Sportsleute

Heidelberger Köpfe


Fast zwei Jahre dauerte es bis zum ersten Sieg.
Dr. Walter Herzog, Dr. Werner Rupp und Sepp Grädler (v.l.). (Foto: vaf)

Horrenberg freute sich auf eine Attraktion. "Die Doctores kommen" kündigte die Rhein-Neckar-Zeitung das Gastspiel des frühen ASC Neuenheim an. Die promovierten Herrschaften versprachen seinerzeit Spaß pur – und eine Torflut. 1:7 gegen Horrenberg, 2:8 gegen die Freien Turner Kirchheim, 1:10 in Tairnbach. Dr. Walter Herzog verzieht schmerzhaft das Gesicht. "Ohne Werner hätten wir die harten Anfangsjahre wahrscheinlich nicht überlebt", glaubt der 73-jährige pensionierte Hausarzt. Der Chemiker Dr. Werner Rupp war 1978 eines von 28 Gründungsmitgliedern. Seitdem ist der 66-jährige Wilhelmsfelder Präsident der Anatomen und seit einem Vierteljahrhundert im Fußballkreis zweiter Mann hinter Johannes Kolmer. Jammerschade wäre es gewesen, wenn die Studenten-Mannschaft so wie kürzlich Lokomotive Walldorf auf dem Abstellgleis gelandet wäre. Denn mittlerweile gilt frei nach Matthäus 20, Verse 1 bis 16: Die Letzten werden die Ersten sein. Derzeit konkurriert der Landesligist mit den Freien Turnern Kirchheim und der DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal um die Nummer Eins im Heidelberger Fußball. Einen Beitrag zum Aufschwung hat Sepp Grädler geleistet. Der 68-jährige Lehrer aus Gauangelloch war der erste Trainer des ASC Neuenheim. Zwei Jahre lang hatten die Intelligenzbolzer, unter ihnen Kapazitäten wie Dr. Heiner Weiger, Privatdozent Volker Helmstädter und Professor Markus Büchler, bei Dopsi, einem Gebräu aus Cola und Weinbrand, die Aufstellung untereinander ausbaldowert. Mit Sepp Grädler, der, inspiriert von Emil Kühnle und Artur Wirth, von der SG Kirchheim das Sieger-Gen mitbrachte, und dem mittelbadischen Torjäger Joseph Weisbrod, jetzt Vize und Medienchef, ging es bergauf. Heute zählt der Verein 700 Mitglieder, hat eine blühende Jugendabteilung und könnte bei annähernd hundert Spielern nicht nur mit drei, sondern sogar vier Herren- Mannschaften an den Start gehen. Auch wenn mit Dr. Wolf-Dieter Forssmann der Sohn eines Nobelpreis-Trägers Ehrenpräsident ist, sei man weit davon entfernt, elitär zu sein, versichert Dr. Werner Rupp. "Fußball und Wissenschaft schließen sich nicht aus", stellt er fest, "im Gegenteil, es waren Akademiker, die den Fußball populär gemacht haben."

Wolfgang Brück

RNZ vom 13.11.2021, Seite 25