Aufstellung des ASC Neuenheim
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Nach dem in der 88. Minute unglücklich verlorenen Hinspiel am 28. 11. 2007 übernahm der ASC die rote Laterne. Den ungeliebten Leuchtkörper trug Neuenheim auch in diesen Anti-Abstiegskampf unter der Headline: Du hast kaum eine Chance, aber nutze sie! Und das taten die nach dem schwachen Auftritt auf dem Baiertaler Betonkunstrasen auch kämpferisch überzeugenden Neuenheimer. Der ASC steckte mit vorbildlicher mannschaftlicher Einstellung einen brutalen, aber heilsamen 0:2-Doppelschlag weg, gewann durch ein feines Tor von Edeljoker Marc Saggau in letzter Sekunde noch deutlich und gab die rote Laterne an den TSV Gauangelloch ab.
Der Mann der ersten Viertelstunde hieß Steven Wolf. Der kleine, wendige SVW-Spielertrainer sorgte vom Anpfiff weg für Alarm und schoss sein ebenfalls abstiegsbedrohtes Team nach einem ebenso furiosen wie ungehinderten Dribbling durch die ASC-Abwehr in Führung (14.). Neuenheims guter Torwart-"Oldie but Goldie" Klaus Hoppart hatte in dieser Szene keine Haltbarkeitschance. Zwei Minuten später der nächste Schlag ins Neuenheimer Kon-Tor. Nach einem leichtfertigen Neuenheimer Ballverlust am gegnerischen Strafraum konterte der Gast schnell und direkt. Sascha Braus nutzte einen weiteren Fehler - dieses Mal im ASC-Sechzehner - geschickt zur 0:2-Führung für die im Angriff gut ausgestatteten Gäste.
"In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod"
Doch der ASC kämpfte sich nun mehr und mehr hinein in diese Schlüsselpartie. Mittelfeldspieler Friedrich Kley setzte mit seinem Fernschuss in der 19. Minute ein erstes Zeichen der Marke "Hurra, wir leben noch!". Gemäß dem Film "In Gefahr und größter Not bringt der Mittelweg den Tod" versuchte der ASC sein Glück nun vermehrt über die Außenbahnen. Oliver Zeh, der wohl auch beim Heidelberger Sprintcup an Fronleichnam hätte mitlaufen können, startete auf dem rechten Flügel bis zur Grundlinie durch und passte präzise zurück in den Fünfmeterraum. Fouad Haddad, der quirlige Wirbler hinter den Spitzen, lenkte den Ball clever ins Tor. Dieses war der erste Streich. Und der zweite folgte sogleich. 30. Minute: Ein ansatzlos abgefeuerter 25-Meter-Kunstschuss von Friedrich Kley prallte von der Querlatte ins Feld zurück. Oliver Zeh schnappte sich den Irrläufer und schoss aus spitzem Winkel zum Ausgleich ein.
Kurz vor dem Pausenpfiff fast der Neuenheimer Führungstreffer. Einen der gefürchteten Dynamit-Freistöße von Patrick Helten schoss der am langen Pfosten aufgetauchte Abwehrklassemann Christian Warnemann ins Netz. Der insgesamt hervorragende Schiedsrichter Martin Griebe (FV Rockenhausen) versagte dem Treffer aus Abseitsgründen die Anerkennung. Die einzige strittige Entscheidung ("Locke" Warnemann: "Ich kam doch von hinten angerauscht!") des insgesamt hervorragend leitenden Schiedsrichters Martin Griebe (FV Rockenhausen), der mit seinen Assistenten Dominik Beringer (BSC Oppau) und Andreas Schöninger (Blau-Weiß Oppau) ein harmonisches Gespann bildete.
Nach dem Wechsel ging die Neuenheimer Offensivtaktik voll auf. Im Bewusstsein, dass die Achillesferse der Gäste in der unsicheren Defensive (mit 84 Gegentoren die Schießbude der Liga) lag, beherzigten die ASC-Akteure konsequent die Strategie ihres Trainers Holger Zimmer, die SVW-Abwehr unter Dauerdruck zu setzen und die gefährliche Offensive mit ihrem starken Leit-Wolf in Isolationshaft zu nehmen. Dieses Konzept funktionierte. Gleich nach dem Wiederanpfiff zischte ein raffinierter Drehschuss von Kapitän Timogol Mifka nur knapp an der Waldwimmersbacher Beziehungskiste vorbei (46.). Doch die in der lauen Luft liegende Führung ließ nicht lange auf sich warten. Einen weiteren kräftig gewürzten Al-Dente-Freistoß des Kampfkölners Patrick Helten köpfte Effizienzkölner Friedrich Kley unhaltbar zum 3:2 in die Waldwimmersbacher Maschen (61.).
Imposanter Sieg des kollektiven Überlebenswillens
Dann das bemerkenswerte Comeback von Marc Saggau nach monatelanger Verletzungspause. Der in der 72. Minute für den gelbrot gefärbten Fouad Haddad in die spannende Partie geschickte Neuenheimer Allrounder rechtfertigte seine Einwechslung nachhaltig. Saggau nahm eine Kopfballverlängerung seines Co-Jokers Stefan Holter technisch perfekt mit, eilte mit dem Ball eng am Fuß auf den guten SVW-Torwart zu, umkurvte ihn mit kühler Eleganz und schob locker zum 4:2-Endstand ein (90. Minute).
Der Abpfiff des souveränen Schiedsrichters Martin Griebe löste zwar Jubel und Erleichterung auf Neuenheimer Seite aus. Was dieser Sieg des kollektiven Überlebenswillens für den ASC Neuenheim wirklich wert ist, wird sich erst am letzten Spieltag zeigen.
Immerhin steht der seit einem Jahrzehnt ununterbrochen im Heidelberger Oberhaus beheimatete Anatomie-Sportclub noch mit einem Bein in der Kreisliga: Mit 28 Punkten liegt der ASC einen Zähler hinter dem von Baiertal besetzten ersten Nichtabstiegsplatz.
Am nächsten Samstag kommt es zum alles entscheidenden Showdown: Während Neuenheim beim VfB Leimen unbedingt punkten muss, empfängt der SV Waldwimmersbach - mit angeknackstem Selbstvertrauen? - die an diesem Wochenende spielfreie, mit dem Adrenalin der jüngsten Erfolge aufgepumpte SpVgg Baiertal.
Altmeister Alfred Hitchcock lässt grüßen: Wer wird in dem Thriller "Psycho, Teil 07/08" den Kreisliga-Tod sterben?
Joseph Weisbrod