Vorschau auf die Saison 2017/18

Starspieler in der Landesliga

Timo Staffeldt in Eppelheim und Frank Löning in St. Ilgen

Von Christopher Benz

Heidelberg. Dieser Sommer sucht in Sachen Transfers seinesgleichen. Mehrere Fußball-Landesligisten haben mit spektakulären Neuzugängen von sich reden gemacht. Zu den Favoriten auf die ersten beiden Plätze gehört nahezu die halbe Liga. Am häufigsten nennen die Trainer der Heidelberger Klubs den TSV Wieblingen, den FC Bammental sowie die SG ASV/DJK Eppelheim.

Als noch nicht einmal die Vorbereitung begonnen hatte, machte die erste Schlagzeile die Runde. Der TSV Amicitia Viernheim hatte sich entschlossen, keine Mannschaft zu stellen und steht als erster Absteiger fest. Die Abmeldung wirkt sich wie folgt aus: Viernheim ist Tabellen-16. Die anderen 15 Klubs haben somit nur 28 Spiele und sind in der Hinund Rückrunde jeweils einmal spielfrei.

"Es sind super Mannschaften und viele interessante Spieler dabei", freut sich Volkan Glatt, der Trainer des FC Bammental, auf eine packende Saison. Seine Mannschaft ist im Vergleich zur vergangenen Saison in der Breite besser aufgestellt. Innenverteidiger Jan Rehberger (SGK Heidelberg), Matthias Kröninger, der ehemalige Spielertrainer des TSV Wieblingen, Nico Schneckenberger oder Patrick Kramer (ehemaliger Spielertrainer der SG Lobbach) sind die bekanntesten Neuen. "In den letzten beiden Jahren waren wir lange vorne dabei. Nun versuchen wir, diese Leistungen zu bestätigen", erläuterte Glatt, der bewusst darauf verzichtet, den Aufstieg als Ziel zu nennen.

Mehrere "Kracher" hat sich der TSV Wieblingen gesichert. Matteo Monetta, Mike Kappes, Timo Mistele, Florian Jost oder Christoph Jüllich tragen ab sofort das Trikot des TSV. "Die Qualität ist da. Ich glaube aber nicht, dass wir vorneweg marschieren", sieht Wieblingens neuer Trainer Norbert Muris die Probleme eher im dünn besetzten Kader. Sollten aber die Leistungsträger einsatzbereit sein, sind die Heidelberger Weststädter die Mannschaft, die es zu schlagen gilt. Norbert Muris weiß jedenfalls, wie man Landesliga-Meister wird. In der Saison 2010/11 gelang ihm dies mit der DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal.

Eppelheims neues Aushängeschild bringt es auf 24 Bundesliga-Spiele und heißt Timo Staffeldt. Der 33-jährige Mittelfeldspieler lässt seine Karriere bei der SG ASV/DJK ausklingen und könnte im Kampf um den Aufstieg die zentrale Rolle übernehmen. "Jede Mannschaft hat so weit aufgerüstet, wie es möglich war", hat Eppelheims Trainer Daniel Mingrone den Transfermarkt genau beobachtet. Nach der starken vergangenen Runde mit Platz vier ist Mingrone bewusst, "dass wir von der Konkurrenz jetzt anders wahrgenommen werden."

Wer im letzten Jahr vorne mit dabei war, ist in dieser Spielzeit ebenfalls nicht zu unterschätzen. Die grandiose Rückrunde des VfB St. Leon, die dank 15 ungeschlagener Partien in Folge mit der Vizemeisterschaft endete, hat Eindruck bei denKonkurrenten hinterlassen. "Wir sind in dieser Saison breiter aufgestellt, was gleichzeitig Vor- und Nachteile mit sich bringt", erläuterte VfB-Trainer Benjamin Schneider: "Denn in der Rückrunde haben wir fast immer mit den gleichen Leuten gespielt." Gleich zum Auftakt reist der VfB zum Derby nach Mühlhausen. "Dort haben wir das letzte Mal mit 4:0 gewonnen, deshalb gehe ich davon aus, dass sie das nicht vergessen haben", rechnet Schneider mit einem hoch motivierten Kontrahenten.

Stärker besetzt sind die Mühlhausener obendrein. Gleich drei talentierte Kicker mit Oberliga-Erfahrung aus der U 23 des FC-Astoria Walldorf haben sich dem FCM angeschlossen. Alexander Kerber (24 Jahre), Cedric Blank (21) sowie Furkan Atsay (20) heißen die drei Neuen. "Wir haben uns optimal verstärkt", sagt daher Sachar Theres, der in sein viertes Jahr als FCM-Trainer gehen wird und ein klares Ziel vor Augen hat: "Im Vergleich zum letzten Jahr wollen wir uns verbessern."

Eine ruhigere Spielzeit als die letzte wünscht sich Alexander Stiehl, der Trainer des ASC Neuenheim. "Ich glaube, dass unsere Qualität gestiegen ist, denn für die Offensive haben wir zwei, drei sehr gute Spieler dazubekommen", zählt Stiehl auf und visiert eine Platzierung zwischen dem fünften und neunten Tabellenrang an. Die Neuzugänge Stefan Berger (FC Dossenheim) und Nazmi Bulut (FC Badenia St. Ilgen) haben in der Vorbereitung bereits ihre Torgefährlichkeit angedeutet. Das Auftaktprogramm könnte dem ASC in die Karten spielen, denn es hätte durchaus schlimmer kommen können: Nach dem Auftakt in Michelfeld kommt Plankstadt, und am dritten Spieltag geht es nach St. Ilgen.

Neben Staffeldt ist 2017/18 ein zweiter ehemaliger Profi in der Landesliga am Ball. Frank Löning, früherer Stürmer des SV Sandhausen und heutiger Fanbetreuer am Hardtwald, stürmt ab sofort für den FC Badenia St. Ilgen. Allerdings hat der Kreisligameister noch weitere namhafte Transfers getätigt. Als spielender CoTrainer fungiert der ehemalige Schwetzinger Anousack Vongpraseut. Lukas Göttmann (SGK Heidelberg), Lukas Can (SV Schwetzingen) oder auch Hasan Tiryaki (TSV Wieblingen) kommen ebenfalls. "Es haben mit Bulut und Wirth aber auch zwei Kreativspieler den Verein verlassen, die nicht so einfach zu ersetzen sind", muss der neue Trainer Sebastian Gau wichtige Positionen neu besetzen. Dennoch ist St. Ilgen von allen vier Aufsteigern am stärksten einzuschätzen.

Auf dem Favoritenzettel muss man außerdem den FV Brühl haben. Trainer Volker Zimmermann ist es gelungen, die Mannschaft kontinuierlich weiterzuentwickeln. Wenn alles passt und die Brühler in ihren Leistungen konstanter werden, könnten sie einen Platz in der Spitzengruppe belegen.

Deutlich stärker erwarten die anderen Landesligisten die U 23 des SV Waldhof, die sich offenbar gezielt verstärkt hat. Die TSG Eintracht Plankstadt hat sich im vergangenen Jahr als Aufsteiger am letzten Spieltag gerettet. Ähnlich wie in Neuenheim lautet das Ziel auch hier: Gerne früher. Neben St. Ilgen rücken aus den Kreisligen der FC Türkspor Mannheim, die SpVgg Ketsch sowie der SV Rohrbach/Sinsheim auf. Die Rohrbacher wollen eine schwarze Serie beenden. Seit dem TSV Michelfeld (2013/14) gelang es keinem Sinsheimer Aufsteiger mehr, die Landesliga im ersten Jahr zu halten.

DIE LANDESLIGA RHEIN-NECKAR
Der Modus
Die Fußball-Landesliga Rhein-Neckar startet am 19. August 2017 um 15 Uhr mit dem Spiel zwischen dem FV Brühl und der SG ASV/DJK Eppelheim mit 15 Vereinen in die Saison 2017/18, die am 3. Juni 2018 zu Ende geht. Der Meister steigt direkt in die Verbandsliga Nordbaden auf. Der Vizemeister bestreitet Relegationsspiele um einen Aufstiegsplatz mit den Vizemeistern der Landesligen Odenwald und Mittelbaden und dem Viertletzten der Verbandsliga. Die beiden letzten der Abschlusstabelle steigen in die Kreisligen ab. Der Drittletzte bestreitet Relegationsspiele gegen die Vizemeister der Kreisligen Heidelberg, Mannheim und Sinsheim.
CPB

ASC Neuenheim
Sportplatz: Tiergartenstraße 124, 69120 Heidelberg.
Trainer: Alexander Stiehl; Co-Trainer: Andreas Kriehuber.
Kader, Tor: Sven Goos, Dominik Sandritter (FCA Walldorf),Dominik Wenz.
Abwehr: Malte Baumann, Nico Chatzitheodorou (VfB Leimen II), Medin Dokara, Stefan Ginter (Langensteinbach II), Moritz Haller (VfL Neckarau), Daniel Rhein, Lucas Ring (Gimbsheim), Vincenco Terrazzino, Caner Tilki.
Mittelfeld: Daniel Janesch, Boris Gatzky, Marvin Haase (Schwetzingen II), Philipp Knorn (eigene U19), Sebastian Kraft, Soh Kushida, Kevin Nowak (VfL Willich), Jannik Oestreich, Sebastian Prior, Patrick Schleich.
Angriff: Ralf Berger (Dossenheim), Stefan Berger (Dossenheim), Nazmi Bulut (FC St. Ilgen), Moritz Furrer, Theo Jaspert, Simon Plewa.
Abgänge: Mark Servatius, Nikolas Plankert, Robert Scheel, Pablo Valdez, Konstantin Doerr, Dominic Treiber, Heiko Mundt (alle Neuenheim II)

RNZ vom 16.8.2017, Seite 24