Mit der Sonntagsschiene ist der Profi(t)fußball in die letzte Bastion der Amateure eingedrungen. Der schwache Widerstand gegen die Filettierung des Bundesligaspieltages hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) offenbar so enthemmt, dass sie das rücksichtslose Sonntagsspielchen nun auf die Spitze treibt.
Alle drei Heimpartien des einzigen Bundesligisten der Metropolregion im März wurden auf Sonntage terminiert: Nach dem - allerdings abschreckenden - Abendspiel gegen Mainz nun am 14. März der Hoffenheimer Sühneauftritt gegen die Bremer Eurofighter und am 28. März das badische Derby gegen den SC Freiburg. Anstoßzeit der beiden Bundesligapartien: 15:30 Uhr, fast zeitgleich mit den Amateurspielen (15.00 Uhr).
Bei ihren Brainstormings für kühne Vermarktungsstrategien scheinen die Manager um den geschäftstüchtigen DFL-Boss Christian Seifert zu vergessen: Die Kernzielgruppe (und Stammkundschaft) für das "Premiumprodukt Bundesliga" sind immer noch wir, das Fuß(ball)volk der vielen tausend Ehrenamtlichen, Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter und Anhänger in den Amateurclubs der Fußballkreise: allein im Badischen Fußballverband immerhin 200.000 Mitglieder in 600 Vereinen mit 5.000 Mannschaften!
Wenn nur der Winter mit seinen ausgefallenen Amateur-Spieltagen den Besuch der 1899-Heimbegegnungen ermöglicht (ohne das nagende Gewissen, den Heimatverein im Stich zu lassen), ist etwas falsch im ohnehin skandalträchtigen Staate DFB. Der sonntägliche Sky-Tribut ans Goldene DFL-Kalb hat außerdem bereits dazu geführt, dass Millionen Fußballkonsumenten das bequeme Sofa-Live-Erlebnis dem mühseligen Gang auf den Sportplatz vorziehen.
Der (immer noch) große Stamm der gemeinen Fußballindianer ruft den ach so cleveren Bundesliga-Häuptlingen zu: "Erst wenn das letzte Stadion verödet, der letzte Sympathiefluss vergiftet, der letzte Fan gegangen ist, werdet Ihr feststellen, dass man TV-Gelder nicht essen kann."
Joseph Weisbrod
Stellv. Vors. ASC Neuenheim
Heidelberger Kreisklasse A
Dauerkarteninhaber 1899 Hoffenheim