Sportvereine in Heidelberg:
der Anatomie-Sportclub Neuenheim
Heidelberg ist keine Fußballhochburg. Liegt das daran, dass die vielen in
Forschung und Wissenschaft Tätigen für weniger Tiefschürfendes keinen
Sinn haben? Wohl kaum: Die Universitätsstadt Freiburg beweist das Gegenteil
und leistet sich gar einen Bundesliga-Club. In Heidelberg gibt es immerhin einen
von Akademikern gegründeten Fußballclub: den ASC Neuenheim.
Der Anatomie-Sportclub Neuenheim mit heute rund 250 Mitgliedern wurde vor 21 Jahren
gegründet. Es waren überwiegend Assistenten, Doktoranden und Medizinstudenten,
die 1978 beschlossen, dass Skalpell schwingen nicht alles sein kann: Sie gründeten
den ASC Neuenheim, um die Fußballregion Rhein-Neckar zu erobern, recht erfolglos
in der Anfangszeit: "Die ersten Jahre waren schon eine Lachnummer", umschreibt
Pressereferent Joseph Weisbrod die fast zweijährige Sieglosigkeit in der Kreisklasse.
Der erste doppelte Punktgewinn am 23. März 1980, ein 2:1 gegen Gauangelloch, wurde
entsprechend gefeiert.
Mittlerweile spielt der ASC, nach einem einjährigen Aufenthalt in der Landesliga,
in der Bezirksliga, in der immerhin fünf von 17 Mannschaften aus Heidelberg
stammen. Und mittlerweile hat die ki-ckende Konkurrenz gemerkt: Auch Akademiker können
flanken und grätschen.
Der sehr hohe Anteil von Fußballern mit akademischen Titeln aus der Anfangszeit
ist mit den Jahren zurückgegangen. "Heute haben wir alle Berufssparten
im Verein vertreten", sagt der erste Vorsitzende Dr. Werner Rupp. Dennoch habe
sich bei manchen das falsche Bild vom elitären Akademikerverein erhalten. Dies
sei keineswegs so, auch wenn sich der ASC im Internet als unkonventioneller und "etwas
anderer" Fußballverein vorstellt. "Hier findet man nicht das klassische
Vereinsleben", erklärt Dr. Rupp. Das läge auch daran, dass der ASC
gerade 21 Jahre jung sei.
Fast erfolgreicher als die Senioren sind die Jugendmannschaften des ASC. Die C-Jugend
beispielsweise misst sich in der höchsten badischen Klasse gegen Großvereine
wie Waldhof oder Karlsruher SC. Ein Grund für den Erfolg läge in der seit
vier Jahren laufenden Kooperation mit dem TSV Handschuhsheim im Jugendbereich, so
Dr. Rupp.
Ein großes Problem für den Verein sehen Dr. Rupp und Joseph Weisbrod
im Fehlen einer eigenen Fußballarena. Die Senioren des ASC sind Dauergast auf
dem Trainings- und Sportgelände des Heidelberger Sportclubs (HSC) am Harbigweg
im Süden der Stadt, die Jugend trainiert im Sportzentrum Nord. "Wir sind
ein Verein im Niemandsland" formuliert es Joseph Weisbrod. Dort können
die Erwachsenen nur schlecht Vorbild sein, wenn die Jugend sie beim Training nie
beobachten kann. Publikum aus Neuenheim verirrt sich selten zu den "Heimspielen"
in den Heidelberger Süden und natürlich winken auch häufig potentielle
Sponsoren aus Neuenheim ab, wenn sie hören, dass sie für ihr Geschäft
auf Banden in Kirchheim werben sollen. Insofern wäre Dr. Rupp über eine
langfristige Lösung des Platzproblems sehr dankbar. Die Sportanlage der DJK
Handschuhsheim wäre seiner Meinung nach geeignet, hat er schon einmal in einem
Vorstoß dem Sport- und Bäderamt der Stadt mitgeteilt.
Probleme bereitet auch die Finanzierung des Vereins. Der ASC veranstaltet seit 13
Jahren den Mediziner-Fasching, mit über 50 Prozent die wichtigste Einnahmequelle.
Seit wenigen Jahren steht die Zentralmensa als Veranstaltungsort nicht mehr zur Verfügung,
der Verein musste auf die Rhein-Neckar-Halle nach Eppelheim ausweichen. Das führte
zu finanziellen Einbußen.
"Der Verein funktioniert", stellt Dr. Rupp fest. Noch heute kommen zu Jahresversammlungen
Gründungsmitglieder, die sich zwischenzeitlich den Professorentitel zugelegt
haben. Ziemlich stolz sind 1. Vorsitzender und Pressereferent darüber, dass
bei diesem Anlass noch keine vereinstypischen Ehrennadeln verteilt wurden. Dafür
pflegt man lieber die Homepage unter der Adresse www.asc-neuenheim.de. Dort, oder auch unter der Postadresse ASC
Neuenheim, Postfach 104765, 69037 Heidelberg, gibt es weitere Informationen zum Verein.
(neu)
Copyright © Stadt Heidelberg 1999, All Rights Reserved
Stand: 9. November 1999 |