Phönix aus der Asche

Der ASC Neuenheim etabliert sich in der Kreisliga A
2. Mannschaft an der Spitze

von Dr. Werner Rupp

Noch vor wenigen Monaten gruben sich den Vorstandsmitgliedern des ASC Neuenheim tiefe Sorgenfalten ins Gesicht, wenn sie nach dem Schicksal der ersten Mannschaft gefragt wurden. Letztendlich nur mit einem Punkt Vorsprung und dann noch mit Hilfe des Landesligisten TSG Rohrbach - wegen einer Abstiegsregelung, die bis in die A-Klasse durschlägt - konnte man den Verbleib in der Kreisliga A sichern. Auch das Erreichen des Klassenziels löste nicht gerade Euphorie aus. Denn nach dieser Zitter-Saison 88/89 sfanden der 1.Mannschaft immerhin sieben Stammmspieler nicht mehr zur Verfügung.

Die Wunden waren kaum verheilt, als auch schon die nächste Saison nahte. Am 10.Juli 1989 versammelte der neue Trainer eine neuformierte Mannschaft um sich. Werner Krautzik, seines Zeichens polnischer Fußballehrer, hatte das Amt des Trainers übernommen. Er lebt erst seit etwa vier Jahren in Deutschland. Der ASC Neuenheim ist die zweite deutsche Mannschaft, die er betreut. Die Verpflichtung dieses erfahrenen, kompetenten und engagierten Mannes sollte sich schon bald als echter Glücksgriff erweisen. Das Saisonziel für alle Verantwortlichen und Spieler hieß: Auf keinen Falle absteigen, nach Möglichkeit eine Plazierung im gesicherten, oberen Mittelfeld. Neben dem verbliebenen Stamm des Vorjahres waren insgesamt fünf neue Spieler zur Mannschaft gestoßen:

Alle Neuzugänge erwiesen sich als Bereicherungen. Zur Freude aller wurden schließlich noch drei "alte Kämpfer" des ASC reaktiviert, die heute aus der Mannschaft nicht mehr wegzudenken sind:

Die intensive Vorbereitungzeit verlief vielversprechend. Die Handschrift von Trainer Krautzik machte sich schon in den ersten Freundschaftsspielen positiv bemerkbar. Höhepunkt dieser Phase war ein eindrucksvoll herausgespielter 3:2-Sieg gegen den Meisterschaftsspiranten der Bezirksliga, den FC Dossenheim - in der Höhle des Löwen, der seine Zähne allerdings nur in der ersten halben Stunde zeigte.

Der Saisonstart brachte das vor Optimismus sprühende Team auf den harten Boden der Tatsachen zurück. Nach drei Spieltagen lag die 1. Mannschaft mit 1:5 Punkten bereits bedenklich im Hintertreffen. Im Gegensatz übrigens zur 2.Mannschaft, die das Heft von Anfang an in die Hand nahm, den Platz an der Sonne, die Tabellenspitze, eroberte und bis zum Redaktionsschluß dieser Ausgabe noch ungeschlagen blieb.

Für die erste Mannschaft kam die Wende, nach teilweise unglücklichen Punktverlusten, ausgerechnet auf der gefürchteten Kipp bei der TSG Altenbach, die seit anderthalb Jahren nicht mehr zu Hause verloren hatte. Dem ASC gelang das Kunststück, diesen bemerkenswerten Heim-Nimbus mit einem souveränen 3:1-Sieg zu beenden. Eine beachtliche Zwischenbilanz von 10:0 Punkten, u. a. gegen den bis dahin unbesiegten Spitzenreiter SG Horenberg, und weitere Spiele ohne Niederlage (13:3 Punkte in Serie) sorgten dafür, daß der ASC Neuenheim gegen Ende der Vorrunde enge Tuchfühlung zur Tabellenspitze hat. Apropos Horrenberg: In der RNZ-Schlagzeile vom Montag wurde der ASC als "Angelsportverein" bezeichnet. Ein sehr erheiterndes Versehen, das die RNZ in einer Meldung unter der Uberschrift "Dicker Fisch" (gemeint war die SG Horrenberg an der ASC-Angel) korrigierte.

Die 2. Mannschaft blieb ihrem Erfolgskurs treu und hat gute Chancen auf das Erreichen der Herbstmeisterschaft. Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben. Und bis Erscheinen dieser SportvorOrt-Ausgabe kann sich der eine oder andere Nackenschlag ergeben haben. Insgesamt dürfen die ASC-Aktiven und -anhänger jedoch mit dem bisher Erreichten mehr als zufrieden sein.

Zweifellos hat die 1.Mannschaft im Vergleich zur letzten Saison enorm an spielerischer Substanz gewonnen und ist, sportlich und menschlich, zu einer Einheit zusammengewachsen. Ein wesentliches Verdienst von Trainer Werner Krautzik, der es nicht zuletzt verstanden hat, sein taktisches und fußballerisches Know-how einer lern- und leistungsbereiten Mannschaft zu vermitteln.

Die Überschrift für diesen Beitrag kommt nicht von ungefähr. Denn nach der Übergabe des Rasenspielfeldes auf der städtischen Anlage am Harbigweg (Sportzenrtum Süd) strapaziert der ASC Neuenheim nur noch gelegentlich den Hart- bzw. Ascheplatz. Hoffen wir, daß der Phönix auch weiterhin gut fliegt und daß, über die treuen Fans hinaus, der eine oder andere Leser dieser Zeitschrift den Weg zu den Spielen des ASC Neuenheim in der Kreisliga A findet.

aus: Sport vor Ort, Ausgabe 4/89, Seite 5-6