Aufstellung des ASC Neuenheim
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Tore
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Mit einem "Dreischlag" durch Tore von Kai Baumann (84.), Marc Hertel (86.) und erneut Baumann (87.) innerhalb von weniger als fünf Minuten setzte der Tabellendritte sich beim ASC Neuenheim letztlich überdeutlich durch. Im Spiel Eins der Ära nach Scheidungs-Trainer Rainer Wild, der am Donnerstag vorzeitig zurück getreten (worden?) war, wollten die Gäste unbedingt ihre Chance auf den zweiten Platz wahren.
Der ASV dominierte von Beginn an die Sommerpartie, ohne jedoch bis zur furiosen Schlussphase wirklich überzeugen zu können. Die erste dicke Möglichkeit hatte der tatendurstige Ex-Neuenheimer Leo Kempter, als er nach einem die ASC-Abwehr wie ein Messer aufschlitzenden Pass nur knapp am linken Tor vorbei schoss (12.). In der 24.Minute tauchte Draufgänger-Typ Kempter erneut frei vor ASC-Torwart Markus Gamer auf, traf aber aus viel versprechender Position den Ball nur suboptimal.
Neuenheim tat sich schwer in der Spieleröffnung und -entwicklung. Und so dauerte es eine halbe Stunde, ehe ein Neuenheimer Angreifer Gefahr ausstrahlen konnte. Nach klugem Pass von Fouad Haddad legte Javier Barra-Flores den Ball geschickt an seinem Gegenspieler vorbei. Doch Eppelheims Torwart-Ikone und Interims-Coach Ralph Förster lenkte den Ball vor den Augen von Trainer-Nachfolger Thomas Müller in Klassemanier um den Pfosten (31.). Beim ASV liefen fast alle Angriffe über die rechte Außenbahn. Auch die nächste Gefahr für den ASC kam von dieser Seite. Doch der Heber von Oliver Fels schmuste nur die Querlatte (44.).
Nach dem Wechsel klappte es besser für den langjährigen Eppelheimer Torjäger. Wunderbar von Leo Kempter bedient, hämmerte Fels das Ding aus kurzer Distanz unbedrängt zum 0:1 in die Neuenheimer Maschen. Wer früher stirbt, ist länger tot. Dem bis dahin schon ziemlich leblosen ASC fehlten an diesem Tag die fußballerischen und personellen Mittel, um die Partie noch wenden zu können. Das zweite Mal überhaupt schoss der um konstruktive Mittelfeld-Aktionen immerhin stets bemühte David Keller auf das Eppelheimer Tor. Der souveräne Eppelheimer Ober-Förster konnte die Mittelstrecken-Rakete gerade noch über die Latte lenken (61.).
Immerhin: Als die Zuschauer so langsam in die klimabedingte Siesta zu entschlummern drohten, geschah etwas Seltenes. Man kennt ja die berühmten, gemeinhin Genick brechenden Doppelschläge. Aber drei Tore in knapp fünf Minuten sieht man nicht alle Sonntage. Maßgeblich an dieser Rarität war als Vorbereiter der lange auf der Bank und in der Hitze schmorende ASV-Stratege Timo Fries beteiligt. Zweimal Kai Baumann (84.) und Marc Hertel (86.) sorgten für den Ikarus-Effekt: Sie ließen die Neuenheimer Defensive quasi im Minutentakt in der Sonne dahin schmelzen.
Am Spielfeldrand war dem mit seiner Familie angereisten ASV-Coach im Wartestand Thomas Müller übrigens nicht zu entlocken, ob er bereits in dieser Saison - anstatt wie geplant erst in der neuen Runde - auf der verwaisten Bank Platz nehmen und das Unternehmen Relegation in Angriff nehmen wird.
Man darf jedenfalls auch gespannt sein, wo Rainer Wild, der zum Ende der Runde die Scheidung eingereicht hatte und nun die plötzliche Trennung hinnehmen musste, als Trainer andocken wird. Auf seine unnachahmlichen Standards, vor allem die schon in der Oberliga gefürchteten Kunst-Freistöße, als ruhiger, sympathischer Spielertrainer-Gentleman wird die Heidelberger Kreisliga vielleicht für immer verzichten müssen.
Joseph Weisbrod