Deutsche Meisterschaft Endrunde 1919/20

Nach fünf Jahren fußballloser Zeit auf Reichsebene wurde im Jahre 1920 endlich wieder eine Deutsche Fußballmeisterschaft, die dreizehnte, ausgetragen.

Der Erste Weltkrieg hatte fast alles verändert in Deutschland. Nur die Austragung der ersten Meisterschaftsendrunde nach dem Kriege schien auf den ersten Blick davon ausgenommen. Wie vor dem Kriege wurden sieben Regionalmeister (Süd, West, Nord, Mitte, Berlin-Brandenburg, Südost, Nordost) ermittelt, die gemeinsam mit dem Titelverteidiger (der letzte Vorkriegsmeister, die SpVgg Fürth) im Pokalmodus den Deutschen Meister ausspielten.

Doch auf den zweiten Blick wurden auch im deutschen Fußball enorme Veränderungen sichtbar. Da waren zunächst die territorialen Veränderungen Deutschlands (Abtretung Nordschleswigs, Westpreußens, Elsass-Lothringens und Eupen-Malmedys), von denen sechs der sieben Fußballregionen betroffen waren; allerdings handelte es sich bei den abgetretenen Gebieten in der Regel um keine fußballerischen Hochburgen.

Dann wurden im Jahre 1920 auch die gesellschaftlichen Risse in der neuen Weimarer Republik sichtbar. Neben dem bürgerlich ausgerichteten Deutschen Fußball-Bund trug nun auch die Sportorganisation der Arbeiterschaft, der Arbeiter Turn- und Sportbund (ATSB) im Jahre 1920 eine Deutsche Fußballmeisterschaft aus. Erster Meister des ATSB wurde der ASV Fürth.

Weitere Verbände, die gesellschaftliche Gruppen repräsentierten, sollten folgen: 1921 die Deutsche Jugendkraft (DJK, Organisation der katholischen Kirche), 1925 die Deutsche Turnerschaft (DT) und 1931 der Rotsport (Organisation der Kommunisten, eine Abspaltung des ATSB).

Neu war aber auch der enorme Boom, den der Fußball nach dem Kriege erlebte. Dies zeigte sich nicht nur anhand zahlreicher neuer Vereinsgründungen und steigender Mitgliederzahlen in den Vereinen, sondern auch in den Zuschauerzahlen. So wollten 35.000 Besucher das erste Nachkriegsfinale in Frankfurt am Main sehen, und selbst die Durchschnittszuschauerzahlen des Viertel- und Halbfinales lag mit rd. 7.160 Besuchern noch über dem Finalbesuch des Jahres 1914 mit rd. 6.000 Zuschauern.

Auch die sportlichen Schwerpunkte hatten sich verlagert. Mit dem VfB Leipzig und der SpVgg Fürth nahmen an dieser Endrunde nur zwei Mannschaften teil, die auch vor dem Kriege schon einmal an einer Meisterschaftsfinalrunde teilgenommen hatten. So sah die Meisterschaft 1920 sechs Endrundenneulinge, unter denen mit dem 1. FC Nürnberg eine Mannschaft spielte, die nicht nur zum ersten Mal Deutscher Meister werden, sondern zum erfolgreichsten Team der 1920er aufsteigen sollte.

Auch Proteste und Schwierigkeiten gab es wieder in diesem Jahr. So konnte der Nordostdeutsche Meister, der VfB Königsberg, nicht an der Endrunde teilnehmen, weil er diesen Titel erst aufgrund eines Protestes gewann. So nahm die zum Zeitpunkt des Endrundebeginns als Meister anerkannte Titania aus Stettin an der Endrunde teil.

Teilnehmer an der Endrunde

FC Titania StettinVertreter des Baltischen Rasensport-Verbandes
Vereinigte Breslauer Spfr.Meister des Südostdeutschen Fußballverbands
SC Union 06 OberschöneweideMeister des Verbandes Brandenburger Ballspielvereine
VfB LeipzigMeister des Verbandes Mitteldeutscher Ballspielvereine
SV Arminia HannoverMeister des Norddeutschen Fußballverbandes
VfTuR MönchengladbachMeister des Westdeutschen Spielverbandes
1. FC NürnbergMeister des Verbandes Süddeutscher Fußballvereine
SpVgg FürthTitelverteidiger

Viertelfinale

16. Mai 1920 Vgt. Breslauer Spfr. - SC Union 06 Oberschöneweide 3:2 (1:1) Breslau, Platz von Schlesien Breslau
16. Mai 1920 SpVgg Fürth - VfTuR Mönchengladbach 7:0 (2:0) Mannheim, Platz des VfR
16. Mai 1920 SV Arminia Hannover - FC Titania Stettin 1:2 n. V. (1:0, 1:1) Kiel, Holstein-Platz
16. Mai 1920 VfB Leipzig - 1. FC Nürnberg 0:2 (0:0) Halle (Saale), Sportplatz am Zoo

Halbfinale

30. Mai 1920 Vgt. Breslauer Spfr. - SpVgg Fürth 0:4 (0:1) Leipzig, Platz von Wacker Leipzig
30. Mai 1920 FC Titania Stettin - 1. FC Nürnberg 0:3 (0:2) Berlin, Platz des BFC Preussen

Finale

13. Juni 1920 1. FC Nürnberg - SpVgg Fürth 2:0 (1:0) Frankfurt am Main, Germania-Platz