Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Zitat aus dem Vereinsmagazin "SGL aktuell". "Es treffen sich Frauen gemischten Alters, um Stepp, Aerobic, Kraftausdauer und Bauch Beine Po zu trainieren." Und es treffen sich jede Menge eingefleischte SGL-Fans, um ihre Sprechmuskeln und Stimmbänder zu trainieren, wenn es um den Einzug ins Finale des Heidelberger Kreispokals geht. Eines ist allerdings sicher: Sollte die SG Lobenfeld 1946 e. V. jemals in der Champions League spielen, müsste sie ihre Kuhweide-SGL-Arena erheblich umbauen. Denn der Rasenplatz verfügt nicht über die erforderlichen internationalen Mindestmaße, dafür aber über jenen erwähnten weiblichen Rundungen (Bauch Beine Po etc.) nicht unähnliche Unebenheiten.
Ein Kreispokal-Halbfinale auf einem solch engen Terrain kennt folglich auch kein raumgreifendes Mittelfeldspiel. Hier geht es im Sauseschritt von Strafraum zu Strafraum "very british" rauf und runter. Und weil der ASC diese britische Herausforde-rung bei angeblich typisch britischem Sauwetter â€" der Regen wurde von einem kalten Wind über die idyllische Anlage gepeitscht â€" entschlossen annahm, konnte der Kreisligist am 26. Geburtstag des verletzt zuschauenden Mittelfeldspieler Vaidatos Neverauskas am Ende mit deutlichem Vorsprung ins Finale des Heidelberger Kreispokals eindringen.
Bereits mit seinem ersten Angriff ging der Gast in Führung. Fouad Haddad war zunächst auf dem glitschigen Rasen ausgerutscht, hatte sich aber blitzschnell berappelt und ansatzlos geschossen. Sein hochrpozentiger Flachmann schlug im linken SGL-Toreck ein (4.). Lobenfeld ließ sich aber nicht entmutigen und entwickelte einen unbändigen, nie versigenden Kampfgeist, der in der 18. Minute durch den frei vor dem Tor angespielten Timo Kirsch mit dem Ausgleich belohnt wurde.
Die weiteren Akzente setzte aber der spielerisch reifere und physisch sehr präsente Gast: So Patrick Helten mit einem Freistoß-Hammer (21.), Fouad Haddad mit ei-nem nicht gegebenen Abstaubertor (28.) und der souveräne Abwehrmann Felix Louis mit einem Drehschuss, der knapp über das Lattenkreuz strich (33.). ASC-Torwart Markus Gamer musste erstmals eine Klasse zeigen, als er eine tückische Bogenlampe gerade noch über die Latte lenken konnte (40.).
Gamer überzeugte auch nach dem Wiederanpfiff des gerade auch in der einen oder anderen Schwäche sehr starken Schiedsrichters Daniel Schindler, als er einen Kopfball aus kurzer Distanz mit einer sensationellen Parade abwehren konnte (55). Die SG Lobenfeld machte nun, frenetisch angetrieben von seinem begeisterten Publikum und dem wendigen Zehner Christian Fuhrmann, ordentlich Dampf unterm Kessel und drängte den in dieser Phase zu softigen ASC zunehmend in die eigene Hälfte. Doch dann zeigte das Team von Trainer Dr. Holger Zimmer, was den Unterschied zwischen dem Kreis- und dem B-Ligisten ausmachte.
Nach einem klug vorgetragenen Angriff kam Neuenheims Spiel- und Sturmführer Timo Mifka an den Ball. Als habe er Augen im Hinterkopf, schickte Mifka mit dem Rücken zum Tor wie aus dem Nichts einen Überraschungsppass diagonal durch den SGL-Strafraum. Dieses Messer von einem Pass schlitzte wie von Jack the Ripper geführt die komplette Lobenfelder Abwehr auf. Der perfekt adressierte Ball landete genau vor den Füßen von David Keller. Neuenheims groß auftrumpfender Regisseur, einer der Besten in diesem adrenalinreichen Pokalfight, vollendete Mifkas Meisterwerk, indem er den Torwart "auskuckte" und seelenruhig zum 1:2 vollstreckte.
Damit war der Widerstand der Lobenfelder Löwenherzen fast gebrochen. Mit zwei exzellenten Freistößen in der 76. und 87. Minute krönte Toptorjäger Timo Mifka seine Leistung zum 1 : 4-Endstand. Und hätte der tatendurstige Fouad Haddad nicht noch den Pfosten getroffen und seine Kollegen nicht weitere hochkarätige Möglichkeiten versiebt, wäre die SGL in der letzten Viertelstunde noch mit fliegenden blauweißen Fahnen im nahen Lobbach untergegangen.
So aber konnten die Spieler von Trainer Thomas Rothenberger erhobenen Hauptes nach einem großen Kampf den Platz verlassen. Neuenheims Pokalhelden hingegen tanzten noch lange wie die Freiburger Finke-Jungs im Kreis und sangen aus voller Brust: Finale, oo-ooh, Finale, ooooh Finale ooooh usw. Und das findet beim ASC Neuenheim gegen den Sieger des Halbfinales zwischen den Kreisliga-Toptemas VfB St. Leon und SG Wiesenbach statt.
Joseph Weisbrod