Leserbrief an die RNZ vom 13. März 2010

1899 Hoffenheim: Drei Sonntagsspiele im März sind zwei zuviel!

Mit der Sonntagsschiene ist der Profi(t)fußball in die letzte Bastion der Amateure eingedrungen. Der schwache Widerstand gegen die Filettierung des Bundesligaspieltages hat die Deutsche Fußball-Liga (DFL) offenbar so enthemmt, dass sie das rücksichtslose Sonntagsspielchen nun auf die Spitze treibt.

Alle drei Heimpartien des einzigen Bundesligisten der Metropolregion im März wurden auf Sonntage terminiert: Nach dem - allerdings abschreckenden - Abendspiel gegen Mainz nun am 14. März der Hoffenheimer Sühneauftritt gegen die Bremer Eurofighter und am 28. März das badische Derby gegen den SC Freiburg. Anstoßzeit der beiden Bundesligapartien: 15:30 Uhr, fast zeitgleich mit den Amateurspielen (15.00 Uhr).

Bei ihren Brainstormings für kühne Vermarktungsstrategien scheinen die Manager um den geschäftstüchtigen DFL-Boss Christian Seifert zu vergessen: Die Kernzielgruppe (und Stammkundschaft) für das "Premiumprodukt Bundesliga" sind immer noch wir, das Fuß(ball)volk der vielen tausend Ehrenamtlichen, Spieler, Trainer, Betreuer, Schiedsrichter und Anhänger in den Amateurclubs der Fußballkreise: allein im Badischen Fußballverband immerhin 200.000 Mitglieder in 600 Vereinen mit 5.000 Mannschaften!

Wenn nur der Winter mit seinen ausgefallenen Amateur-Spieltagen den Besuch der 1899-Heimbegegnungen ermöglicht (ohne das nagende Gewissen, den Heimatverein im Stich zu lassen), ist etwas falsch im ohnehin skandalträchtigen Staate DFB. Der sonntägliche Sky-Tribut ans Goldene DFL-Kalb hat außerdem bereits dazu geführt, dass Millionen Fußballkonsumenten das bequeme Sofa-Live-Erlebnis dem mühseligen Gang auf den Sportplatz vorziehen.

Der (immer noch) große Stamm der gemeinen Fußballindianer ruft den ach so cleveren Bundesliga-Häuptlingen zu: "Erst wenn das letzte Stadion verödet, der letzte Sympathiefluss vergiftet, der letzte Fan gegangen ist, werdet Ihr feststellen, dass man TV-Gelder nicht essen kann."

Joseph Weisbrod
Stellv. Vors. ASC Neuenheim
Heidelberger Kreisklasse A
Dauerkarteninhaber 1899 Hoffenheim