt eiskalt zum 2:2-Ausgleich (70.). Kleiner Schönheitsfehler: Selbst die Wieblinger Anhänger gaben offen zu, dass diesem Tor eine klare Abseitsposition voran ging.
Ausgleichende Gerechtigkeit? Der ASC hätte sich kurz vor Schluss nicht beklagen dürfen, wenn der Schiedsrichter nach einem heftigen Zusammenprall zwischen dem spät, aber weit aus seinem Kasten geeilten Torhüter Dr. Rouven Schwab und einem den Ball ins Tor leitenden TSV-Angreifer nicht abgepfiffen und den Gästetreffer anerkannt hätte.
Mit diesem erneuten Remis bleibt der ASC Neuenheim zwar zum vierten Mal in Folge ungeschlagen, kommt aber in der Tabelle mangels Siegen punktemäßig nicht wirklich vom Fleck. Hauptsache, es geht der Mannschaft von Trainer Dr. Holger Zimmer nicht so, wie Eugen Roth in seinem Vierzeiler "Man wird bescheiden" so trefflich reimt:
"Ein Mensch erhofft sich fromm und still,
dass er einst das kriegt, was er will.
Bis er dann doch dem Wahn erliegt
Und schließlich das will, was er kriegt."
In diesem Sinne: Einen "menschlichen" Start in die neue Woche!
Joseph Weisbrod