Donnerstag 14.10.2015, 19:30 Uhr
SG Kurpfalz unterer Neckar - ASC Neuenheim 1:4
Am vergangenen Donnerstag abend gastierte die U-19 des ASC in Wieblingen bei der SG Kurpfalz
unterer Neckar. Die Rollen schienen dabei zunächst klar verteilt: Während die Neuenheimer bisher
alle ihre Pflichtspiele gewonnen hatten (3 Siege in der Kreisliga-Qualifikation, 2 im Pokal, darunter
das 2:0 gegen den Landesligisten SG Pfaffengrund/Eppelheim im Achtelfinale), waren die Jungs
von der Spielgemeinschaft aus Wieblingen, Edingen und Neckarhausen im gleichen Zeitraum stets
ohne Punktgewinn vom Platz gegangen. Kurzum: Zweiter gegen Letzter.
Teil I: Das Problem
Das Spiel begann hektisch. Der ASC hatte viel Ballbesitz in der eigenen Hälfte und ließ den Ball
zunächst sicher (wenngleich unbehelligt) durch das Sechseck laufen, das, bestehend aus Torwart
(Niki Wenz), Innenverteidigung (Kapitän Max Knorn und Marius Müller), Außenverteidigung
(rechts Torsten Heck, links Linus Dosch) und der abgekippten 6 (Max Dörr) durchaus Ruhe
ausstrahlte. Die SG wartete in einem relativ hohen und kompakten 4-4-2 ab und griff ab der
Mittellinie gierig und beherzt an. Und die Taktik des sehr motiviert auftretenden Gastgebers ging
zunächst auf. Die Neuenheimer Jungs wurden immer unruhiger am Ball. Fehlpässe, falsche
Entscheidungen und (auf dem extrem nassen Kunstrasen kaum verwertbare) lange Bälle waren die
traurige, aber logische Konsequenz. Nur sporadisch kamen die Blau-Gelben in die Nähe des SGTores.
Sowohl Aufbauspieler Elias Houbali auf der 8, die offensiven Außen Tyrone Okubazgih
(links) und Jonathan Thiel (rechts), als auch die beiden Spitzen (Thomas Buch, Leo von Schaabner)
fanden aufgrund besagter Kompaktheit des Gegners kaum ins Spiel. Das konsequente, hohe
Pressing, das Neuenheim noch im Pokal-Fight ausgezeichnet hatte, verpuffte aufgrund mangelnder
Kommunikation und teilweise falschen (An-)Laufwegen.
Abwehrchef Knorn und Nebenmann Müller sowie Dörr waren zwar in den Zweikämpfen präsent
und im Passspiel fehlerfrei, konnten ihre Mitspieler aber zu selten auch vertikal einsetzen. Die
Außenverteidiger Heck und Dosch machten ebenfalls defensiv keine Fehler und nahmen am
Aufbauspiel teil, doch stimmten die offensiven Laufwege und die Entscheidungen am Ball oft nicht.
Houbali wurde zu selten gesucht und noch seltener gefunden, war allerdings auch nicht präsent
genug. Die Außen Okubazgih und Thiel hatten auch kaum Ballkontakte, in der Spitze verloren Buch
(erstes Spiel nach Bänderriss im Sprunggelenk) und von Schaabner (der zum ersten Mal diese
Saison auf der 9 agierte) die Bälle zu schnell. Lediglich ein, zwei Halbchancen in den ersten 20
Minuten sprangen dabei heraus. Jeder (nur selten wirklich erzwungene) Ballverlust der
Neuenheimer führte zu einem weiteren Motivationsschub bei den Jungs vom unteren Neckar. Und
es kam, wie es kommen musste. Nach einem von vielen unnötigen, ja fast unmotivierten Fouls in
der ASC-Hälfte kam ein gut getretener Freistoß des Gastgebers aus dem linken Halbfeld scharf in
den Neuenheimer Strafraum geflogen. Der zweite Ball landete vor die Füße von SG-Offensivmann
Jonas Kurilenko, der trocken in die lange Ecke zur vielumjubelten Führung einschoss (29. Min).
Erste Chance, erstes Tor. Und das gleich in doppelter Hinsicht: Es war das allererste Saisontor der
"Kurpfälzer". Neuenheim? Kalt erwischt. Die Zuschauer des ASC (U-17 Spieler Anton Kallenbach,
Cornelius Höschle, Kadir Cetinkaya, Jonas Winkler, dessen Vater Klaus Winkler, die Ex-ASCler
Oguz Keskin und Vahel Ibrahim, Familie Cetinkaya und Familie Knorn samt Edelfan Ricky) rieben
sich verwundert die Augen.
Teil II: Die Reaktion
Um es gleich vorwegzunehmen: die Antwort der Blau-Gelben kam so prompt wie unerwartet. Quasi
vom Anstoß weg flog (mal wieder) ein langer Ball vom beidfüßigen Langpassspezialist Müller aus
der Neuenheimer Innenverteidigung, dieses Mal in Richtung Okubazgih. Und eigentlich wäre dieser
lange Ball (auch hier: mal wieder) nicht angekommen. Doch SG-Torhüter Paul-Niklas Mechling
zögerte beim Herauslaufen einen kleinen Moment. Okubazgih ging entschlossen Richtung Ball und
spitzelte ihn im letzten Moment am SG-Keeper vorbei Richtung langes Eck. Der Ball ging am Tor
vorbei, doch Mechling hatte den Neuenheimer Linksaußen von den Beinen geholt. Der wie immer
souveräne Schiedsrichter Andreas Dill zeigte auf den Punkt. Elfmeter, keine zwei Minuten nach
dem Rückstand. Okubazgih pfiff auf die alte Fußballweisheit, wonach der Gefoulte niemals selbst
schießen sollte, schnappte sich sofort den Ball, übernahm Verantwortung in einer kritischen Phase
und verwandelte sicher in die linke Ecke (32. Min). 1:1. Das Spiel konnte neu beginnen. Mit dem
Ausgleich kamen zwei Ur-ASCler in die Partie. Gemeint sind damit die Offensiv-Stammkräfte
Sebastian Voth und Valentin Bleß, gemeinsam mit Max Knorn die einzigen in der Mannschaft, die
von den Bambinis an (und durchweg) für den ASC kickten. Voth hatte wenig trainert und war
grippegeschwächt, Bleß sollte geschont werden, da er in dieser Saison auch schon zwei Spiele für
die zweite Mannschaft absolviert hatte. Es mussten Veränderungen her, denn spielerisch war es trotz
des Ausgleichs nicht besser geworden. Etwa 10 Minuten vor der Halbzeit kam auch
Außenverteidiger Seref Cetinkaya, der ebenfalls eine Pause bekommen hatte, weil er als einziger in
jedem Pflichtspiel über 90 Minuten gegangen war. Doch trotz dieser Wechsel fand der ASC nicht zu
seinem Spiel. Und so ging es mit einem leistungsgerechten Unentschieden in die Halbzeitpause.
Teil III: Der Wandel
Mit U-17-Kapitän Philipp Knorn, dem jüngeren Bruder von Innenverteidiger Max, kam nach der
Pause ein weiterer wichtiger Spieler, der aufgrund der ständigen Doppelbelastung eigentlich nur im
Notfall eingesetzt werden sollte, zunächst auf die 6. Und langsam aber sicher begann der ASC, sich
in diese Partie hineinzufinden. Es war mehr Bewegung im Spiel, mehr Kreativität im Zentrum, die
Passsicherheit kehrte zurück, weil die Abstände nun stimmten. Die Außenverteidiger Cetinkaya und
Dosch hielten endlich Breite und Höhe. Die Folge waren erdrückender Ballbesitz und klare
Chancen, die meist über die Außen herausgespielt wurden. Nur ins Tor wollte der Ball nicht. Philipp
Knorn musste nach einer feinen Freistoß-Flanke von Bleß nur noch einnicken, timte seinen
Kopfball aber schlecht (52. Min). Okubazgih, nun auf der rechten Seite, wurde einige Male von
Buch, Philipp Knorn und Houbali glänzend freigespielt, fand in der Mitte aber keinen Abnehmer für
seine Hereingaben. Auch Cetinkaya als aufgerückter, Okubazgih hinterlaufender Außenverteidiger
erging es nicht anders. Auf der linken Seite hatte Voth zwei gute Einschussmöglichkeiten (nach
starken Diagonalpässen von Müller), die aber ebenfalls unverwertet blieben (55., 58.). Die Zeit
begann dem ASC davon zu laufen. Die Gastgeber stemmten sich weiterhin tapfer und entschlossen
gegen den drohenden Rückstand, standen aber aufgrund der nun klaren Neuenheimer Überlegenheit
deutlich tiefer. Es war jetzt das berühmt-berüchtigte "Spiel auf ein Tor", und das merkte natürlich
auch der vermeintliche Underdog. Aber es stand eben weiterhin 1:1, und so hatten sie sich (wen
wundert's?) noch lange nicht aufgegeben. Nach einem ihrer seltenen Vorstöße in die ASC-Hälfte
gab es Eckball. Und es wurde natürlich wieder gefährlich. Ein Wieblinger Kopfball ging nur um
Haaresbreite über die Latte, auch wenn der wie immer sehr aufmerksame ASC-Torwart Wenz wohl
zur Stelle gewesen wäre (62.).
Teil IV: Die Lösung
In der 68. Minute sollte dann der Spieler kommen, der den ASC für seinen enormen Aufwand kurze
Zeit später belohnen würde. Sven Stellmacher, ein später (und wichtiger) Neuzugang von der SG
Kirchheim, war sowohl auf der 6, als auch später auf der rechten offensiven Außenbahn sofort
präsent, laufstark und sorgte für zusätzliche Motivation. Den Blau-Gelben gelang nun alles. Alles
außer die langersehnte Führung. Die Außen wurden weiterhin - nun im Minutentakt - durch
schnelle, teils direkte Kombinationen in Position gebracht, in der Mitte verpassten es aber Bleß und
Buch, schnell abzuschließen (71., 73.). Houbalis satter Fernschuss aus 30 Metern verfehlte das
Wieblinger Gehäuse nur knapp (75.). Als den Neuenheimern langsam aber sicher wirklich die Zeit
davonzulaufen drohte, kam endlich die (Er-)Lösung. Nach einem der unzähligen Durchbrüche über
außen war es aber dieses Mal Stellmacher, der auf rechts vor dem Tor auftauchte und den Ball zur
befreienden Führung flach im langen Eck unterbrachte (77.). 2:1. Damit war der gegnerische
Widerstand aber noch nicht ganz gebrochen. Doch nur kurze Zeit später gab Schiedsrichter Dill
einen berechtigten Freistoß aus aussichtsreicher, halbrechter Position quasi direkt am SG-Strafraum.
Linksfuß Philipp Knorn jagte den Ball mit der Innenseite ins Torwarteck (82.). 3:1, das Spiel war
entschieden. Doch der ASC hatte noch nicht genug. Okubazgih hätte sein gutes Spiel mit einem
zweiten Tor vergolden können, legte aber nach schöner Vorbereitung von Bleß den Ball aus
halblinker Position am Tor vorbei (86.). Dass der Schlusspunkt erneut über Außen erfolgte, war nun
wenig überraschend. Der (wieder) eingewechselte Torsten Heck legte von der rechten
Strafraumseite überlegt auf den eingelaufenen Bleß quer, der sicher zum nun auch in dieser Höhe
mehr als verdienten 4:1-Endstand einschob (90.+1). Abpfiff. Schlecht angefangen, stark aufgehört.
Pflicht erfüllt.
Die U-19 des ASC steht somit mit 12 Punkten und 12:3 Toren in 4 Spielen in der Quali für die
Kreisliga mehr als nur gut da (vorübergehend Tabellenführer). Im Pokal steht man im Viertelfinale
gegen die SG Schatthausen/Baiertal (07.11., Heimspiel). Am kommenden Samstag geht es zum
schwierigen Auswärtsspiel nach Eberbach. Und aufgrund der zweiten Hälfte in Wieblingen mit
gehörig breiter Brust.
Miguel Bernal
Spieltag und Tabelle