Heidelberg. (red) Zu den "Beck’n’Bauer"-Podcasts Nummer 74 und 75 mit dem Amateurfußball-Experten Wolfgang Brück zu Gast erreichte uns folgender Leserbrief, den wir leicht gekürzt veröffentlichen.
74. Podcast, 74. Geburtstag Wolfgang Brück. Über vier Jahrzehnte RNZ- Sportreporter, Bestsellerautor ("Das Wunder von Hoffenheim"), Bundesliga- Rezensent und – im späten dritten Frühling – journalistischer Meister aller Amateurklassen. Die unbedingt hörenswerten Interviews mit dem RNZ-Urgestein (Glückwunsch auch zum 75. Beck’n’ Bauer-Podcast!) geizen nicht mit treffsicheren Pointen und allzu menschlichen Anekdoten aus den hiesigen Amateurvereinen.
Namen sind Nachrichten! Wie sehr Wolfgang Brück dieses Mantra beherzigt, wird besonders deutlich, als er seinen "emotionalsten Moment" beschreibt: Bei der Trauerfeier für den langjährigen "Mister Bammental" Friedbert Ohlheiser (67) im Januar. Kurz zuvor hatte der spätere Landesliga-Meister seinen Präsidenten Uwe Ulzenheimer (55) verloren. Es ist bewundernswert, wie der Verbandsliga- Aufsteiger diesen hiobsartigen Verlust bewältigt und die Führungs-Nachfolge (vereins)familiär gemeistert hat.
Dass der Erfolg im Amateurfußball mit dem Engagement, Know-how und der Kontinuität in der Vereinsführung steht bzw. fällt, betont Wolfgang Brück völlig zurecht. Dass die Ehrenamtlichen, die den Laden auch im Sinne des Gemeinwohls am Leben erhalten, vom Staat (z. B. durch Steuervorteile) und vom DFB (z. B. durch Ausbildungsvergütung und Schiri-Bezahlung) zu wenig unterstützt werden, ist um so bedauerlicher. Ob der neue Grundlagenvertrag zwischen der reichen DFL und dem ach so "armen" DFB daran etwas ändern wird? Kaum zu glauben!
Neben immer häufigerer Presse-Bevormundung und Phrasendrescherei bei den Profiklubs besteht der Unterschied zur Amateur-Berichterstattung auch darin, dass es über die Amateurligen so gut wie keine TV-Sendungen gibt. Daher kommt dem geschriebenen Wort hier eine exklusive Bedeutung zu. Um so wichtiger ist es für die viel zitierte Leser-Blatt-Bindung, dass Regionalzeitungen wie die RNZ dem Amateursport – und den Spielberichten der Vereine – genügend Platz einräumen!
Bei allem Respekt vor den Insider-Erkenntnissen von Wolfgang Brück: Wichtiger als das eigene Klubhaus sind für die Zukunft der Vereine die Nachwuchsförderung und die Sponsoren-Akquise. So hat z. B. der im Podcast gewürdigte Verbandsliga- Aufsteiger ASC Neuenheim 1978 e.V. eine etwa 350 Mitglieder starke Jugendabteilung und ist von den Bambini bis zu den A-Junioren mit eigenen Teams (ohne Spielgemeinschaften) erfolgreich. Auch die etwa 100 Firmenpartner und Privatspender sind nicht vom Himmel auf den Fußballcampus gefallen, sondern das Ergebnis unermüdlicher Marketingarbeit und permanenter Online-Präsenz.
Auch wenn Wolfgang Brück auf den regionalen Sportplätzen manchen Vereinsmenschen während eines packenden Stadtderbys mit seinen beharrlichen Fragen empfindlich nah auf die Pelle (b)rückt: Seinen journalistischen Biss und unverkennbaren Schreibstil kann er gerne noch lange beibehalten!
Joseph Weisbrod, Schriesheim
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