Amateuren geht's ans Geld

Vorstände wollen sich nicht länger über den Tisch ziehen lassen

Bammental (CPB) Fußballer verdienen zuviel. Diese Feststellung trafen Funktionäre aus Vereinen des Fußball-Kreises Heidelberg, die sich auf Einladung von Hans-Jürgen Steinbächer im Klubhaus des Verbandsligisten FC Bammental zu einem Meinungsaustausch zum Thema "Ablösesummen und Spielergehälter" eingefunden hatten. Der neue Vorsitzende des FC Bammental hatte 25 der 70 Kreisvereine geladen, persönlich vertreten waren 15 - und deren Repräsentanten entfachten eine lebhafte Diskussion.
Hans-Jürgen Steinbächer erhielt Zustimmung für seine Darstellung der Finanznöte, mit denen viele Vereine zu kämpfen haben. "Die Einnahmen durch Mitgliedsbeiträge und Eintrittsgelder decken den Vereinsetat kaum zu einem Viertel ab. Der große Rest muß durch Festivitäten und Sponsoren gedeckt werden", sagte Steinbächer über seinen Verein. "Da die Fixkosten für den Spielbetrieb und die Unterhaltung des Klubhauses kaum zu reduzieren sind und es immer schwieriger wird, die lebensnotwendigen Sponsoren zu begeistern, können wir den Spielern künftig nicht mehr soviel zahlen wie bisher" folgerte der Vereinsvorstand, der als Firmenchef weiß, daß man eine nicht erwirtschaftete Mark auch nicht ausgeben darf.
Steinbächer, der sich zunächst skeptischen Fragen aus dem Auditortum ausgesetzt sah (Hubert Rohnacher/SG Kirchheim: "Wie soll die Lösung denn aussehen?"), erntete mit seiner Forderung, die Vereine sollten doch endlich das Konkurrenzdenken über Bord werfen, sich untereinander verständigen und gewissermaßen eine geschlossene Front gegen die raffgierigen Spieler bilden, zunächst nicht nur Zustimmung. Besonders Alfred Lampert, der Vorsitzende des Fußball-Kreises Heidelberg, warnte vor "Blauäugigkeit. Natürlich geben alle Vereine zuviel Geld für Spieler aus. Aber diese Problematik läßt sich nicht in einer Sitzung lösen", zeigte sich Lampert skeptisch und kritisierte die neue, vom letzten DFB-Bundestag in Wiesbaden beschlossene Regelung fester Ablösesummen für Vereinswechsel.
In diese Kritik stimmte auch Siegfried Müller von der Geschäftsstelle des Badischen Fußball-Verbandes ein. "Die Spieler werden immer versuchen, die Vereinsvertreter über den Tisch zu ziehen. Die seitherige Regelung der Ablöse war in Ordnung, weil das Geld im Kreislauf der Vereine geblieben ist: Verein B hat dem Verein A für den Wechsel des Spielers X die Summe Y bezahlt. Für dieses Geld konnte Verein A einen neuen Spieler verpflichten. Nun droht die Gefahr, daß der Verein B dem Verein A die wesentlich geringere festgeschriebene Ablösesumme bezahlt, der Spieler aber nur wechselt, wenn er noch Geld auf die Hand erhält. So kommt viel Geld in den Kreislauf der Spieler, und die Vereine sind die Dummen", befürchtet Müller, daß neue Ablöseregelung, "die leider nicht von Praktikern geschaffen wurde", ihren Zweck weit verfehlen wird. Alfred Lampert sagte dazu: ,,Das Gefeilsche unter den Vereinen hört auf, aber die Probleme beginnen."
Bernhard Rausch von der SG Dielheim, Walter Stamm vom VfB Leimen und Karl Molitor von der SpVgg Baiertal forderten den Badischen Fußball-Verband auf, schnell Klarheit über die praktischen Modalitäten der neuen Regelung zu treffen. Siegfried Müller vermutete, daß wohl jede Ablösezahlung künftig über die Verbandskonten laufen müsse, um Betrügereien unter den Vereinen vorzubeugen. Bei rund 7 000 Spielerwechseln pro Saison komme auf den Verband eine Heidenarbeit zu. "Alleine für die Wechsel des SV Waldhof müssen wir wohl einen Mann einstellen", scherzte Müller mit Blick auf das häufige Heuern und Feuern beim Mannheimer Regionalligisten.
Alfred Lampert forderte von den Vereinen verantwortlichen Umgang mit ihren Geldern und bekundete jenen Klubs, die einen sportlichen Abstieg in Kauf nehmen, um ihre Finanzen in Ordnung zu halten, großen Respekt. Renate Girrbach von der SG Oftersheim bekräftigte für ihren Verein, daß sich der Vorstand eines Sponsors zuliebe nie mehr die Zügel aus der Hand nehmen lassen wolle. "Wir legen unseren Haushaltsplan fest und halten uns daran. Und wer für diese Geld nicht bei uns kicken will, soll gehen!"
Ähnlich sahen es viele Vertreter der in Bammental beratschlagenden Vereine, die als Ergebnis der zweieinhalbstündigen Debatte verabredeten, sich mit den Vereinen ihrer jeweiligen Spielkiasse erneut zu treffen, um gemeinsame Vereinbarungen über die Reduzierung der Spielerbezüge zu treffen. Grundgehälter sollen ganz  abgeschafft, Einsatzprämien auf ihren Sinn überprüft werden. Nach Überzeugung der Vorstände machen nur Aufwandsentschädigungen für nicht am Ort wohnende Spieler (Fahrgeld) und Erfolgsprämien Sinn.
Die Ober- und Verbandsligaklubs sprechen über dieses Thema erneut in Bammental die Landesligisten auf Einladung von Siegfried Fetzer beim FC Badenia St.Ilgen.


Rhein-Neckar-Zeitung vom 21.11.1998, Seite 20


Vereine kamen sich näher

Verbandsligisten diskutierten in Bammental über Spielergehälter

Bammental. (p.m) Verantwortliche der nordbadischen Fußball-Verbandsligisten ASV Durlach, VfB Eppingen, FC Forst, TV Hardheim, VfB Leimen, SG Oftersheim, SV Schwetzingen sowie der Gastgeber, dazu Otmar Schork vom SV Sandhausen, folgten der Einladung des 1. Vorsitzenden Hans-Jürgen Steinbächer zu einer Diskussionsrunde im Clubhaus des FC Bammental. Thema des Abends waren Spielergehälter und Spielerwechsel.
Im Verlauf der Runde wurde deutlich, daß man in bezug auf Spielergehälter keinen Konsens wird finden können, zu unterschiedlich sind die Strukturen der Vereine, die Zielsetzungen und Perspektiven sowie die finanziellen Möglichkeiten.
So wird sich auch die Wunschvorstellung der 2.Vorsitzenden der SO Oftersheim, Renate Girrbach, nicht verwirklichen lassen, auf ein gleiches Level zu kommen ("dann wären Spielerwechsel nicht mehr notwendig"). Leimens Walter Stamm machte deutlich, daß Clubs mit Perspektiven nach oben auch mehr bezahlen. "Ein Limit festzulegen, kriegen wir nicht in den Griff."  Peter Weingärtner vom ASV Durlach gab zu bedenken, daß das Konkurrenzdenken unter den Vereinen bleibt und man hier nicht Blauäugig sein darf.,, Wenn ich mithalten will, muß ich mitmachen". Da man in jeder Liga fixe Kosten hat, eine Mannschaft in einer höheren Liga aber besser zu vermarkten ist, versucht man alles, um aufzusteigen.
Otmar Schork, Sandhausens Manager, weiß das aus eigener Erfahrung. Schork, der über die künftige feste Ablöse froh ist ("aber sie kommt zehn Jahre zu spät") wies darauf hin, daß die Fußballvereine noch ganz andere Probleme haben, z.B. die zu geringe Zuschauerresonanz. Er machte den Vorschlag für einen Stammtisch, um Erfahrungen auszutauschen und sich gegenseitig Tips zu geben.
 
Rhein-Neckar-Zeitung vom 3.2.1999