Der ASC Neuenheim hängt in der Luft

Badischer Pokal: Wann und wie kann das Halbfinale gegen den SV Waldhof stattfinden?

Von Christopher Benz

Heidelberg. Im letzten Spiel vor der Zwangspause hat der 1. FC Mühlhausen womöglich sein DFB-Pokalticket verspielt. Das 5:6 nach Elfmeterschießen am 11. März gegen den Oberligisten FC Nöttingen bedeutete das Aus im Halbfinale des Badischen Pokals.

Die Hoffnung auf das "Jahrhundertspiel": Neuenheims Trainer Alexander Stiehl (re.) will gegen den SV Waldhof (li.) antreten. Fotos: vaf/Pfeifer

Die Nöttinger stehen somit im Finale, das zweite Halbfinale hätte erst am 8. April stattgefunden und fiel logischerweise Corona zum Opfer. Der Landesligist ASC Neuenheim und der SV Waldhof müssen den zweiten Finalteilnehmer unter sich ausmachen. Ob und wann es dazu kommt, steht in den Sternen. "Wir hoffen darauf, dass wir den Pokal ausgespielt bekommen, es ist allerdings sehr unwahrscheinlich, das vor dem 30. Juni über die Bühne zu bekommen", erklärt Rüdiger Heiß, bfv-Vizepräsident und mit bfv-Spielbetriebsleiter Felix Wiedermann für den Badischen Pokal zuständig.

Sollte der Waldhof die 3. Liga zu Ende spielen müssen, könnte das Pokalhalbfinale nicht vor deren Beendigung stattfinden. Für die Verbandsverantwortlichen hängt alles von der Meldefrist für den DFB-Pokal ab, an dem der Pokalsieger teilnehmen darf. Sollte der Waldhof das Finale erreichen und in der 3. Liga unter den ersten Vier landen, würde Nöttingen auch im Falle einer Finalniederlage in den DFB-Pokal einziehen.

Am Samstag, 23. Mai, hätte der Finaltag der Amateure stattgefunden, der auf unbestimmte Zeit verschoben wurde. "Daher ist auch die Meldefrist für den DFB- Pokal nach hinten geschoben worden, einen fixen Termin dafür gibt es aber noch nicht", sagt Heiß. Im schlimmsten Fall, nämlich wenn der badische Pokalsieger nicht vor Ende dieser Meldefrist ausgespielt werden kann, müsste der Verband eine Mannschaft für den DFB-Pokal ohne sportlich herbeigeführte Entscheidung melden.

4000 Zuschauer einkalkuliert

"Dahingehend besprechen wir uns selbstverständlich mit den im Wettbewerb verbliebenen Vereinen", erläutert Heiß, der darauf verweist, "dass es sich um eine sehr knifflige Situation handelt. Wenn wir nämlich niemanden für den DFB- Pokal melden, würde der badische Startplatz verfallen."

Immerhin ist der bfv in der relativ angenehmen Situation, nur noch zwei Partien im Pokal austragen zu müssen. In Württemberg stehen beispielsweise noch sämtliche vier Viertelfinals aus. Theoretisch könnte man den Wettbewerb mit Geisterspielen zu Ende bringen, die Auflagen, die dafür umzusetzen sind, sind allerdings nicht zu unterschätzen. Eine weitere Option wäre es, Halbfinale und Finale in die Vorbereitung zur neuen Runde zu integrieren.

Aus verschiedenen Gründen hängt der ASC Neuenheim völlig in der Luft. Der Trainer Alexander Stiehl verlässt den Klub im Sommer nach sechs erfolgreichen Jahren. "Solange die Vorbereitung zur neuen Saison aber noch nicht angefangen hat, fühle ich mich für meine Mannschaft zuständig", will Stiehl zumindest die Pokalrunde mit dem ASC beenden und nicht auf das "Jahrhundertspiel" gegen den Waldhof verzichten müssen. "Die Situation wirft für uns jedoch viele Fragen auf", sieht er seine Mannschaft, "in einer riesengroßen Hängepartie."

Sollte Anfang, Mitte Juli das Halbfinale steigen, wären die Anatomen vier Monate aus dem Wettkampfrhythmus, während der Waldhof nach dem 3. Liga-Ende dagegen voll im Saft stehen würde. "Es stellt sich außerdem die Frage, wie viel Vorlauf wir hätten und ein richtiges Mannschaftstraining absolvieren dürften", zählt Stiehl eine der unzähligen Fragen auf, die er sich zusammen mit den Vereinsverantwortlichen derzeit stellt. Die ohnehin geringe Chance, gegen den Drittligisten eine Überraschung zu schaffen, würde in diesem Fall gegen Null sinken.

Andererseits rechneten sich die Neuenheimer einen großen finanziellen Gewinn von dem im Mannheimer Rhein-Neckar-Stadion geplanten Spiel aus.

"Wir haben mit 4000 Zuschauern kalkuliert und waren dabei, in Sachen Vermarktung einiges auf die Beine zu stellen", verrät Stiehl, "da wäre wohl etwas zwischen 10 000 und 20 000 Euro hängen geblieben."

RNZ vom 18.05.2020