Deutschland - Brasilien 0:2 (0:0)

Brasiliens Vorteil war Ronaldo

Die Partie begann ausgeglichen und mit beidseitig vorsichtigem Spielaufbau. Dabei fiel auf, dass die Deutschen die südamerikanischen Ballkünstler schon früh attackierten und dadurch öfter in Ballbesitz kamen. Erste Schussversuche von Neuville und im Gegenzug Kleberson (7.) brachten noch wenig Brisanz vor den Toren. Als sich Schneider und Frings am rechten Flügel jedoch kombinationssicher durchtankten und den Ball in den Fünfmeterraum bekamen, rettete Edmilson gerade noch vor dem bereitstehenden Klose (10.). Deutschland blieb in dieser Phase spielbestimmend, drang regelmäßig gefährlich in den brasilianischen Strafraum, wurde im Abschluss jedoch immer wieder erfolgreich gestört. 19 Minuten waren gespielt, als sich der erste gefährliche Konter vor Oliver Kahn entwickelte. Ronaldinho hatte Ronaldo zentral in die Gasse geschickt, doch der Torjäger schob den Ball mit dem linken Außenrist am langen Eck vorbei. Über zehn Minuten spielte sich die Partie auf hohem Niveau im Mittelfeld ab, wobei auffiel, dass Frings und Bode gegen Cafu und Roberto Carlos Vorteile erarbeiteten. Damit war das brasilianische Spiel stärker über die Mitte angelegt, wo Kleberson die wichtigste Schaltstation war und Gilberto Silva als "Staubsauger" brillierte. Ronaldhino dagegen wurde abwechselnd von Hamann und Jeremies soweit gestört, dass er kaum Wirkung erzielte. Seine stärkste Szene hatte der junge Spielmacher in der 30. Minute, als er Ronaldo erneut zentral freispielte, doch "das Phänomen" scheiterte am gut reagierenden Kahn. Nun begann die stärkste Phase des Favoriten. Hochkarätige Chancen wurden herausgespielt, doch Kahn zeichnete sich wiederholt aus. Einzig bei einem Kleberson-Schlenzer, der gegen die Querlatte ging (45.), wäre der deutsche Keeper ohne Chance gewesen. Insgesamt ging das Remis zur Pause in Ordnung.

Fulminant starteten die Deutschen die zweite Hälfte. Schnell eroberte sich das Völler-Team ein auch spielerisches Übergewicht, wobei Frings, Schneider und Neuville über die rechte Seite ein ums andere Mal durchbrachen. Nach einem abgeblockten Jeremies-Kopfball (47.) erhielt die DFB-Elf einen Freistoß in 30 Meter Torentfernung. Ehe man sich versah hatte Oliver Neuville das Leder abgeschossen, doch Keeper Marcos lenkte es mit den Fingerspitzen an den Pfosten (49.). Nach dieser bislang besten deutschen Möglichkeit entwickelte sich ein spannender Schlagabtausch mit einer Reihe brenzliger Szenen vor beiden Toren. Torhüter wie Abwehrspieler klärten dabei oft in höchster Not. Als der bis dahin großartige Hamann vor dem Strafraum einen unnötigen Zweikampf gegen Ronaldo verlor, dieser auf Rivaldo passte, der von der Strafraumgrenze platziert abzog und Oliver Kahn den nassen Ball nach vorne abprallen ließ, war es geschehen. Ronaldo schaltete am schnellsten und schob den Ball reaktionsschnell am geschlagenen deutschen Tormann vorbei zum 1:0 in Netz (67.). Weiter pendelte das Spiel hin und her und befand sich nun in der entscheidenden Phase. Nachdem ein abgefälschter Jeremies-Schuss knapp am Tor vorbeistrich (71.), fiel acht Minuten später die Vorentscheidung. Der überragende Kleberson hatte sich am rechten Flügel durchgesetzt, gab flach nach Innen, wo Rivaldo den Ball überraschend dem besser postierten Ronaldo durchließ, der vom 16er kurzentschlossen, platziert und diesmal unhaltbar einschoss (79.). Bierhoff (83.) aus der Drehung (Marcos hielt) und Ziege (90.) mit rechts (direkt auf den Keeper) vergaben die letzten Möglichkeiten zur Resultatsverbesserung. Brasilien gewann aufgrund der insgesamt besseren Torchancen verdient, während die Deutschen ihre spielerisch beste Partie ablieferten und die Begegnung somit lange offen hielten. Positive (Ronaldo) wie negative (Kahn, Hamann) individuelle Aktionen entschieden die wohl herausragendste Auseinandersetzung dieser Weltmeisterschaft.


So 30.06.2002 in Yokohama
70.564 Zuschauer
Schiedsrichter Pierluigi Collina (Italien)

Deutschland - Brasilien 0:2 (0:0)

Deutschland
 
Oliver Kahn
Torsten Frings
Thomas Linke
Carsten Ramelow
Christoph Metzelder
Bernd Schneider
Dietmar Hamann
Jens Jeremies (78. Gerald Asamoah)
Marco Bode (84. Christian Ziege)
Oliver Neuville
Miroslav Klose (74. Oliver Bierhoff)

Brasilien
 
Marcos
Lucio
Edmilson
José Roque Junior
Cafú
Kleberson
Gilberto Silva
Roberto Carlos
Ronaldinho (85. Juninho Paulista)
Ronaldo (90. Denilson)
Rivaldo
Trainer: Rudi VöllerTrainer: Luiz Felipe Scolari
Tore
 
0:1 67.Min Ronaldo
0:2 79.Min Ronaldo