Von Wolfgang Brück
Dossenheim. Diese Meisterschaft ist eine besondere. Sie zeigt, was möglich ist, wenn sich Menschen nicht von Rückschlägen entmutigen lassen. Vor einem Jahr flossen Tränen der Enttäuschung. Der FC Dossenheim verspielte durch eine 2:5-Niederlage beim Eberbacher SC den Aufstieg in die Fußball-Landesliga.
Andere wären daran zerbrochen. Für die Dossenheimer war es ein heilsamer Schock. "Wir haben uns immer wieder gesagt, das darf nicht noch einmal passieren", berichtet Dirk Hormuth. Der Co-Trainer verließ am Freitag im Morgengrauen als Letzter das Klubhaus. "Wenn es was zu feiern gibt, bin ich dabei", schmunzelt der 36-jährige Technische Mitarbeiter bei der Stadt Heidelberg.
Es gab was zu feiern: Durch einen 1:0-Sieg bei der SpVgg Baiertal wurde der FC Dossenheim bereits drei Spieltage vor Schluss Meister der Kreisliga Heidelberg. Nach sieben Jahren gelang die Rückkehr in die Landesliga. Die Bergsträßer schossen die meisten Tore, nämlich 71, und sie hatten die stabilste Abwehr mit nur 20 Gegentoren in 25 Spielen. So knapp Dossenheim in den zurückliegenden Spielzeiten scheiterte, so deutlich war diesmal die Überlegenheit.
"Hier entsteht was", glaubt Marco Günther. Der 46-jährige Abteilungsleiter bei Freudenberg ist der Vater des Aufstiegs. Vor zwei Jahren traf er eine mutige Entscheidung. Seydou Sy kam für Jan Gärtner, eine Institution in Dossenheim und Schwiegersohn des geliebten Geschäftsführers Michael Späth.
"Der Trainer ist ein bewundernswerter Mensch", sagt Hormuth über seinen Chef. Der 46 Jahre alte Senegalese hat seinen Jungs vorgemacht, was man mit Willenskraft erreichen kann. "Als ich nach Deutschland kam, sprach ich kein Wort Deutsch, ich musste bei Null anfangen." Heute ist der 1,90 Meter große Hüne Bauleiter und blickt auf eine beachtliche Karriere als Spieler und Trainer zurück.
Erfolg macht sexy. Rund hundert Dossenheimer wollten das Meisterstück in Baiertal sehen. Sie kamen mit einem großen und drei kleinen Bussen. Die 50 Aufstiegs-Shirts waren schnell vergriffen. Über eine Neuauflage wird nachgedacht. Auf dem Rücken der Hemden steht: "Einstellung und Charakter haben gestimmt". Auch aus Frankfurt kamen Glückwünsche. "Ich gratuliere meinem Heimatverein zum Aufstieg", schrieb der große Karl-Heinz Körbel. Neffe Maurice hat vom "treuen Charly", dem Rekord-Bundesliga-Spieler, eine der besten Eigenschaften übernommen. Vor geraumer Zeit wurde er für sein 500. Spiel für den FC Dossenheim geehrt.
Als Denker und Lenker im Mittelfeld ist er ein Teil der Achse, die vom früheren Verbandsliga-Torwart Marc Burger, Abwehrchef Markus Raad, Routinier Christoph Jüllich und dem erfahrenen Angreifer Johannes Wachsmuth komplettiert wird. Jay Peters führt mit 16 Toren die interne Rangliste an, es folgen Tim Abfalterer (12), Fynn Zetzsche (8), Christopher Eppler und Yanick Boger (je 7).
"Mit dieser Mannschaft kann der FC Dossenheim auch in der Landesliga bestehen", glaubt Staffelleiter Frank Wolf. Alle Spieler bleiben, aus der Jugend der TSG Weinheim kehren Nico Nimrich und Rafael Lopez zurück. Mit Dennis Schnepf vom ASC Neuenheim verstärkt ein Stürmer mit Verbandsliga-Erfahrung den Aufsteiger. "Wir machen keine verrückten Sachen", versichert Fußballchef Marco Günther. Er sagt mit Verweis auf die hervorragende Nachwuchs-Förderung unter Leitung von Jessy Morlock, der Freundin von Fynn Zetzsche: "Unsere Dossenheimer haben immer Vorrang."
Die Sause nach dem Sieg in Baiertal war nur das Vorspiel. Beim Saisonfinale am 1. Juni gegen den TSV Pfaffengrund wird der Stellvertretende Fußballkreis-Vorsitzende Frank Wolf die Meister-Trophäe überreichen. Es gibt Freibier und 300 Würste, die vom Chef Karsten Zimmerman persönlich auf den Grill gelegt werden.
Feierbiester wie Dirk Hormuth werden im Vorteil sein. Für den Familienvater, der mit seiner Frau Ramona und den Kindern Anni (3) und Paul (7) in Handschuhsheim zu Hause ist, ist es bereits der vierte Titelgewinn. Mit Ziegelhausen und Wieblingen stieg er in die Verbandsliga auf, mit Wieblingen II in die A-Klasse.
"Du musst doch nicht selbst die Würste braten", hat Marco Günther zum Präsidenten gesagt. Doch "Icke", der aus Brandenburg wie ein Geschenk des Himmels an die Bergstraße kam, will keine Extrawürste. Der FC Dossenheim ist ein besonderer Verein.
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ASC Neuenheim II: Niclas Fuchs (TW), Fynn Svoboda, Tim Hillesheim, Marius Brunsing (88. Abdurrahman Mourad), Luca Weiler, Noah McSkimming (61. Leo Neßling), Leon De Brito (78. Alexander Eßig), Robin Feldbusch, Fabian Heinen (C), Julian Heid, Robert Kincses (71. Tobias Messer) - Bennet Long (ETW) - Trainer: Daniel Janesch
VfB Rauenberg: Nicolas Jungkind (TW), Samet Kaya, Riccardo Hickel, Jeremy Stadter, Andrea Di Lorenzo (C), Lars Hambrecht, Joel Schlinck (79. Jannis Antlitz), Nils Menges, Nico Fischer (60. Akay Meisel), Paul Eric Poley (69. Can Battista) - Trainer: : Nico Hillenbrand
Tore:
3 Karten für ASC Neuenheim II:
Schiedsrichter: Paul Louis Johann Netzand (SV Sandhausen)