Samstag 14.11.2015, 16:00 Uhr
SG Dossenheim-Ziegelh./Peterstal - ASC Neuenheim 1:0 (1:0)

Am vergangenen Samstag nachmittag empfing die SG Dossenheim/Ziegelhausen/Peterstal den ASC zum Derby. Für die jungen Anatomen ging es dabei eigentlich um nichts mehr. Das Ziel in die Kreisliga aufzusteigen war seit dem Sieg gegen Bammental erreicht. Aber zum einen will man ein Derby immer gewinnen, zum anderen konnte man sich durch einen Sieg die Staffelmeisterschaft sichern. Ganz anders sah es beim Nachbarn aus Dossenheim aus. Wollten sie eine kleine Chance auf den Aufstieg wahren, mussten sie dieses Spiel gewinnen.

Teil I: Stammelf gegen Rotation

Wie so oft in dieser Saison musste der ASC auch in diesem Spiel auf wichtige Spieler verzichten. Mit Elias Houbali, Philipp Knorn und Sebastian Voth fehlten gleich drei "Unverzichtbare". Aber auch hochveranlagte Spieler wie Marius Müller, Marvin Dieker, Vincent Rammelsberg und Leo Thamm standen den Blau-Gelben (mal wieder) nicht zur Verfügung. Doch trotz dieser Ausfälle ließ der ASC rotieren, um Spielern Einsätze zu ermöglichen, die es aufgrund von Training und Einsatz schlichtweg verdient hatten. Obwohl die individuelle Qualität dabei trotzdem die gleiche blieb, hatte dies Umstellungen zur Folge, die sich bemerkbar machen würden. So begannen zum Beispiel die beiden Zweikämpfer vom Dienst, Henry Brandt und Julius Degen, auf der Bank, um Platz für Leo von Schaabner und Max Dörr zu machen. Max Knorn rückte zum ersten Mal auf die 8 neben Dörr, von Schaabner nahm dessen Platz in der Innenverteidigung neben Linus Dosch ein. Die Dossenheimer hingegen konnten ihre beste Elf ins Feld schicken.

Teil II: Der Klassiker

Von Beginn an hatte der ASC mehr Ballbesitz, was aber in diesem Fall nicht gleichbedeutend mit Dominanz war. Denn die Dossenheimer standen defensiv diszipliniert und gingen mit voller Konzentration und Überzeugung in die Zweikämpfe. Die Begegnung spielte sich fast ausschließlich im Mittelfeld ab. Strafraumszenen waren Mangelware. Was der ASC durch Spielaufbau nicht schaffte, gelang dem Derby-Rivalen durch Konter genausowenig. Das Blau-Gelbe Zentrum mit der "Doppel-Max" war am Spielaufbau rege beteiligt, verpasste es aber, dem Spiel die fehlende Vertikalität zu geben. Die beiden Spitzen Valentin Bleß und Thomas Buch bewegten sich zunächst nicht gut, nicht clever genug. Und wenn doch, wurden sie nicht angespielt. Auf der rechten Seite hatten Sven Stellmacher und Torsten Heck kaum Ballkontakte, während es die meistens bespielte linke Seite mit Seref Cetinkaya und Tyrone Okubazgih an Durchschlagskraft vermissen ließ. Der Derby-Rivale versuchte hingegen nach Ballgewinn schnell in die Spitze zu spielen, scheiterte aber spätestens am starken Innenverteidiger-Duo um Schaabner und Dosch, so dass ASC-Keeper Niki Wenz nicht ein Mal wirklich eingreifen musste. Es war ein Lehrbeispiel für das Aufeinandertreffen zweier grundlegender Philosophien, ein Fußball-Klassiker: Ballbesitz gegen Konter. Ungeachtet der verschieden Ansätze beider Mannschaften: die letzten Reihen standen letztlich sicher und ließen nichts zu.

Während die Dossenheimer aber lange auf ihren ersten Abschluss warten mussten, erspielte sich der ASC hin und wieder zumindest Halbchancen. Über die linke Seite kommend fand der Ball mal Bleß (8., 22.), mal Buch (11., 29.), deren Schüsse aber entweder geblockt wurden oder daneben gingen. Die größte Chance entstand, als Rechtsaußen und Ex-Dossenheimer Torsten Heck (endlich mal) auf seiner Seite freigespielt wurde und bis zur Grundlinie vorstoßen konnte. Doch seine scharfe und flache Hereingabe verpassten sowohl Bleß als auch Okubazgih, weil sie beide den gleichen – und leider den falschen - Laufweg wählten (32.).

Teil III: Immer das gleiche. Zum ersten.

Und dann kam es, wie es kommen musste. Wie es schon so oft in dieser Saison gekommen war. Der Gegner hat eigentlich keine Chance, und genau die nutzt er (siehe z.B. Spielberichte Wieblingen, Baiertal). Nach einem mehr als unnötigen Ballverlust des ASC (im Sinne eines "unforced error"), dem ein schlecht ausgeführter Einwurf in der gegnerischen Hälfte vorausging, schalteten die Hausherren blitzschnell um und schwärmten aus, während die Blau-Gelben schliefen. So entstand quasi aus dem Nichts eine vier gegen drei Situation vor dem Neuenheimer Tor. FCD-Stürmer Sandro Renkert ging gegen Stellmacher ins eins gegen eins, es kam zu einem Pressschlag, nach dem der Dossenheimer mit etwas Glück am Ball blieb und in Schussposition war. Noch bevor Schaabner oder Dosch eingreifen konnten, zog Renkert ab und versenkte den Ball zur vielumjubelten Dossenheimer Führung (37.).

Nach dem Tor und mit neuem Selbstvertrauen ausgestattet fingen die Gastgeber an, selbst den Ball haben zu wollen. Das Spiel wurde nun ausgeglichener, ohne dabei besser zu werden. Auf beiden Seiten passierte bis zum Halbzeitpfiff letztlich nichts mehr, dass der Erwähnung wert gewesen wäre.

Teil IV: Immer das gleiche. Zum zweiten.

Mit Henry Brandt und Jonathan Thiel kamen frische Kräfte ins Neuenheimer Spiel. Knorn rückte zurück in die Innenverteidigung, Brandt dafür auf die Acht neben dem stark aufspielenden Max Dörr, während von Schaabner auf die rechte Seite ging. So rückte Stellmacher eine Postion nach vorne, während Thiel über links kam.

Es scheint fast so, als würden die Gegner des ASC in dieser Saison mit dem Halbzeitpfiff nicht mehr spielen, sondern nur noch verteidigen zu wollen. Eberbach, Wieblingen, Baiertal. Und nun auch Dossenheim. Vom Gegner kam nichts mehr, der Ball wurde den Blau-Gelben überlassen, Konterversuche blieben aus. Die ganz in Lila gekleideten Gastgeber standen nun tief und kompakt. Um es vorweg zu nehmen: Dem ASC sollte der Ausgleich – trotz mehrerer Hundertprozentiger Torchancen - nicht mehr gelingen. Der Einfachheit halber seien lediglich die besten Möglichkeiten kurz genannt.

Stellmacher setzte den Ball im eins gegen eins mit FCD-Keeper Maximilian Friedrich aus elf Metern knapp über die Latte (50.). Einen perfekt getretenen Bleß-Freistoß konnte Friedrich gerade noch ans Lattenkreuz lenken (56.). Die eingewechselten Degen und Thiel konnten den Ball freistehend aus fünf Metern (!) nicht aufs Tor bringen (61. 67.). Nach einer guten Okubazgih-Ecke rauschte der Kopfball von Dosch um Zentimeter am Winkel vorbei (72.). Gleich mehrmals hatte Buch die Chance, aus guter Position abzuziehen, ging aber stattdessen erneut ins Dribbling oder wurde geblockt (54., 62., 78.). Der starke Cetinkaya setzte sich auf der linken Seite ein ums andere Mal durch und kam wie so viele seiner Mitspieler zwar bis in den gegnerischen Strafraum, fand dann aber – ebenfalls wie so viele andere – keinen Abnehmer für einen möglichen letzten Pass. Bei den letzten Aktionen – seien es Abschlüsse, Pässe oder Laufwege – fehlte dem ASC an diesem Tag schlichtweg die entscheidende Gier auf das Tor und die nötige Konzentration. Gegen Ende hätte der Gastgeber aus Dossenheim noch höher gewinnen können, weil die Neuenheimer natürlich aufgemacht hatten. Letztlich blieb es aber bei der für die Blau-Gelben bitteren, weil vermeidbaren Niederlage.

Teil V: Rückschau und Ausblick

Nach dem damit enttäuschenden Saison-Finale mit zwei Niederlagen (Viertelfinal-Aus gegen Baiertal inklusive) hintereinander verabschiedet sich die U-19 des ASC mit bittersüßem Geschmack in die Winterpause. Bitter, weil man in JEDEM Spiel letztlich die bessere Mannschaft war, aber am Ende sowohl ohne Pokal-Halbfinale als auch aller Wahrscheinlichkeit nach ohne Staffelmeisterschaft (Bammental reicht einen Unentschieden im letzten Spiel in Lobbach) dasteht. Süß, weil man in einer schwierigen Qualifikation mit starken Gegnern den frühzeitigen Aufstieg in die Kreisliga geschafft hat. Weil man im Pokal einen Landesligisten verdient geschlagen hat. Weil aus einer fast völlig neu zusammengestellten Gruppe von starken Einzelspielern in den letzten Monaten eine Mannschaft geworden ist. Weil man als einzige Heidelberger Top-Mannschaft nie die gleichen Elf auflaufen ließ (ganz im Gegensatz zu anderen) und trotzdem besser war. Und weil man sich – auch wenn die letzten beiden Spiele anderes vermuten lassen – mannschaftstaktisch gut entwickelt hat.

Auf dieser Basis des Erreichten und Entwickelten wird man ab Januar in die Kreisliga-Vorbereitung starten. Man wird gegen starke Gegner testen, wird sich sogar gegen Neuenheims zuletzt stark aufspielenden Herren-Mannschaften messen. An einigen Stellschrauben wird man drehen müssen. Umschalten auf Defensive und finale Pässe, Laufwege, Entscheidungen und Abschlüsse müssen verbessert werden. Ohne Druck, aber mit viel Lust wird es dann ab März nächsten Jahres in die Kreisliga gehen.

Das aber zunächst ohne Bleß, der bis April in Neuseeland weilen wird, und ebenfalls ohne Stellmacher, der gegen Dossenheim leider sein letztes Spiel für den ASC gemacht hat. Aufgrund einer Südamerika-Reise und anschließendem Studium wird er der Mannschaft fehlen. Als Spieler und als Mensch. Wir wünschen ihm an dieser Stelle viel Erfolg auf seinem weiteren Weg!

Miguel Bernal

Spieltag und Tabelle