Saison 2024/25
Kreisliga Heidelberg
Vorbericht zum 30. Spieltag

RNZ-Vorschau

Schwarm-Intelligenz in Waldhilsbach

Der Spielausschuss ist fast größer als die Mannschaft, doch eine kluge Entscheidung kann zum Aufstieg in die Fußball-Kreisliga führen

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. "Abwarten", sagte Gerhard Vettermann, "abwarten." Der Kater, der in seiner Karriere tausend Tore schoss, sollte Recht behalten. Nach gut einer Stunde führte sein FC Germania Meckesheim-Mönchzell im Spitzenspiel der Kreisklasse A gegen den SV 08 Waldhilsbach mit 3:1 und war damit aufgestiegen. Dann passierte das, was den Fußball unvergleichlich macht. In 27 Minuten erzielten die Waldhilsbacher drei Tore und gewannen mit 4:3.

Vor dem letzten Spieltag am Samstag haben es die Jungs von Jan Gärtner in der Hand, dem 1. FC Mühlhausen II und der SpG Dilsberg/Bammental in die Kreisliga zu folgen. Ein Heimsieg gegen die Aramäer Leimen bedeutet den Aufstieg,

Meckesheim-Mönchzell erwartet Dilsberg/Bammental. Vorsorglich hat Timo Fischer vom Waldhilsbacher Spielausschuss seinen Ex-Spielern Nico Schotzko, Sebastian Weitzel und Keanu Vigneron, die jetzt auf dem Dilsberg sind, eine WhatsApp geschickt: "Jungs, gebt gegen Mönchzell Gas. Ihr könnt noch Meister werden." Vielleicht sind größere Anstrengungen gar nicht mehr nötig. Schock gelähmt kassierte Meckesheim-Mönchzell auch beim Abstiegs-Kandidaten DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal II mit 1:5 eine Niederlage. Aufstieg ade?

Sollte der SV 08 Waldhilsbach gegen die Aramäer alles klar machen, wird es im Fußballkreis Heidelberg wahrscheinlich ein Novum geben. Der mutmaßliche Aufsteiger erwägt mit der SG-SV Lobbach eine Spielgemeinschaft einzugehen, um die Kreisliga stemmen zu können.

Der Aderlass ist enorm. Oliver Schulz, Steven Wolf, Fashion-Model und Ex-Profi Florian Rudy sowie Torjäger-Legende Björn Lipschitz beenden ihre Laufbahn. Sebastian Beck geht in den Spielausschuss, Benedict Bucher pausiert aus beruflichen Gründen, Thorben Glindemann wechselt nach Hamburg, Sebastian Haaf nach Spechbach, für Kai Rupprecht, Carsten Tilhein und Max Marek ist aufgrund von Kreuzbandrissen das Jahr gelaufen.

Mit Matthias Heigl vom A-Klassen-Absteiger Mauer steht der erste Neuzugang fest. Timo Fischer glaubt, dass Talente aus der Lobbacher Reserve wie der 15-malige Torschütze Marcel Lechwar oder Jonas Werner, der Sohn des Präsidenten, die Lücken schließen können.

Fremdeln werden die neuen Partner nicht. "Zu Lobbach gibt es enge Verbindungen", erklärt Timo Fischer. Der Neckarsteinacher führte gemeinsam mit Patrick Münkel die SG-SV Lobbach in die Landesliga, Christoph Rutsch, der jetzt Kassierer in Lobbach ist, spielte sieben Jahre lang Fußball in Waldhilsbach.

Beim für seine fröhlichen Feste berühmten Dorfverein bleibt der Spielausschuss üppig besetzt. Wenn Johannes Reinhard, Oliver Schulz, Sebastian Beck, Kai Rupprecht sowie Timo Fischer und seine Cousins Frank Fischer und Steven Wolf was zu besprechen haben, brauchen sie einen Tisch, der so groß ist wie der des Diktators Wladimir Putin.

Aber: Die Schwarm-Intelligenz ist vielleicht mitentscheidend für den Aufstieg. Laut Spielplan hätte Waldhilsbach beim Saisonfinale in Leimen antreten müssen. "Wir haben frühzeitig getauscht, weil wir zum Schluss ein Heimspiel haben wollten", verrät Fischer. Daniel Uthmann ist wohl behalten vom Saison-Abschluss der Hoffenheim-Profis zurückgekehrt, Jannik Thome stellt seine Knie-Probleme hinten an. Fischer über den 13-maligen Torschützen: "Er ist einer der besten Spieler der Kreisklasse A."

Apropos Mallorca. Auf der Ferieninsel wird die SG Heidelberg-Kirchheim II aus der Abschluss-Sause ein Trainingslager machen, sollte man im letzten Spiel am Sonntag zu Hause gegen die SpVgg Baiertal den Vorsprung gegenüber der SG Dielheim, die in Frauenweiler gastiert, ins Ziel retten. Bei gleicher Punktzahl ist die Tordifferenz um acht Tore besser. Gleichwohl sorgt sich Sportchef Thorsten Maas: "Frauenweiler verlor am Samstag mit 1:7 in Leimen, da macht man sich Gedanken, ob Dielheim ein Kantersieg gelingen kann."

Thomas Krönig hat dieses Zutrauen nicht. "Unsere Chancen auf den Relegationsplatz gehen gegen Null", fürchtet der Sportliche Leiter der SG Dielheim. Trainer Volkan Cetinkaya hegt leichte Hoffnungen. Er verspricht der SpVgg Baiertal: "Wenn ihr in Kirchheim was holt, gibt es von mir was Schönes."

Sonntag, 15 Uhr: FC Sportfreunde 1910 Dossenheim - TSV Pfaffengrund, VfL Heiligkreuzsteinach - VfB Leimen; 17 Uhr: FT Kirchheim - VfB Rauenberg, FC Frauenweiler - SG Dielheim, Heidelberger SC - ASC Neuenheim II, SG Heidelberg-Kirchheim II - SpVgg Baiertal, FC Rot spielfrei.

RNZ vom 30.05.2025, Seite 23