Das ASC-Aufgebot:
Coburg. Kreisfreie Stadt, 297 m ü. M. Etwa 45.000 Einwohner, im Vorland des Thüringer Waldes. Sonntag, 11. Juli 1999, 3.00 Uhr BEZ (Bayerische Zeit). Sieben Sambistas aus dem fernen Heidelberg - Richard Bender, Dieter Hafner, Wolfgang Lange, Werner Lux, Rolf Rehm, Werner Rehm und Josch Weisbrod - warten auf ein Großraumtaxi, das sie in ihre Herberge bringen soll. Fehlanzeige. Nach acht Stunden Samba-Tanzen die grausame Gewißheit: Die Beinarbeit geht auf weniger beschwingte Weise weiter. Soweit die Füße tragen - runde sechs Kilometer bis nach Ahorn, wo in der Folterkammer der dortigen Sportvereinigung ein heiß ersehntes Nachtlager wartet.
Hinter den ASC-Sambistas, zu denen auch Max-Peter Gantert (der in weiser Vorahnung bereits vorausgejoggt war) und Burkhard Kunzmann (der sich sambamäßig selbständig gemacht hatte) gehörten, lag eine pulsierende Nacht. Das 8. Internationale Sambafestival hatte uns alle in seinen Bann geschlagen. Nicht von ungefähr gilt das Coburger Samba-Treffen als das größte und bedeutendste Festival dieser Art in Europa. Und wir vom ASC mittendrin im überschäumenden Meer der Lebensfreude, im treibenden, suggestiven Rhythmus von rund 70 Samba-Gruppen aus Deutschland, Europa und aus Brasilien, dem Mutterland dieser heißen afroamerikanischen Musik. Ein Ereignis, das seine Reize nicht nur aus dem Können und der Inbrunst der auf dem Schloßplatz, auf dem Marktplatz, in den Gassen und Hallen wirbelnden Gruppen (mit ihren weiblichen Anziehungspunkten) bezieht, sondern vor allem auch aus dem historischen Flair des Coburger Stadtzentrums.
Der Höhepunkt kam wie so oft im Leben am Schluß: Die Wahl der besten Sambatänzerin in der Sporthalle, irgendwann nachts um zwei Uhr. Die Mädels, fast ausschließlich brasilianischen Blutes, machten die müden ASC-Glieder mit ihren atemberaubenden Samba-Injektionen wieder munter. Und ob jetzt die Nummer 218 oder 214 gewonnen hat: Sieger waren auf jeden Fall die Zuschauer und Sambistas in der Halle - also auch die ASC-Opas, die auf der Tanzfläche mit dem jungen Samba-Gemüse gewohnt konditionsstark mithalten konnten. Für Auge, Ohr und die Pumpe ein einzigartiges Erlebnis! Zu verdanken haben wir es unserem AH-Freund Heinrich Bedford-Strohm, der uns in seine neue, alte Heimat eingeladen und höchst zuvorkommend betreut hat. Doch darüber am Ende mehr.
Angefangen hatte das exotische Wochenende am Freitagabend mit einem Freundschaftsspiel gegen die gastgebende SpVgg Ahorn. Und da zeigte die AH einmal mehr ihre Stärke bei Auftritten im europäischen Ausland (oder wo liegt der Freistaat Bayern niochmal?). Heinrich Bedford-Strohm, der im Hauptberuf eine evangelische Pfarrei in Coburg betreut und im Nebenberuf als Abwehrgott eben bei Ahorn fungiert, verstärkte dieses Mal unser Team und half zweikampfstark mit, Gegentore zu verhindern. Für Tore sorgte zunächst die Angriffsmaschineriedes ASC, die vom Anpfiff weg zum Samba-Rhythmus fand. Das ASC-Forechecking zahlte sich schon nach zehn Minuten aus. Ahorn verlor im Mittelfeld in Bedrängnis den Ball. Josch Weisbrod spielte sofort hinaus auf den rechten Flügel, wo Richard Bender unwiderstehlich davonzog. Seine präzise Flanke nach innen hämmerte der innen mitgelaufene Weisbrod mit der von ihm selten gebrauchten rechten Klebe per Direktabnahme ins grüne Ahorn-Geäder. Wiederum fünf Minuten später bediente Wolfgang Lange erneut Weisbrod mit einem mustergültigen Paß. Der hatte nach einem verhältnismäßig schnellen Antritt keine Mühe, den Ball am Ahorner Keeper vorbei ins lange Eck zu schieben. Den möglichen Hattrick verpaßte Weis(nichts)brod, als er allein vor dem SpVgg-Torwart auftauchte, aber es statt mit Köpfchen mit Gewalt versuchte und dem Keeper eine dankbar Flugeinlage gestattete.
Im Gegenzug fiel der Anschlußtreffer für Ahorn. Nur die Sonne war Zeuge, ob unseren ansonsten einmal mehr bärenstarken Keeper Burgi Kunzmann eine gewisse Mitschuld an der Versenkung des ewig lange durch den Himmel segelnden Balles via Nachschuß ins ASC-Netz traf. In dubio pro deo. Im Zweifel für Dich, Burkhard! Es folgte der Auftritt unseres White Magic. Bernd Fischer kam zu spät (angereist), sah und siegte: Ein Genuß sein Schlenzer am Torwart vorbei ins lange Eck zum 3:1! Die erste Hälfte ging eindeutig an den ASC. In der zweiten Halbzeit sollte sich das Blatt allerdings wenden. Ahorn entwickelte nun enormen Druck und spielte seine läuferische Überlegenheit immer besser aus. Nur der aufopferungsvollen Abwehrarbeit unserer Defensivfraktion mit Dieter Hafner, der gegen den gefährlichen Mittelstürmer Steini ein glänzendes Spiel machte, dem angriffslustigen Max-Peter Gantert, Heinrich Bedford-Strohm und Torwart Burkhard Kunzmann war es zu verdanken, daß Ahorn nicht mehr als das 2:3 zustande brachte. Mitten in die Drangperiode der Gastgeber hinein konterte der ASC immer wieder gefährlich. Graukopfadler Werner Rehm setzte sich auf der linken Seite dynamisch durch und flankte vor das Tor zu Bernd Fischer, der den Ball elegant mit seinem Waschbrettbauch stoppte und den Ahorner Torwart so alt aussehen ließ, wie er wahrscheinlich war. Doch der Zweitore-Vorsprung reichte nicht, so daß die temperamentvolle Partie mit einem gerechten, christlichen und zuschauerfreundlichen 4:4-Unentschieden endete.
Den Abend verbrachten wir im Kreise der Ahorner AH, die Nacht in der Turnhalle und den frühen Samstagmorgen bei einem fürstlichen Frühstück im Clubhaus. Danach gingen wir zu Fuß in die Sambastadt Coburg - leider ohne Bernd Fischer, der seinen schwarzen Kater aussschlief und mit diesem auf dem Rücksitz nach Heidelberg zurückdröhnte. Schade. Bernd! Du hast was verpaßt! Heinrich ließ es sich übrigens nicht nehmen, besagtes Frühstück hoch zwei (am Sonntag schlugen wir nochmals zu) aus der eigenen Tasche zu finanzieren. Außerdem hat Heinrich als kompetenter Reiseführer und Tipgeber für das Salz in der gut gewürzten Suppe unseres Coburg-Besuches gesorgt. Seine charmante Frau Debby mußte wg. ASC einige Stunden auf ihren Gatterich verzichten. Also: Vielen Dank, lieber Heinrich, für Deine nimmermüde Unterstützung, und Dir, liebe Debby, für Dein Verständnis! Das nächste Mal werden wir auch zur Predigt kommen! Auch der Spielvereinigung Ahorn und ihrem ersten Vorstzenden Klaus Leonhardt möchten wir auf diesem digitalen Wege (unsere Internet-Adresse ist dort bekannt) sehr herzlich für die Gastfreundschaft auf ihrer herrlichen Sportanlage danken.
Wir kommen gerne wieder: Zum Samba-Festival 2000 im schönen Coburg!
Wir - das waren: Richard Bender, Bernd Fischer (Teilzeit-Sambista), Max-Peter Gantert, Dieter Hafner, Burkhard Kunzmann, Wolfgang Lange, Werner Lux, Rolf Rehm, Werner Rehm, Josch Weisbrod.
Sambista Josch Weisbrod