Deutschland - Portugal 3:1 (0:0)

Viel Herz, wenig Schmerz

Die deutsche Elf feierte bei der WM im eigenen Land mit dem Erreichen des dritten Platzes einen mehr als versöhnlichen Abschluss. Für die Entscheidung sorgte ein bärenstarker Schweinsteiger mit drei sehenswerten Krachern.

Über der Partie in Stuttgart wehte zu Beginn ein Hauch von Wehmut. Auf Seiten der Portugiesen standen Figo, der zunächst nur auf der Bank saß, und Trainer Scolari vor ihrem Abschied. Bei den Deutschen hatte Klinsmann, dessen Zukunft ebenfalls noch in den Sternen stand, kräftig umgebaut. Für die angeschlagenen Ballack, Mertesacker, Borowski und Friedrich rückten Kehl, Jansen, Schweinsteiger und Nowotny in die Anfangsformation. Der Ex-Leverkusener kam aber nur zum Einsatz, weil sich Huth beim Aufwärmen verletzte. Im Tor gab Kahn seine Abschiedsvorstellung im Trikot der Adlerträger. Die Zielsetzung des Gastgebers war mit dem Gewinn des kleinen Finales deutlich formuliert. Entsprechend offensiv gingen die Deutschen auch zur Sache. Schon nach fünf Minuten hatte Kehl die Führung auf dem Fuß, doch den Schuss des Dortmunders lenkte Valente mit dem Unterarm entscheidend ab. Der fällige Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Kamikawa blieb jedoch aus. Doch auch Portugal versteckte sich nicht und spielte munter nach vorne. Ein Versuch von Klose ans Außennetz (9.) sowie ein Lupfer von Simao (12.) waren die Ausbeute einer schwungvollen Anfangsphase. Urplötzlich tauchte dann Pauleta frei vor Kahn auf, scheiterte aber aus halblinker Position mit seinem Flachschuss am Titan (15.). Die Antwort der Hausherren bestand in einem Heber von Kehl aus knapp 20 Metern, den Keeper Ricardo mit den Fingerspitzen über die Latte lenkte (19.). Zu diesem Zeitpunkt hatten die Südeuropäer das Geschehen etwas besser im Griff, da sich die zahlreichen Umstellungen bei den Deutschen zunehmend negativ auf einen harmonischen Spielfluss auswirkten. Es fehlten die zündenden Ideen aus der Kreativzentrale. Da sich auch die Portugiesen gegen die kompakte Defensive der Deutschen nicht entscheidend in Szene setzten, resultierten Chancen zumeist aus Standards. Einen davon knallte Podolski aus halbrechter Position auf den Kasten. Ricardo riss allerdings im letzten Moment die Arme nach oben und wehrte ab (25.). Die Gefahrenmomente für das Gehäuse von Kahn lagen in einem Schlenzer von Deco, der sein Ziel knapp verfehlte (30.), und einem Kopfball von Simao, der unberührt von Freund und Feind durch den Fünfer segelte (36.). Einer durchaus unterhaltsamen Vorstellung fehlte zur Pause noch das Salz in der Suppe.

Das Bemühen um einen Treffer war auch nach dem Wechsel spürbar. Die gefährlichste Aktion verzeichneten die Portugiesen mit einem Freistoß von der Strafraumkante, den Simao nur knapp über den Querbalken platzierte (51.). In der 56. Minute fasste sich dann Schweinsteiger ein Herz, zog von der linken Außenbahn nach innen und pfundete die Kugel aus 23 Metern halblinker Position zentral aufs Tor. Ricardo, der bislang bei diesem Turnier einen starken Eindruck hinterließ, unterschätzte das flatternde Spielgerät, das schließlich über seinem Kopf einschlug. Die Führung verlieh den Deutschen spürbares Selbstvertrauen, die nur wenig später nachlegten. Erneut war Schweinsteiger mit einem knallhart getretenen Freistoß der Ausgangspunkt. Der Ball flog flach an den Fünfer, wo der eingewechselte Petit mit dem Schienbein unglücklich ins eigene Netz abfälschte (61.). Kurz zuvor hatte bereits Lahm mit einer sehenswerten Volleyabnahme nur knapp die Vorentscheidung verfehlt. Die Antwort der Scolari-Elf gab Deco mit einem Schrägschuss, den Kahn mit einer Glanzparade aus der kurzen Ecke fischte (62.). Ein weiterer Höhepunkt bei den Portugiesen war die Einwechslung von Routinier Luis Figo in der Schlussviertelstunde. Doch für die Ausrufezeichen war am heutigen Abend Schweinsteiger zuständig, der mit einer weiteren Granate von der halblinken Seite den 3:0-Endstand besorgte (78.). Weder das Fast-Eigentor von Metzelder (82.) oder der gefährliche Freistoß von Ronaldo (84.) noch das verdiente Anschlusstor durch einen Flugkopfball von Gomes (89.) milderten die prächtige Stimmung auf den Rängen. Die Fans feierten ihre Mannschaft, in der Hanke und Hitzlsperger in den letzten Minuten auch noch ihre Einsatzzeit bekamen. Insgesamt war die Begegnung eine Werbung für das "bedeutungslose" kleine Finale bei einer Weltmeisterschaft.

Kai Endres


Sa 08.07.2006, 21:00 Uhr, Gottlieb-Daimler-Stadion, Stuttgart
WM 2006, Spiel um den 3. Platz
52.000 Zuschauer - Schiedsrichter: Toru Kamikawa (Japan)

Deutschland - Costa Rica 4:2 (2:1)

Deutschland
 
Oliver Kahn
Philipp Lahm
Jens Nowotny
Christoph Metzelder
Marcell Jansen
Bernd Schneider
Torsten Frings
Sebastian Kehl
Bastian Schweinsteiger (79. Thomas Hitzlsperger)
Miroslav Klose (65. Oliver Neuville)
Lukas Podolski (71. Mike Hanke)
 

Portugal
 
Ricardo
Paulo Ferreira
Fernando Meira
Ricardo Costa
Nuno Jorge Valente (70. Nuno Gomes)
Maniche
Costinha (46. Petit)
Deco
Cristiano Ronaldo
Simao
Pedro Pauleta (77. Figo)

 
Trainer: Jürgen KlinsmannTrainer: Luiz Felipe Scolari
Tore
 
1:0 Bastian Schweinsteiger 56. (Rechtsschuss)
2:0 Petit 61. (Eigentor, Schweinsteiger)
3:0 Bastian Schweinsteiger 78. (Rechtsschuss)
3:1 Nuno Gomes 88. (Kopfball, Figo)