Deutschland - Italien 0:0 0:2 n.V.

Endspiel nach großem Kampf verpasst

Als die DFB-Elf zum zweiten Mal innerhalb weniger Tage in die Verlängerung musste, fehlte am Ende die Energie, gegen die ballsicheren und ungewohnt offensiven Azzurri das Elfmeterschießen zu erreichen. Grosso und Del Piero machten in den letzten Minuten der Verlängerung den deutschen Traum vom Endspiel zunichte. Die Rotsperre von Torsten Frings hatte eine unerwartete Umstellung des deutschen Mittelfelds zur Folge: Neben Ballack und Schneider standen Kehl und Borowski (für Schweinsteiger) in der Startformation. Die Azzurri nahmen gegenüber ihrem letzten Spiel nur den erwarteten Wechsel in der Innenverteidigung vor: Materazzi drückte Barzagli wieder auf die Bank. Eine enorme Erwartungshaltung lag über der Partie, in der sich die Italiener anfangs mehr Ballbesitz verschafften. Tottis Freistoß aus etwa 30 Metern war ein erster Schuss aufs Tor, bereitete Lehmann allerdings keine Probleme (4.). Eine Viertelstunde lang jagte man sich im Mittelfeld gegenseitig die Kugel ab, dann hatten die Deutschen eine vage Torchance (Cannavaro blockte einen Podolski-Schuss) und die Italiener konterten gefährlich (Lehmann gerade noch vor Perotta am Ball). Beide Teams neutralisierten sich nahezu über die gesamte erste Halbzeit, vermieden es, zuviel in die Offensive zu investieren um den Gegner nicht ins offene Messer zu laufen. Jeweils eine gute Tormöglickeit war noch zu vermelden: In der 34. Minute legte Klose das Leder für den rechts im Sechzehner auftauchenden Schneider auf, dessen Schuss jedoch ein Stückchen über die Querlatte pfiff. Ein wenig zu hoch angesetzt war auch der Kopfball Camoranesis (41.). Der gebürtige Argentinier war nach einem Freistoß Pirlos unbedrängt zu einer Torchance gelangt.

Mit mehr Mut ging die DFB-Elf den zweiten Durchgang an. Der einsatzfreudige Klose setzte zu einem Sololauf an, der erst von Buffon gestoppt wurde (50.). Die Italiener schienen von der erhöhten Schlagzahl der Deutschen etwas überrascht, fanden dann aber wieder ihren Rhythmus. Gleichwohl wurde die Begegnung offener, die strikten taktischen Fesseln lockerten sich. Eine klasse Aktion über die rechte Seite eröffnete Podolski eine Riesenmöglichkeit. Schneider spielte den Youngster im Strafraum an, schnelle Drehung, Schuss - Buffon stand sicher im kurzen Eck (63.). Den Abpraller schoss Friedrich drüber. Die läuferische Leistung beider Teams ließ kaum Wünsche offen, nur an Torchancen mangelte es weiterhin. Ballack setzte aus guter Position, 17 Meter Torentfernung, zentrale Position, einen Freistoß deutlich drüber (82.). In der 86. Minute musste Lehmann in höchster Not gegen Gilardino klären, der einem Totti-Anspiel nachging. Danach gings in die Verlängerung.

Und da krachte es gleich zweimal mächtig. 40 Sekunden nach Wiederanpfiff versetzte Gilardino nacheinander Metzelder und Ballack, traf aus kurzer Distanz aber nur den Pfosten. Nur zwei Minuten später erneut Riesendusel für Deutschland, als Zambrotta die Pille nach einer Ecke nur an die Latte ballerte. Klare Vorteile für Italien in der ersten Hälfte der Verlängerung, die jedoch Mit einer tollen Chance für Podolski endete. Odonkor hatte von der rechten Seite nach innen geflankt, Poldi verzog den Kopfball allerdings klar. Teil zwei der Extrazeit begann weniger spektakulär, aber die Spannung war mittlerweile extrem gesteigert. Podolski hatte nach einem klasse Zuspiel von Kehl erneut eine gute Möglichkeit, doch Buffon verhinderte den Rückstand (112.). Erkennbar wurden bei vielen Akteuren die Schritte schwerer, die Italiener blieben jedoch gefährlicher. Als man schon das Elfmeterschießen im Hinterkopf hatte, schlugen die Azzurri zu. Pirlo behielt vor dem Sechzehner die Übersicht, schob den Ball zu Grosso und der traf unhaltbar für Lehmann ins lange Eck (119.). Ein letzter verzweifelter Gegenstoß der Deutschen wurde abgefangen und den Konter vollendete Del Piero zum 2:0-Endstand (120.).

André Schulin


Di 04.07.2006, 21:00 Uhr, FIFA-WM-Stadion Dortmund,
WM 2006, Halbfinale
65.000 Zuschauer - Schiedsrichter: Benito Archundia (Mexiko)

Deutschland - Italien 0:2 n.V. (0:0, 0:0)

Deutschland
 
Jens Lehmann
Arne Friedrich
Per Mertesacker
Christoph Metzelder
Philipp Lahm
Bernd Schneider (83. David Odonkor)
Michael Ballack
Sebastian Kehl
Tim Borowski (72. Bastian Schweinsteiger)
Miroslav Klose (111. Oliver Neuville)
Lukas Podolski
 

Italien
 
Gianluigi Buffon
Gianluca Zambrotta
Marco Materazzi
Fabio Cannavaro
Fabio Grosso
Mauro Camoranesi (91. Vincenzo Iaquinta)
Gennaro Gattuso
Andrea Pirlo
Simone Perrotta (104. Alessandro del Piero)
Francesco Totti
Luca Toni (74. Alberto Gilardino)
 
Trainer: Jürgen KlinsmannTrainer: Marcello Lippi
Tore
 
0:1 Fabio Grosso 119. (Linksschuss, Pirlo)
0:2 Alessandro del Piero 120. (Rechtsschuss, Gilardino)