Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Wie sagte der französische Dichter und Pilot Antoine de Saint-Exupéry?: "Was Du gibst, macht Dich nicht ärmer." Ein schwacher Trost für den ASC, der seit sechs Spieltagen seinen Gegnern unfreiwillig alle Punkte schenkt. So auch der SG Horrenberg, die Neuenheim beim Flutlicht-Match am Freitagabend entschlossen als willkommenes Sprungbrett für den fünften Tabellenplatz in der Heidelberger Serie A nutzte.
Das erste Highlight setzte der engagiert beginnende Gast. Bereits in der 7.Minute ging der ASC durch einen strammen Aufsetzer von Leonard Kempter - nach Vorlage von Kapitän Timo Mifka - in Führung. Doch noch im Echo des Neuenheimer Torjubels schlug der Favorit eiskalt zurück. Der mit allen Wassern gewaschene Spielertrainer Rafael Hermida überwand ASC-Torhüter Sören Sitter mit einem raffinierten Flachschuss (10.).
Nach einem herrlichen Spielzug über den bissigen Leonard Kempter und den umtriebigen David Keller hatte der Neuenheimer Jungregisseur die erneute Führungschance. Kellers Geschoss zischte nur knapp am rechten SG-Pfosten vorbei (15.). Ebenso bezeichnend wie unverständlich, dass der ASC dem zum Sieg verdammten Gastgeber ausgerechnet durch einen klassischen Konter das 2:1 ermöglichte. Gegen die sträflich aufgerückten Neuenheimer startete ein SG-Angreifer auf der rechten Außenbahn allein durch und flankte nach innen, wo Christian Anderka völlig unbehelligt vollenden konnte (17.)
An den entscheidenden Szenen zwischen der 32. und der 37.Minute war der schwache Schiedsrichter maßgeblich beteiligt. Zunächst deutete der Mann aus Buchen nach einem Horrenberger Eckball in der Folge eines harmlosen Allerwelts-Duells zur Verblüffung des fröstelnden Publikums auf den Strafpunkt. SG-Stratege Stanomir Radunovic bedankte sich artig und verwandelte den Elfmeter souverän zum 3:1. Danach schickte der "Unparteiische" den wegen einer Lappalie verwarnten ASC-Abwehrrecken Ulrich Schmidt mit der gelbroten Karte zum vorzeitigen Duschen (37.).
Nicht am Schiedsrichter lag es allerdings, dass der ASC in der Defensivarbeit, zu der bekanntlich auch das Mittelfeld gehört, gegen die schnellen und druckvollen SG-Attacken zu behäbig, zu liberal, zu weit weg von den Angreifern agierte und durch solch mangelhaftes Risk-Management immer wieder in arge Verlegenheit geriet. In Unterzahl versiegte nun auch die bis dahin durchaus muntere Kreativquelle. Schon bald nach dem Seitenwechsel knipste erneut Radunovic mit dem zweiten Elfmeter-Geschenk des Schiedsrichters die ohnehin nur noch kläglich flackernde Neuenheimer Laterne endgültig aus (51.).
Die Martinsgans war nun gegessen. Der herzerfrischende elfjährige (!) SG-Stadionsprecher Nico Wagenblaß verkündete zwar nach einem Abseitstreffer mit glockenklarer Stimme etwas verfrüht das 5:1. Doch Axel Rössler sorgte mit seinem Tor dafür, das diese jugendlich-spontane Prophezeiung letztlich in Erfüllung ging (88.). Die Mannschaft kann sich bei Torwart Sören Sitter, ihrem Besten, bedanken, dass er mit seinen Glanzparaden bei diversen Dialogsituationen eine noch deftigere Schlappe verhinderte.
Neuenheim zehrt immer noch vom Polster seines imposanten Saisonstarts. Nach der sechsten Pleite in Folge muss aber im Schlüsselspiel am nächsten Sonntag beim Tabellenletzten FC Mühlhausen unbedingt gepunktet werden, um nicht im Abstiegssumpf überwintern zu müssen. Nur keine Panik. Wenn ASC-Trainer Dr. Holger Zimmer endlich wieder sein komplettes Stammpersonal an Bord hat und die Defensivprobleme in den Griff bekommt, sollte die blutjunge Mannschaft nach dem Verlieren auch wieder das Siegen lernen.
Joseph Weisbrod