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Uwe Seeler wurde mit 30 Treffern Torschützenkönig

Köln dankte Kremer: Schäfer der Leithammel

Er gilt als Vater der Bundesliga. War es da ein Wunder, daß Franz Kremer, der rührige und gestrenge Boß des 1. FC Köln, am Ende der ersten Bundesligasaison auch als Erster die Meisterschale im Arm schaukeln durfte?

Jeden Samstag ein Tag der Endspiele hatte der kicker damals nach Einführung der Bundesliga getitelt, und die Fans ließen sich nur zu gerne locken. Rund 850 000 Zuschauer an den ersten drei Spieltagen - das war eine Bilanz, die selbst kühnsten Optimisten die Sprache verschlug. Zu bedenken beim Vergleich mit Zahlen zu heute bleibt, daß damals nur 16 Mannschaften die Liga bildeten. Die Aufstockung auf 18 Klubs erfolgte erst zwei Jahre später.

Schauen wir uns das illustre Bild derer an, die damals vor den Augen des Deutschen Fußball-Bundes Gnade fanden beim Ausleseverfahren für die Bundesliga: Köln, Frankfurt, Hamburg und Kaiserslautern-das waren die vier, die ohne Unterbrechung 30 lange Jahre dabei waren. Dortmund, Stuttgart, Bremen, Karlsruhe, Schalke - auch sie kamen nach mehr oder minder kurzen Intermezzi zurück in die Eliteklasse. Doch auch Klubs wie Preußen Münster oder 1860 München gehörten dazu. Klubs, die jahrelang ihr kärgliches Dasein in der Amateuroberliga fristeten, heute immer mal wieder an den Fleischtöpfen der Zweiten Liga schnuppern dürfen. Und wer war alles nicht dabei? Die aufstrebenden Bayern aus München ebenso wie Hannover 96, der Meister von 1954. Ganz zu schweigen von einem Klub wie Bayer Leverkusen, der sich heute anschickt, die Bundesliga zu erobern.

Dann die Namen: Hans Schäfer führte Regie in Köln, Maxl Morlock dirigierte den Nürnberger Club. Dann erzielte ein gewisser Friedhelm Konietzka für Dortmund den allerersten Bundesligatreffer, in der allerersten Minute des Spiels gegen Werder Bremen. Weder ein Fotoapparat - noch eine Filmkamera waren damals zur Stelle, um dieses Ereignis auf Zelluloid zu bannen. Den ersten Platzverweis kassierte - wen wundert's - Helmut Rahn. Der Boß, der sagenumwobene Weltmeister von 1954. Im Spiel des Meidericher SV (so hieß der MSV Duisburg damals noch) gegen Hertha BSC mußte er wegen einer Tätlichkeit gegen Harald Beyer in der 77. Minute das Feld verlassen. Eine große Karriere wurde einem unrühmlichen Ende zugeneigt.

Doch es gab auch Karrieren, die mit Triumphen endeten. Etwa die von Hans Schäfer. Schon weit in den Dreißigern führte er den FC zur ersten Bundesligameisterschaft.

Wolfgang Overath: Hans Schäfer war eine Leitfigur. Er riß uns junge Spieler mit, schnauzte uns an, wenn es nötig war, streichelte uns.

Ebenso ein Senior im Geschäft: Kölns Trainer Georg "Schorsch" Knöpfle. Bereits 59 Jahre alt, führte der glatzköpfige Coach die Mannschaft mit eiserner Disziplin, baute mit Overath und Weber junge Spieler ein, die von seinem Vorgänger Tschik Cajkovski behutsam aufgebaut worden waren. Und feierte einen Erfolg nach dem anderen. 11:1 Zähler verbuchte Köln nach sechs Spielen, erst am siebten gab's in Frankfurt erstmals doppelte Minuszähler. In 15 Heimspielen sammelte Köln 24:6 Punkte. Dabei gab es nur 14 "echte" Heimauftritte. Das Spiel gegen Braunschweig wurde nach Wuppertal verlegt, weil es im Spiel gegen Frankfurt zu Tumulten in Müngersdorf gekommen war.

Genauso wie Trainerentlassungen. Herbert Widmayer hieß der erste Bundesligatrainer, der seinen Job vorzeitig quittieren mußte. Nach neun Spieltagen flog er in Nürnberg raus. Heute ist Widmayer Präsident des "Bundes Deutscher Fußballehrer" und gibt jedem Absolventen der Trainerakademie mit auf den Weg: "Erst wenn du einmal rausgeflogen bist, dann bist du ein richtiger Trainer!"

Ein richtiger Torschütze war Uwe Seeler schon vor Einführung der Bundesliga. Trotzdem: Der "Dicke" hatte noch nicht genug. Und so erzielte er Spieltag für Spieltag sein Törchen für den HSV, insgesamt 30, wurde Torschützenkönig.

Am Ende der turbulenten ersten Saison mußten der 1. FC Saarbrücken und Preußen Münster ins Abstiegsgras beißen. Hinter Meister Köln aber entbrannte bis zum Schluß ein heißer Fight um Platz zwei. Sieger blieb schließlich der Meidericher SV gegen Eintracht Frankfurt - aufgrund der weniger kassierten Tore. Kein Wunder: Trainer war seinerzeit in Duisburg Rudi Gutendorf, genannt Riegel-Rudi". Der stützte sein System auf eine starke Abwehr und viel Bewegung bei Ballbesitz. Einmal ging's gut. Ein Jahr später nicht mehr. Duisburg wurde Siebter, kassierte zwei Tore mehr als es schoß.

Frank Lußem

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