Nicht schon wieder

Einstellung des Spielbetriebs: In der Verbands- und Landesliga ist man verunsichert

Von Christopher Benz

Heidelberg. Das Wort Déjà-vu wird in den kommenden Tagen vermutlich häufig verwendet werden, da die aktuellen Maßnahmen gerade im Sport erschreckend stark an die Situation Mitte März erinnern, als zum ersten Mal der sprichwörtliche Hammer gefallen ist.

Der Tenor bei den Fußballklubs aus Verbands- und Landesliga ist einhellig. Weiterspielen wollten alle, aber die Entscheidung ist zu akzeptieren und daher haben die befragten Klubs gestern schon mit sofortiger Wirkung ihren Trainingsbetrieb eingestellt.

Eigentlich sah beim Verbandsligisten 1.FC Mühlhausen alles wieder gut aus. Nachdem ein Spieler Ende letzter Woche positiv auf das Corona-Virus getestet wurde, fiel das für vergangenen Sonntag geplante Topsiel beim FV Fortuna Heddesheim nach einigem Hin und Her aus. Diesen Dienstag unterzogen sich alle Akteure einem Corona-Test, der durchweg negativ ausgefallen ist. Die Voraussetzungen weiterzumachen waren somit gegeben, ehe die Nachricht der Komplettabsage dem zuletzt drei Mal in Folge siegreichem FCM einen Strich durch die Rechnung machte. "Nach der Verordnung vom Mittwoch, war klar, dass der Verband reagieren muss", sagte Mühlhausens Trainer Christian Thome, "und daher ist es nur konsequent, ab sofort alle Spiele abzusetzen."

Seit dem 5. September hat der Landesligist FT Kirchheim nicht mehr verloren. Die Mannschaft von Trainer Felix John befand sich im Aufwind und fühlte sich pudelwohl in der Rolle als Verfolger des Spitzenquartetts. "Wir hatten einen Lauf. Für Sonntag gegen Neckarbischofsheim haben wir uns drei Punkte ausgerechnet und wollten unbedingt spielen", erklärte John. Stattdessen haben die Freien Turner alles auf Null gefahren. "Der Trainingsbetrieb ist logischerweise auch eingestellt, die Jungs haben sofort Bescheid bekommen und sollen sich individuell mit Läufen fit halten", hat John seinen Schützlingen umgehend Hausaufgaben gegeben.

Die benachbarte SG Heidelberg-Kirchheim hätte an diesem Wochenende ohnehin nicht gespielt. Daher fand das letzte Training im Sportzentrum Süd am Mittwoch statt. "Nach den gestrigen Entwicklungen ist mir relativ schnell klar gewesen, was das für den Amateursport bedeutet", traf SG-Trainer Manuel Wengert die Unterbrechung alles andere als unerwartet, "für uns ist es allerdings extrem bitter, weil wir richtig gut dastanden."

Die ersten Reaktionen auf die erneute Saisonunterbrechung erinnern auf beängstigende Weise an die erste Pause zum Beginn der vergangenen Rückrunde. Die Trainer überlegen schon jetzt, wie sie ihre Spieler einigermaßen in Form halten. "Deswegen beraten wir uns am Wochenende, um Pläne zusammenzustellen, schließlich kann es sehr gut sein, dass im Dezember noch zwei Spieltage ausgetragen werden", sagte Frank Engelhardt, der mit seinem ASV/DJK Eppelheim als Dritter ganz dick im Aufstiegsrennen dabei ist. Aber selbst, wenn es im Dezember erlaubt sein sollte, hält der Trainer wenig davon, die zwei dann noch ausstehenden Spieltage mit Gewalt durchzuziehen. "Mir wäre es sehr ungelegen, wenn nach der Pause über den kompletten November im Dezember zwei Partien anstehen würden", ist Engelhardt dafür, die Winterpause jetzt zu beginnen.

Wie in Eppelheim wurde auch beim VfB St.Leon nach der Bekanntgabe des Badischen Fußball-Verbandes gestern Vormittag sofort die Einstellung des Trainingsbetriebs an seine Fußball-Mannschaften weitergegeben. "Ich befürchte, dass die Pause länger als nur bis Ende November dauern wird", sagt VfB-Trainer Benjamin Schneider. Seine Mannschaft hat zusammen mit der DJK/FC Ziegelhausen/Peterstal die wenigsten Partien (je acht) aller Landesligisten bestritten. Beiden Klubs stehen noch 28 Punktspiele bevor. Selbst wenn im Dezember zwei Begegnungen stattfinden könnten, erscheint es doch sehr unwahrscheinlich, die Saison im gesamten Umfang durchführen zu können, war der Spielplan doch ohnehin schon äußerst eng getaktet.

30.10.2020