Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Angesichts des mehr als ungleichen Chancenverhältnisses war es ein glücklicher Sieg für Neuenheim auf dem Mannaberg, wo die Trauben wieder mal sehr hoch hingen. Fast zehn Minuten ließ der Schiedsrichter nachspielen, bis der äußerst wichtige Auswärtserfolg beim Kellerkonkurrenten feststand.
Nach der dominanten Anfangsviertelstunde mit Tormöglichkeiten für Kapitän Thomas Pasch (10.) und David Keller (14.) gab der ASC immer mehr das Mittelfeld preis und öffnete mit seiner allzu liberalen Visa-Praxis im Abwehrverhalten - da waren die Anatomen mit dem Skalpell nicht nahe genug am Mann - so manche Schleusen. Die logische Folge: Klarste Einschussmöglichkeiten für die VfB-Angreifer, die mit diesen verspäteten Ostergeschenken aber nichts anzufangen wussten.
Dies war vor allem ein Verdienst von ASC-Torwart Sören Sitter, der in der 24., 35. und 36. Minute gleich dreimal gegen allein auf ihn zulaufende Stürmer dank seiner Nervenstärke, seinem Timing-Gefühl und seiner Reflexe die VfB-Führung bravourös vereitelte. Kurz vor der Pause hätte Sitter sich jedoch nicht beschweren dürfen, wenn ihn der Schiedsrichter zum vorzeitigen Duschen geschickt hätte. Der pfeilschnelle VfB-Siebener Christopher Becht, den die Neuenheimer Abwehr nie so richtig an die (Vierer-)Kette legen konnte, schob vor dem Strafraum den Ball am herausgeeilten ASC-Zerberus vorbei, der ihn sanft, aber unfair auflaufen ließ (44.).
Auch nach dem Wechsel überzeugte der ASC zwar kämpferisch, lud aber den VfB durch hanebüchene Ballverluste und Fehlpässe zu vielversprechenden Angriffen ein. In der 56. Minute musste der überragende Sören Sitter erneut Kopf und Kragen riskieren, um einen Rauenberger Solotänzer am Führungstreffer zu hindern.
Fast im Gegenzug das völlig überraschende 0:1. Bobie N'Delly spielte von der linken Außenbahn seinen kongenialischen Sturmpartner Timo Mifka an. Timogol Mifka stoppte den Ball mit dem Rücken zum Tor, drehte sich an der Strafraumgrenze in guter, alter Gerd Müller-Manier blitzschnell um die eigene Achse und zog flach ab. Das Leder zischte auf dem regennassen Rasen in diagonaler Ideallinie unhaltbar für VfB-Torhüter Johann Hufnagl wie ein Dum-Dum-Geschoss genau ins lange Eck. (57.). Kein Zweifel: Mifka machte mit diesem Klassetor, seinem zwölften Saisontreffer, den Unterschied zu den Rauenberger Chancentötern aus.
Die Macht vom Mannaberg kämpfte nun, auch verbal angetrieben von Spielmacher Mike Schopf, ebenso bewundernswert wie verbissen um den Lohn ihrer enormen Anstrengungen und den gerechten Ausgleich. Doch die über sich hinauswachsenden Neuenheimer Abwehr-Gladiatoren wehrten sich mit allen Extremitäten und unbändiger Leidenschaft. Insbesondere die Innenverteidiger Felix Louis, der nun jeden Zweikampf gewann und vor den Augen seines aus Tübingen angereisten Vaters ein Riesenspiel machte, und Steve Ekoua Sima erwarben sich die Note "Summa cum laude" in puncto Gewinnermentalität und Hingabe.
Dann die vermeintliche Entscheidung. Eine der seltenen Traumkombinationen über Timo Mifka, David Keller, der wunderbar von der Grundlinie in den Rücken der VfB-Abwehr passte, und den geistesgegenwärtigen Vollstrecker Bobie N'Delly brachte zwar den Zweitore-Vorsprung für die ausgepowerten Gäste (84.) Doch als bereits 93 zunehmend dramatische Minuten abgekämpft waren, signalisierte der Schiedsrichter einen großzügigen Nachschlag von fünf Minuten. Und tatsächlich gelangen den Rauenberger Löwenherzen in der 95. Minute durch Abwehrfighter Michael Wittmer der überfällige Anschlusstreffer.
Aber mit Glück und letzter Kraft rettete der ASC sich über die insgesamt fast hundert emotional geladenen, wenn auch fußballerisch eher dürftigen Spielminuten. ASC-Headcoach Dr. Holger Zimmer, bis zu seiner Auswechslung ein Turm in der Abwehrschlacht, sprach nach den Abpfiff erleichtert von einem "Sechs-Punkte-Sieg". Ein Erfolg, der durch einen weiteren Dreier am kommenden Sonntag beim Serie A Hinterbänkler aus Balzfeld noch veredelt werden sollte.
Joseph Weisbrod
In einem recht einseitigen Match verpasste es der VfB, einen großen Schritt nach vorne zu machen. Über fast die gesamte Spielzeit beherrschte die "Macht vom Mannaberg" den Gast aus Neuenheim, scheiterte jedoch entweder an dem gut aufgelegten Gästekeeper oder am eigenen Unvermögen. In der 56. Minute nutzte Mifka eine der wenigen ASC-Chancen mit einem 16-Meter-Schuss aus der Drehung zum 0:1. In der Folgezeit erhöhte Rauenberg den Druck, konnte aber keinen Erfolg verbuchen. Neuenheim kam stattdessen fünf Minuten vor Schluss durch N'Delly noch zum 0:2. In der Nachspielzeit sah Michel Gadeu die rote Karte und den darauf folgenden Freistoß schlug Schopf in den Strafraum, wo Michael Wittmer zum 1:2 Endstand abstaubte.
hw