Aufstellung des ASC Neuenheim
|
Tore
|
Dank einer internationalen Studie wissen wir nun: Das Vorspiel der Deutschen dauert im Schnitt etwa 20 Minuten. Bei der leidenschaftlichen Begegnung zwischen den Tabellennachbarn Baiertal und Neuenheim ging es aber schon vorher heiß zur Sache. Aggressivität, Tempo und Torszenen prägten diesen Kreisliga-Thriller auf dem vom Schauerregen glitschigen Kunstrasen. Bereits das erste großzügige Chancen-Geschenk nutzte Baiertals Stürmer Daniel Lukic in der 15.Minute zur 1:0-Führung.
Doch der ASC hielt dagegen und antwortete bereits kurz darauf mit dem Ausgleich. Einen scharfen Präzisions-Freistoß von David Keller köpfte Bobie N`Delly zunächst an die Querlatte, bevor er den zurück prallenden Roteiro mit dem gleichen Körperteil geistesgegenwärtig im Netz versenkte (20.). In der weiterhin ausgeglichenen Partie flitzte der Ball manchmal unberechenbar wie eine Flipperkugel zwischen den Akteuren hin und her. Gefährlich wurde es vor allem bei Standards. So konnte ASC-Keeper Sören Sitter, der sich beim ersten Tor verkalkuliert hatte, sich eindrucksvoll rehabilitieren, als er einen Freistoß-Hammer grandios an die Latte lenkte (31.).
Nach der Pause drückte das Baiertaler "Jugendzentrum" von Trainer Ali Kaya, ausgestattet mit dem Selbstbewusstsein des Überraschungscoups in Horrenberg, mächtig auf die Tube und setzte den ASC massiv unter Druck. Erst nach einer Stunde kamen die Gäste wieder gefährlich vor das SpVgg-Tor. Nach kluger Vorlage von Timo Mifka, der für den verletzt ausgeschiedenen Spielführer Thomas Pasch die Kapitänsbinde übernommen hatte, vergab N'Delly die Möglichkeit zur Neuenheimer Führung. Die wäre allerdings zu diesem Zeitpunkt glücklich gewesen.
Die zahlreichen Zuschauer hatten nun so ihre ganz eigenen IKEA (Ich krieg einen Anfall!)-Erlebnisse. Auch im Neuenheimer Spielaufbau war nun so manche Schraube locker. Durch schnelle Ballverluste und hektische Fehlpässe auf allerdings ungewohntem Terrain geriet die ASC-Abwehr unter Dauerstress. Dem war fast nur der in der Viererkette überragende Andreas Bardelli wirklich gewachsen. Und - mit Abstrichen - Torhüter Sören Sitter, der trotz hämischer Baiertaler Sprechgesänge hinter seinem Kasten in der 70. und 71.Minute zwei schwer haltbare Kopfbälle aus kurzer Distanz bravourös abwehrte.
Mit Glück und Geschick hielt die Neuenheimer Verteidigung dem Baiertaler Herbstgewitter stand. Um dann in letzter Minute doch noch ausgeknockt zu werden. Man schrieb bereits die Nachspielzeit. Der ASC hatte sich clever vor den Baiertaler Strafraum kombiniert, konnte aber den Angriff nicht abschließen. Im direkten Gegenzug raste Baiertals ICE-Sprinter Christoph Stenzel auf der rechten Außenbahn durch und flankte flach nach innen. Der eingewechselte Ümit Bozbay bedankte sich für die BahnCard und jagte den Roteiro ohne Annahme ins Neuenheimer Netzwerk. Nach der Leistung in der zweiten Halbzeit ein verdienter Sieg für Baiertal. Und gleichzeitig - angesichts des späten Entscheidungstreffers - eine unglückliche Niederlage für den trotzdem keineswegs enttäuschenden Anatomie-Sportclub.
Joseph Weisbrod