Das Virus siegte in der Verlängerung

Der Heidelberger Kreisvorsitzende Johannes Kolmer erklärt, weshalb am Ende doch eine generelle Absage erfolgt ist

Von Wolfgang Brück

Heidelberg.

Die Rhein-Neckar-Zeitung sprach mit Johannes Kolmer aus Hirschhorn über die Corona-Lage im Amateurfußball und die späte Absage des letzten Spieltages gestern Abend. Der 66-jährige Erste Haupt-Kommissar und ehemalige Leiter der Polizei-Dienststelle Neckargemünd führt seit 14 Jahren mit ruhiger Hand den Fußballkreis Heidelberg.

Johannes Kolmer, Corona hat auch den Amateurfußball im Griff. Am Donnerstagabend wurde beschlossen, auf eine generelle Absage des letzten Spieltags 2021 zu verzichten, um dann gestern Abend doch diese Entscheidung zu treffen. Welchen Grund gab es für den Sinneswandel innerhalb von 24 Stunden?

Wir wurden gestern Abend während einer Präsidiumssitzung des Verbandes von den Kollegen aus Württemberg informiert, dass die Landesregierung plant, die Regel 2G-plus auch für Spieler in den Innenräumen anzuordnen. Umziehen im Freien ist keine wirkliche Option in dieser Jahreszeit. Am Ende waren die Beschränkungen derart erheblich, dass wir gegen 19 Uhr beschlossen haben, die Saison für dieses Jahr zu beenden.

Der Ziegelhäuser Sportvorstand Christoph Dost war enttäuscht. Er habe schon die Vorbereitungen getroffen fürs Spiel gegen Türkspor Mannheim.

Das kann ich verstehen, aber wir haben wirklich alles getan, um den letzten Spieltag zu retten. Obwohl wir schon Anfang der Woche wussten, dass 2 G-plus für die Zuschauer und 2G für die Spieler mit erheblichem Aufwand für die ehrenamtlichen Kräfte unserer Vereine verbunden sein würden.

> Wie war die Stimmung in den Vereinen. Wollten die meisten spielen?

Es war unterschiedlich. Ich würde sagen, 50:50. Das zeigt sich auch darin, dass knapp der Hälfte der Vereine unser Angebot wahrgenommen hat, die Spiele in beiderseitigem Einvernehmen zu verlegen. Fünf der 14 Spiele, die im Fußballkreis Heidelberg für dieses Wochenende terminiert waren, wurden abgesagt und finden erst im nächsten Jahr statt.

> Wenigstens leistet jetzt der Amateurfußball einen optimalen Beitrag, um weitere Infektionen zu vermeiden.

Wir hatten alle Vorkehrungen getroffen. Jetzt können wir nur hoffen, dass sich die Lage bis Ende Februar so weit entspannt hat, dass wir planmäßig die Runde fortsetzen können.

In den letzten beiden Jahren musste die Saison jeweils abgebrochen werden. Im letzten Jahr schon nach sieben Spieltagen. Deshalb gab es keine Auf- und Absteiger. Wie schätzen Sie die Lage diesmal ein?

Wesentlich positiver. In den meisten Klassen sind über die Hälfte der Spiele absolviert. Das heißt, die Runde wird gewertet. Mit Auf- und Absteigern. Wenn der Trend anhält und das Impfen weiterhin Fahrt aufnimmt, bin ich zuversichtlich, dass wir im Frühjahr ein ganzes Stück weiter sind. Kleinere Verzögerungen können wir in Kauf nehmen. Notfalls spielen wir bis Mitte Juni.

Wie ist der Impfstatus der Spieler?

Erfreulich hoch. Ich schätze, er liegt bei fast hundert Prozent. Nach den Erfahrungen der letzten beiden Wochen, als bereits 2 G galt, konnten nur verschwindend wenige den Nachweis nicht bringen und durften nicht in die Kabine.

> Hat der Fußballkreis durch Corona Mitglieder verloren?

Generell nicht. Lokomotive Walldorf und die TSG Rohrbach mussten abmelden, aber der FC Dossenheim und der Heidelberger SC haben jetzt – wie zuvor schon der ASC Neuenheim – sogar dritte Mannschaften. Wir erleben ein Stadt-Land-Gefälle. Während es in ländlichen Gebieten schwerer wird, genügend Spieler zusammen zu bekommen, gibt es in den Städten stetige Zuwächse.

Können Nußloch und Dielheim, die Kreisliga und A-Klasse klar dominieren, schon den Meistersekt bestellen? Und kann Landesligist FT Kirchheim bereits die Verbandsliga planen?

Wenn sie auf eine Entscheidung am grünen Tisch hoffen, eher nicht. Denn ich glaube an eine Fortsetzung im Frühjahr. Für Nußloch und Dielheim sollte beim klaren Vorsprung nichts schief gehen.

Bleibt es trotzdem spannend?

Auf jeden Fall. In der Kreisliga hoffen noch ein halbes Dutzend Vereine auf den zweiten Platz und die Relegation. Im Abstiegskampf muss sich noch mindestens ein Quartett, Walldorf, Wiesloch, St. Ilgen und Neckargemünd, Sorgen machen. Auch in den Klassen darunter sind die Entscheidungen, was Auf- und Abstieg angehen, noch völlig offen. Ich freue mich eine besinnliche Vorweihnachtszeit – und eine spannende Rest-Rückrunde.

RNZ vom 04.12.2021, Seite 25