Kreisklasse B-Klasse Heidelberg
Saison 2024/25
Vorbericht zum 1. Spieltag

ASC Neuenheim III ist spielfrei, das Spiel wurde verlegt

RNZ-Vorschau

Der Kunstschuss des Katers

Im Heidelberger Fußballkreis passiert Kurioses, an diesem Wochenende beginnt die neue Saison

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Vor der 18. Saison seiner Amtszeit kann Johannes Kolmer, der Chef des Fußballkreises Heidelberg, mit beeindruckenden Zahlen punkten. 76 Mannschaften sind von der Kreisliga bis zu den zwei C-Klassen im Wettbewerb. Rund 25 000 Mitglieder, eine imponierende Zahl, gerade im Vergleich zu anderen Sportarten, sind in 73 Vereinen organisiert.

Aber es ist nicht alles Gold, was glänzt. Die rund hundert Schiedsrichter könnten Verstärkung brauchen. Um alle Spiele besetzen zu können, gibt es die ungeliebten Termine unter der Woche. So beginnt die Kreisliga an diesem Donnerstag, der erste Spieltag wird am nächsten Mittwoch abgeschlossen.

Dabei ist Schiedsrichtern ein attraktiver Job, gerade für junge Leute. Man lernt, Entscheidungen zu treffen und Verantwortung zu übernehmen, kann schnell Karriere machen – der 17-jährige Ben Förderer vom VfB Wiesloch und der ein Jahr jüngere Ben Grießmann vom FC-Astoria Walldorf leiten bereits Spiele der Kreisliga. Geld, nicht eben wenig, gibt es auch. Den nächsten Kurs für Anfänger bietet der Badische Fußballverband vom 22. Januar bis 1. Februar 2025 an.

Drei neue Mannschaften gehen an den Start: Rasenball Heidelberg und die FG Rohrbach haben Reserven gemeldet. Die DJK Eppelheim, 16 Jahre mit dem ASV vereint, beschreitet jetzt eigene Wege. Die SG Viktoria Mauer, Absteiger aus der Kreisliga, hat nur noch eine Mannschaft. Die TSG Altenbach verschwindet von der Fußball-Landkarte. Die Spielgemeinschaft im Vorderen Odenwald besteht nur noch aus der Zweit-Vertretung des Kreisligisten VfL Heiligkreuzsteinach und der TSG Wilhelmsfeld I.

Der Trend bleibt bestehen. In der Stadt ist – beim Heidelberger SC und dem ASC Neuenheim sogar mit jeweils drei Mannschaften – Hochbetrieb, in ländlichen Gebieten müssen Spielgemeinschaften gebildet werden, um zu verhindern, dass die Fußballplätze verwaisen.

Ausnahmen bestätigen die Regel. Die Spielvereinigung Neckarsteinach hat sich namhaft verstärkt, unter anderen kam Zweitliga-Torwart Rick Wulle vom SV Sandhausen. Jung-Unternehmer Florian Hofstätter sieht seinen Heimatverein in ein paar Jahren in der Kreisliga, mindestens.

Dazu muss er durch ein Nadelöhr. Von den 29 Mannschaften in den beiden Staffeln der Kreisklasse C dürfen nur drei aufsteigen. Der FC Spechbach scheiterte zweimal hintereinander in der Aufstiegsrunde, die FG Rohrbach hat vier vergebliche Versuche hinter sich.

Das ist schade, denn beide gehören nicht in die unterste Klasse. Auch ärgerlich: Andere, darunter die zahlreichen Reserve-Teams, tragen zur hohen Zahl von Spielausfällen bei. Oder sorgen für Unmut, indem sie sich mit Spielern aus ihrer Kreisliga- oder Landesliga-Mannschaft verstärken. Sie entscheiden oft allein Spiele. Pech gehabt.

Der Konflikt scheint unlösbar. Wie beim 5:1-Sieg des Heidelberger SC II über die SpVgg Neckarsteinach im Finale der Aufstiegsrunde zur B-Klasse Anfang Juni kann es zu einer Wettbewerbs-Verzerrung kommen. "Andererseits haben wir den Anspruch, dass alle Fußball spielen können", sagt Johannes Kolmer und denkt dabei an Rekonvaleszenten oder Fußballer, die zwischen erster und zweiter Mannschaft pendeln.

Die beiden Staffeln der Kreisklasse C betrifft die Änderung, die als erstes ins Auge fällt. Sie heißen jetzt nicht mehr Staffel Ost und West, sondern Kreisklasse C I und Kreisklasse C II. Damit Mannschaften aus einem Verein nicht gegeneinander spielen müssen, wurde die Einteilung nicht mehr wie bisher nach geografischen Gesichtspunkten vorgenommen. In anderen Fußballkreisen, erläutert Johannes Kolmer, sei dies schon länger üblich.

Wer das Nadelöhr von der C- in die B-Klasse überwunden hat, hat es einfacher. Sowohl in der Kreisklasse A, als auch in der Kreisklasse B gibt es in dieser Saison jeweils drei Aufsteiger, allerdings auch drei Absteiger. Das eröffnet Chancen, bringt aber auch Risiken mit sich. "Entweder geht es um den Aufstieg oder gegen den Abstieg", sagt Daniel Bieser, Erster Vorsitzender des FC Germania Meckesheim-Mönchzell, "das macht die Runde interessant."

Kurios verlief die zurückliegende Saison. Der SV 08 Waldhilsbach schwebte als zweitbestes Rückrunden-Team bis kurz vor Schluss in Abstiegsgefahr. Auch die DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal II und der VfB Wiesloch retteten sich durch eine phänomenale zweite Serie. Die Abstiegs-Kandidaten landeten in der Rückrunden- Tabelle unter den ersten Fünf.

Waldhilsbach mit dem "alten Lipschitz" und einem gut besetzten Spielausschuss (Karl Rupprecht, Johannes Reinhard, Steven Wolf, Oliver Schulz sowie Frank und Timo Fischer), Mühlhausen II, der FC 1986 Sandhausen, Gauangelloch, Pokalschreck Tairnbach und Meckesheim-Mönchzell wird der Aufstieg zugetraut. Daniel Bieser wehrt sich: "Wir sind Aufsteiger und wollen die Kirche im Dorf lassen."

Ganz aus der Luft gegriffen ist die Prognose nicht. Die "Mönche", die mal zu den führenden Mannschaften im Kreis gehörten und mit Gerhard Vettermann, genannt der Kater, einen der besten Angreifer der Region hatten, knüpfen an die große Zeit an.

Jonas Pflaugner, 19-jähriger Enkel des Katers, schoss in 29 Spielen 32 Tore. Ein kurioses, wie es seinem berühmten Opa gelang, ist noch nicht dabei. Ein weiter Abwehrschlag landete im Geäst eines Baumes am Spielfeldrand. Der Kater wartete bis sich der Ball aus den Zweigen gelöst hatte, nahm ihn volley und versenkte ihn im Tor. Erzählt man sich.

Sonntag, 12.15 Uhr: ASV Eppelheim II - SpG Mühlhausen III/Rettigheim II; 12.45 Uhr: FC Rot II - SpG Neckargemünd; 13 Uhr: Heidelberger SC II - VfR Walldorf; 15 Uhr: SG Dielheim II - TSV Handschuhsheim, FC Hirschhorn - SV Moosbrunn, SG Rockenau - FV Nußloch II. Spielfrei: ASC Neuenheim III, FC Dossenheim II, SpG Schönau/Altneudorf, VfB Rauenberg II.

RNZ vom 15.08.2024, Seite 24