Kreisliga Heidelberg
Saison 2021/22
Vorbericht zum 34. Spieltag

RNZ-Vorschau

"Diese Mannschaft hat den Abstieg verdient"

Der Vorstand der SpVgg Neckargemünd ist enttäuscht von den Spielern und will künftig konsequent auf die Jugend setzen

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Vor dem entscheidenden Duell seiner Spielvereinigung Neckargemünd am Samstag (17 Uhr) beim VfR Walldorf kommt Gerd Brunner zu einer bitteren Einschätzung: "Diese Mannschaft hat den Abstieg verdient." Die Führungsriege des Vorletzten in der Fußball-Kreisliga wirft den Spielern – sie werden in zweistelliger Zahl den Verein verlassen verlassen – mangelnde Einstellung vor. So bewarben sich 25 Spieler fürs Pokal-Endspiel gegen den FC Rot, wollten sich ein Denkmal setzen. Als es ein paar Tage später zum Punktspiel nach Dossenheim ging, konnte Trainer Yavuz Aktas nur mit größter Mühe eine Mannschaft zusammenstellen. Der flammende Appell des Spielausschuss-Vorsitzenden Dieter Schmitt an die Ehre verhallte.

Wegen des enormen Aderlasses ist für Brunner das Kapitel Kreisliga zu "99 Prozent" beendet. Derzeit zeichnet sich beim Traditionsverein diese Lösung ab: Die erste Mannschaft wird aus der Kreisliga abgemeldet. Man will ein Jahr pausieren und hofft danach, ausreichend starkes Personal für einen Neustart in der A-Klasse zu haben. Der Fußballkreis-Vorsitzende Johannes Kolmer bestätigte, dass dies von den Statuten her möglich ist. Für die zweite Mannschaft, die in der C-Klasse ist, wird ein Partnerverein für eine Spielgemeinschaft gesucht.

"Wir werden künftig einen neuen Weg beschreiten", kündigt Brunner an, "wir wollen konsequent auf den Nachwuchs setzen." In Neckargemünd mit seinen zahlreichen Schulen und Bildungseinrichtungen gäbe es viel Potenzial. Schon jetzt kicken bei der Spielvereinigung rund 250 Kinder und Jugendliche, die allerdings überwiegend den jüngeren Jahrgängen angehören.

Präsident Janosch Prilop, Torwart-Legende Schmitt, Margot Garbotz und Brunner müssen sich auf einen langen Weg einrichten. Doch dass der erfolgreich sein kann, hat gerade die SG Dielheim bewiesen.

Zur Wahrheit gehört, dass auch unverschuldete Umstände zur Misere geführt haben. Vor einem Jahr brannte das Klubhaus. Ohne die Begegnungsstätte litt die Kameradschaft. Und: Viele Spieler gehen nicht nach Neckargemünd, weil sie nicht auf einem Hartplatz trainieren möchten. Das Hauptfeld des Kurt-Schieck-Stadions hat kein Flutlicht.

Dagegen will Gastgeber Walldorf unbedingt in der Kreisliga bleiben. Bereits ein Unentschieden würde reichen. Bei einer Niederlage muss Neckargemünd – so Kolmer – den Rückzug innerhalb von 72 Stunden vollziehen, um Walldorf den Abstieg zu ersparen. Sonst geht die Kreisliga in der nächsten Runde mit einer Mannschaft weniger an den Start. "Wir spielen in Bestbesetzung und wollen gewinnen", hofft VfR-Boss Bernd Mayer auf eine sportliche Entscheidung.

Erfreulich: Trainer Jochen Bauer wird seine nachhaltige Tätigkeit über die Saison hinaus fortsetzen. Der 34-jährige Johannes Bensch beendet seine Laufbahn, Tim Müller und Stefan Seiler wechseln zu Jochen Schuppe nach Rot. Mayer hat Verständnis: "Der Verlust tut uns weh. Aber wir können nachvollziehen, dass Tim und Stefan nicht immer nur gegen den Abstieg spielen wollen."

Alle anderen Entscheidungen sind gefallen: Nußloch ist Meister, Leimen geht in die Relegation und St. Ilgen steigt ab.

Samstag, 17 Uhr: VfR Walldorf - SpVgg Neckargemünd, ASC Neuenheim II - FC Dossenheim, SG-SV Lobbach - FC Rot, 1. FC Wiesloch - FC Badenia St. Ilgen, VfB Leimen - VfB Rauenberg, FV Nußloch - SG Viktoria Mauer, SpVgg Baiertal - VfL Heiligkreuzsteinach, TSV Rettigheim - Eberbacher SC; spielfrei: TSV Wieblingen.

RNZ vom 03.06.2022, Seite 26