Viele von den Jungs, die am Freitag abend um den Heidelberger Kreispokal spielten und kämpften, waren noch nicht einmal geboren, als Bundeskanzler Helmut Kohl 1998 abgewählt wurde. Und sind gerade mal so "alt", wie dessen Kanzlerschaft währte: ca. 18 Jahre. Vor dem Anpfiff des U19-Kreispokalfinales ehrte und würdigte Kreisjugendleiter Eugen Wickenhäuser den Meister der A-Junioren-Kreisliga Heidelberg.
Danach gab der frisch gekürte Meister und Landesliga-Aufsteiger ASC Neuenheim vor der stattlichen Kulisse von ca. 100 Zuschauen alles, um das heiß begehrte Double zu gewinnen. Die erste halbe Stunde gehörte den klug eingestellten Gastgebern. Nach einem ersten ernsthaften Warnschuss von ASC-Kapitän Philipp Knorn in der 15. Minute legte der quirlige Nicolas Schilz mit einem Kopfballaufsetzer knapp neben den Pfosten nach (28.).
Als nach einer weiteren Koko-Sahneflanke von Cornelius Höschle dessen schlitzohriger Kollege Nicolas Schilz den Ball in einem sambaartigen Bewegungsablauf stoppte und abzog, lag den ASC-Fans der Torschrei auf den Lippen. Doch die begnadete, charmant und entschlossen leitende 23jährige Schiedsrichterin Wiebke Frede (TSG Rohrbach), in der nächsten Saison als Assistentin in der 2. Frauenbundesliga im Einsatz, erkannte den herrlichen Treffer wegen einer Abseitsposition nicht an (33.). Kurz danach musste ASC- Trainer Miguel Bernal den linken Top-Flankengeber Cornelius Höschle wegen einer Knieverletzung auswechseln - und der Neuenheimer Spielaufbau geriet ins Stocken.
Der trickreiche Neuner mit der Nummer Zehn war es auch, der den bis dahin ungeprüften ASC-Torwart Dominik Wenz zweimal zu Glanztaten nötigte (35./37.). Nur einem punktgenauen Tackling von Leon Julius Ernestus war es zu verdanken, dass der junge Kirchheimer kurz darauf fair vor dem nächsten Torabschluss gestoppt werden konnte (39.).
Nach dem Wechsel setzten die abgebrühten Gäste nach und gingen rasch in Führung. Einen Querpass durch den Stafraum verwandelte Toygun Ermis mit einem knallharten, selbst für einen Klassekeeper wie Dominik Wenz ziemlich unhaltbaren Aufsetzer ins linke Toreck. Der dynamische Felix Viktor Dipper scheiterte danach mit seinem kühnen Schuss aus spitzem Winkel am herausragenden SGK-Torwart und - Kapitän Lars Lichtenberger (54.).
Und der hochverdiente Ausgleich lag in der milden Sommerabendluft: Nach einem der sich häufenden Danger-Standards von Mittelfeldstratege Samuel Ruland wurde der Neuenheimer Torjäger Andreas Knorn (12 Kreisliga-Treffer!) kurz vor dem Einschuss in letzter Sekunde abgeblockt (86.). Sein neuer Sturmpartner Linus Dosch köpfte nach dem letzten scharfen Eckball von Samuel Ruland auf die vernagelte Kirchheimer Beziehungskiste. Doch der Ball strich über die Querlatte (88.).
Als Lohn für eine außergewöhnliche Saison mit dem Meistertitel, dem erstmaligen Aufstieg in die Landesliga Rhein-Neckar, dem Einzug ins Viertelfinale des Badischen Pokals und dem Heidelberger Kreispokalfinale gab es dunkelblaue T-Shirts mit dem Aufdruck: "U 19 FIRST: Aufsteiger, Pokalhelden 2017" .
Joseph Weisbrod