Was Trump von Willi Stapf lernen kann

Und warum Baiertal anderen Vereinen Mut macht – Die Kreisliga nach acht Spieltagen

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Von Willi Stapf könnte sich Donald Trump eine Scheibe abschneiden. "Man muss auch verlieren können", erklärt der Vorsitzende des FV Nußloch. Natürlich habe es weh getan, dass es ausgerechnet gegen den Tabellenletzten den einzigen Punkteverlust gab und noch bitterer war, dass der gleiche Gegner die Hoffnungen auf das "Double", die Meisterschaft und den Pokalsieg, zerstörte. "Doch der VfB Rauenberg hat es sich verdient", stellt Stapf neidlos fest.

Die beiden Fehltritte trüben die Zufriedenheit nur geringfügig. Der FV Nußloch wird in der Fußball-Kreisliga Heidelberg der Favoritenrolle gerecht. Auch durch die Siege gegen Mit-Favoriten wie Baiertal, Leimen und Neuenheim. Stapf will das Licht nicht unter den Scheffel stellen. "Wir haben starke Spieler geholt. Wir wollen in die Landesliga."

Neben den schärfsten Verfolgern Baiertal und Dossenheim zählt er auch noch den VfB Leimen und den FC Rot zu den Mannschaften, die den Aufstieg streitig machen könnten. Der ASC Neuenheim II liegt als Rangdritter zwar auch noch in Reichweite, doch der Heidelberger Stadtteilverein ist mit seiner ersten Mannschaft bereits Landesligist.

Baiertal auf Platz zwei ist der Gegenentwurf zu Nußloch auf Platz eins. Wo der Tabellenführer auf Erfahrung setzt, lässt der Verfolger der Jugend ihren Lauf. Bis auf Lars Zimmermann entstammen alle Spieler dem eigenen Nachwuchs. Das macht anderen Vereinen Mut.

Darauf kann der Vorsitzende Patrick Laier zu Recht stolz sein. Michael Filsinger, inzwischen zweiter Vorsitzender, hat ein Viertel-Jahrhundert lang großartige Jugendarbeit geleistet. Sie wird nahtlos von seinem Nachfolger Alexander Hadek, dem Vater des starken Offensivspielers Janis Hadek, fortgesetzt. Vater und Sohn schreiben auch in der Familie Bauder eine Erfolgsgeschichte. Lothar als langjähriger Jugendleiter von Kooperations-Partner Schatthausen und jetzt im Spielausschuss in Baiertal, Valentin als Mittelfeldspieler in der Kreisliga-Mannschaft. Auch das ist bezeichnend für die gute Verzahnung: Cheftrainer Gerhard Nagel und sein Vorgänger Jochen Schuppe haben zuvor Nachwuchs-Mannschaften betreut, sie kennen ihre Schützlinge von klein auf.

Über die Ortsgrenzen hinaus ist mittlerweile Felix Kendel bekannt. Dem erst 20- jährigen Angreifer ist es gelungen, sich gleich in seinem ersten Jahr im Herrenbereich an die Spitze der Torjägerliste zu setzen. Mit 17 Toren und sechs Assists ließ der junge Baiertaler den ehemaligen Drittliga-Profi Dennis Franzin (9/4) deutlich hinter sich. Schon im Sommer hatte Kendel Angebote höher klassiger Vereine, auch aus Bammental. In Baiertal ist man nicht weltfremd. "Sollte Felix eine neue Herausforderung suchen, werden wir ihm keine Steine in den Weg legen, sondern ihn unterstützen", sagt Patrick Laier.Vielleicht gehen der Torjäger und sein Verein aber auch gemeinsam in die Landesliga. "Es gibt keinen Druck, aber wir nehmen mit, was möglich ist", meint Laier.

Der 31-jährige Lehrer ist sich mit Marco Günther, der gemeinsam mit Michael Späth den Spielausschuss beim FC Dossenheim bildet, einig: Topfavorit ist der FV Nußloch. "Was die alles geholt haben", ist Günther beeindruckt. Ganz untätig war man aber auch an der Bergstraße nicht. Die Neuzugänge Marvin Kaul und Dominik Kohl haben sich als enorme Verstärkungen erwiesen. Kaul hat acht, Kohl fünf Tore erzielt. "Es sind Unterschieds-Spieler", lobt Günther. Aber auch bewährte Kräfte wie Torwart Steven Rimmler oder Innenverteidiger Christian Friedel haben sich prächtig entwickelt. Mit Dossenheim ist zu rechnen, trotz des Dämpfers im letzten Spiel vor der Corona-Pause in Lobbach.

Spannend verspricht auch der Kampf um den Klassenerhalt zu werden. Schlusslicht Rauenberg hat zwar erst zwei Punkte – einer davon gegen den FV Nußloch – doch der Aufsteiger war einige Mal nicht weit vom ersten Saisonsieg entfernt. Der Neuling und Vorjahres-Aufsteiger TSV Rettigheim stehen zwar auf den Abstiegsplätzen, abschreiben darf man sie sicherlich nicht. In Rettigheim, hofft Fußball-Chef Timo Kretz, werde es wieder aufwärts gehen, wenn lange verletzte Stammkräfte zurück kommen.

18.11.2020