Verbandsliga Nordbaden Heidelberg
Saison 2023/24
RNZ-Rückschau zur Verbandsliga Nordbaden Saison 2023/24

Mehr Spannung geht nicht

Die Top Fünf trennen nur fünf Punkte – Mühlhausen und Zuzenhausen bestätigen starke Vorsaison

Von Christopher Benz

Heidelberg. Die höchste Spielklasse im badischen Fußballverband ist extrem ausgeglichen. Die ersten Fünf sind durch lediglich fünf Punkte voneinander getrennt. Chancen auf die Meisterschaft oder Rang zwei, der zu den Oberliga-Aufstiegsspielen berechtigt, darf sich jeder aus diesem Quintett machen. In unserem Fazit zur Saisonhalbzeit werfen wir einen Blick auf die Lage der Liga und wagen eine Prognose.

> Der Favorit: Den gibt es nicht. Während vergangene Runde der VfR Mannheim als Topfavorit dem großen Druck standhielt und als Meister in die Oberliga aufgestiegen ist, muss 2023/24 kein Team in diese Rolle schlüpfen.

> Die Überraschungsmannschaft: "Wir wussten, dass Weinheim dieses Jahr besser ist und zum ersten Tabellendrittel gehören wird, aber ganz vorne haben wir sie nicht erwartet". Diese Einschätzung zum Spitzenreiter TSG Weinheim haben Mühlhausens Trainer Steffen Kretz und Walldorfs Kapitän Benjamin Hofmann unisono abgegeben. Die Zweiburgenstädter bestätigen bislang die über alle Mannschaftssportarten hinweg bekannte Weisheit – die Defensive gewinnt Meisterschaften. Mit gerade einmal 15 Gegentoren stellt die TSG die beste Abwehr.

> Volle Kraft voraus: Dem 1. FC Mühlhausen fehlt nur ein Pünktchen um diesen Spruch Lügen zu strafen. Die Kretz-Elf hat die entstandene Lücke nach dem Abgang von Toptorjäger Thorben Stadler mit mehreren Spielern geschlossen und stellt mit 51 geschossenen Toren die mit Abstand beste Offensive. "Wir sind ganz froh, jetzt in die Winterpause zu gehen", sagte der Coach vor dem abschließenden 4:0-Sieg in Bammental. Wenn der FCM-Kader vollzählig ist, ist er der vermeintlich beste in der Verbandsliga. Allerdings wird es knifflig und schnell dünn, wenn zwei, drei Stammkräfte ausfallen. In der Breite sind die Konkurrenten nämlich einen Tick besser besetzt. An der Ausbeute von 36 Punkten nach 16 Partien gibt es wenig bis nichts zu meckern.

> Aus dem Schatten heraus: Was diese Runde die TSG Weinheim ist, war vergangenes Jahr der FC Zuzenhausen. Der Herbstmeister und spätere Vierte 2022/23 hat dank eines famosen Endspurts in diesem Spätjahr Rang drei übernommen. "Der Sieg gegen Mühlhausen war das Signal an die Mannschaft, dass etwas geht", sagt FC-Trainer Steffen Schieck mit Bezug auf 3:1 vom 11. November. Seine Truppe hat sich oben festgebissen und das trotz namhafter Abgänge im Sommer. Neben dem Leistungsträger Nils Reißfelder haben mit Felix Kendel und Arnold Luck zwei Stürmer den Klub verlassen, die zusammen 44 Tore geschossen haben. Im Häuselgrundweg hat dies dazu geführt, dass die Kicker sich (mal wieder) neu erfunden haben und genau deshalb muss man in der Rückrunde mit Zuzenhausen rechnen. Sonst begeht man einen großen Fehler.

> Die Zeit spricht für Walldorf: Die U 23 des FC-Astoria hat sich reingebissen. "Wenn wir noch einmal oben rankommen wollen, müssen wir bis zum Winter eine Serie hinlegen", sagte Trainer Andreas Kocher nach dem 0:1 beim SV Spielberg am 7. Oktober. Gesagt, getan – der FCA ließ sechs Siege und das 0:0 gegen Primus Weinheim folgen. Im Wissen der sich stetig entwickelten jungen Mannschaft sind die Walldorfer ein ganz heißer Meistertipp.

> Über dem Strich: Das ist das Wichtigste für den FC Bammental und den ASC Neuenheim. Die beiden Aufsteiger sind angetreten, um sich in der Verbandsliga zu halten. Zur Saisonhalbzeit befinden sich beide auf dem Weg dahin – gewonnen ist aber noch lange nichts. Der FCB hat einen Zähler Vorsprung auf die Abstiegsrelegation, die Anatomen liegen nur dank des besseren Torverhältnisses vor dem unbedingt zu vermeidenden 13. Rang. Beide haben ihre beiden letzten Begegnungen vor der Pause verloren und werden nicht unglücklich über die spielfreie Zeit bis Anfang März sein.

> Die RNZ-Prognose: Bei der engen Konstellation an der Spitze kommt ein Meistertipp einem Würfelspiel gleich. Wir wagen trotzdem eine Prognose und glauben an einen starken FC-Astoria Walldorf II im neuen Jahr und dessen Sturm an die Spitze. Mühlhausen kann, wenn die Mannschaft vor allzu vielen Ausfällen verschont bleibt, der härteste Konkurrent werden. Vergessen darf man aber keinesfalls den FV Fortuna Heddesheim, der über ganz viel Erfahrung verfügt. Am Tabellenende scheinen die letzten drei Teams nicht das Zeug für den Klassenerhalt zu haben. Die Klubs davor kämpfen darum, nicht in die Relegation zu müssen. Wir sind zuversichtlich was Bammental sowie Neuenheim, wo Daniel Tsiflidis nach dem Rücktritt von Marcel Hofbauer auch über die Winterpause hinaus Cheftrainer bleibt, betrifft und glauben, dass beide den Klassenerhalt erreichen.

RNZ vom 27.12.2023, Seite 22