Leserbrief an die RNZ vom 26.4.2006

Jetzt gilt's: Hopp oder Flop!

Vielleicht bringt die RNZ neben aktuellen Sonderseiten (Ausgabe vom 25. 4. 2006) eines Tages ein Buch heraus. Arbeitstitel wahlweise: "Die Geburt eines Stadions" oder "Die Verhinderung eines Stadions". Mit großzügiger Unterstützung der Dietmar-Hopp-Stiftung. Eine unendliche Geschichte der Wechselbäder: Walldorf ja/nein, Wiesloch ja/nein, Heidelberg (div. Standorte) ja/nein, Mannem vorne, Mannem hinne, dann "definitiv" Heidelberg & Eppelheim. Jetzt Capri-Sonne-Zusatzwerk statt Stadion. Und am Ende (hoffentlich) doch: Capri-Sonne-Arena?

Wäre gelacht, wenn die ökonomischen, ökologischen und sportlichen Interessen sich nicht doch noch unter einen Heidelberger Hut bringen ließen. Ein auf dem Präsentierteller gelegenes Stadion mit dem Namen "Capri-Sonne-Arena" würde dem expansionswilligen Global Player Wild ganz nebenbei einen internationalen Imagetransfer bringen, der aus dem Eppelheimer Marketingbudget kaum zu bezahlen ist Und bei aller Tierliebe: Die Schaffung seltener Arbeitsplätze - bei den Wild Werken ebenso wie durch das Stadion & Bundesliga-Projekt - sollte uns wichtiger sein als der Schutz seltener Feldhamster.

Gewinner werden fast alle sein: Wirtschaft & Tourismus, weil ein solches Stadion - mehr noch als die SAP-Arena - im Sog der Boombranche Profifußball eine enorme Schubkraft entwickeln wird. Die nach Erstklassigkeit dürstenden Fußballfans, die aus dem ganzen Ball(ungs)raum ins Stadion streben werden wie die Motten zum Licht. Die Sportvereine (wie z. B. der ASC Neuenheim), die eine von den Kommunen gar nicht mehr finanzierbare ehrenamtliche Basis- und Jugendarbeit leisten und neuen Auftrieb erhalten. Und natürlich die vielen jungen wie erwachsenen Amateurkicker, die sich jetzt schon an den Bundesliga-Junioren (TSG Hoffenheim) und später an den Stars des FCH Heidelberg 06 ergötzen können. Daher kann man auch der anlaufenden "Pro Stadion"- Unterschriftenaktion des Sportkreises Heidelberg nur möglichst viel Resonanz wünschen.

Wie reimte F. K. Wächter so unnachahmlich?: "Die größten Kritiker der Elche waren früher selber welche". Und die sollten bedenken: Es gibt wohlhabende Mitmenschen, die sich für ein Ticket im Wert von 20 Mio. Dollar ins Weltall katapultieren lassen. Oder die ihren Ego-Trip bei Ballonrekordfahrten rund um den Globus ausleben. Und es gibt einen auf dem Boden gebliebenen Mann wie Dietmar Hopp, der nicht - wie der gerne vergleichsweise zitierte Herr Abramowitsch - durch dunkle Geschäfte, sondern durch einzigartige Pionier- und Unternehmerleistungen zu seinem Vermögen gekommen ist. Ein Vermögen, das er zu einem nicht unbeträchtlichen Teil mit dem Gemeinwesen teilt - so man ihn lässt.

Im Namen der - im Gegensatz zum lauten Chor der Kritiker - schweigenden Mehrheit unser Appell an alle Verantwortlichen: Gebt Euch einen Ruck und dem trotz allem Windmühlenkampf am Ball bleibenden Spiiel- und Möglichmacher Dietmar Hopp (einem Menschen- und Fußballfan, vom griechischen "Fanun = Leiden) endlich freie Bahn für die Verwirklichung seines Jahrhundertprojekts. Auch nachfolgende Generationen werden Euch dankbar sein.

Hopp oder Flop? Jetzt gilt's: Am 7. Juni (warum eigentlich in einer außerordentlichen Sondersitzung nicht schon früher?) soll laut RNZ vom 26. April das neue Metropolparlament entscheiden. Wäre schade, wenn diese regionale Artusrunde das Stadionprojekt und den FCH Heidelberg 06 (sic!) - drei Tage vor dem WM-Start - aus dem großen Spiel grätschen würde. Würde Herr Hopp sich (und die Stadionmillionen) dann auf den Mond schießen lassen, könnte ihm niemand böse sein.

Dr. Werner Rupp, 1. Vorsitzender,
Joseph Weisbrod, Stellv. Vorsitzender
Werner Rehm, Stellv. Vorsitzender
ASC Neuenheim 1978 e. V.