Viele
Kritiker meldeten sich zu Wort, als die USA den Zuschlag zur
Ausrichtung dieser WM erhielten. Befürchtungen wurden laut, die
meisten Spiele würden vor halbleeren Stadien gespielt werden.
Sie hatten Unrecht. Obwohl alle Stadien sehr groß waren, waren
alle Spiele der WM 1994 ausverkauft. Auch spielerisch war das
Turnier ein Erfolg. Vier Jahre nach der spielerisch schwachen WM
in Italien fürchteten viele Experten, die WM in den USA könnte
noch defensiver (und damit langweiliger) werden.
Zum Glück
geschah das nicht, und der Titelverteidiger startete gleich mit
einem Auftaktsieg. Dank eines Klinsmann-Tores gewann Deutschland
das Eröfnungsspiel gegen Bolivien mit 1:0. Der Gastgeber USA
startete mit einem 1:1 gegen die Schweiz ins Turnier, beide Tore
vielen durch tolle Freistöße von Wynalda bzw. Bregy. Brasilien
spielte von Anfang an stark. Nach dem Achtelfinal-Aus bei der WM
1990 wollten sie der Welt zeigen, das sie besser waren. In ihrer
Vorrundengruppe befanden sich außerdem Schweden, Russland und
Kamerun. Die Schweden waren ein gutes Team und waren die
Mannschaft, die im gesamten Turnier die meisten Tore schießen
sollte. Das Spiel zwischen Russland und Kamerun (6:1) war ein
besonderes, denn dabei wurden gleich drei WM-Rekorde gebrochen.
Oleg Salenko schoss in diesem Match fünf Tore, Roger Milla (42)
wurde der älteste Spieler, der je an einer WM teilnahm, und er
wurde gleichzeitig der älteste Torschütze aller WM-Turniere,
als er den Ehrentreffer für Kamerun erzielte. In Gruppe D sah es
für Argentinien (mit Maradona) gut aus. Siege gegen Griechenland
(4:0) und Nigeria (2:1) sprachen für sich. Aber dann wurden
Maradona Doping-Mittel nachgewiesen, und die Mannschaft war
geschockt. In Gruppe E, später die "Todesgruppe"
genannt, gab es ein Novum: alle Teams beendeten die Vorrunde mit
derselben Punktzahl (4) und derselben Tordifferenz. Es war das
erste Mal, das so etwas in der WM-Geschichte passierte. Norwegen
wurde mit 4 Punkten und 1:1 Toren Gruppenletzter, Mexiko wurde
Gruppensieger mit 4 Punkten und 3:3 Toren. Saudi-Arabien wurde in
Gruppe F überraschend Zweiter, zwar hinter Holland, aber vor
Belgien.
Das
Achtelfinale bot viele gute Spiele. Rumänien schlug Brasilien im
vielleicht besten Spiel des ganzen Turniers. Brasilien hatte am
amerikanischen Nationalfeiertag große Probleme mit den USA, aber
ein Tor von Bebeto entschied das Spiel zugunsten der
Südamerikaner. Nigeria sah gegen Italien wie der sichere Sieger
aus, bis Roberto Baggio in der 89. Minute den 1:1-Ausgleich
erzielte. In der Verlängerung traf er erneut und brachte sein
Land damit weiter. Bulgarien gewann gegen Mexiko nach
Elfmeterschießen, Deutschland spielte gegen Belgien effektiv wie
immer, Spanien schlug die Schweiz und Schweden siegte gegen die
tapfer kämpfenden Saudis.
Die vier
Viertelfinalspiele sollten ausgeglichen verlaufen, obwohl nur
eines durch Elfmeterschießen entschieden wurde. Italien, bei
denen wieder einmal Roberto Baggio der Matchwinner war, schlug
Spanien. Brasilien gewann gegen Holland in einem dramatischen
Spiel. Die Südamerikaner führten bereits mit 2:0, ehe die
Holländer noch ausgleichen konnten. Dann verwandelte Branco
einen Freistoß wunderschön zum Siegtreffer für Brasilien.
Bulgarien überraschte durch einen Sieg gegen Deutschland,
nachdem Matthäus per Elfmeter das 1:0 für Deutschland erzielt
hatte. Ein Freistoß von Stoichkov und ein Kopfball von Letchkov
entschieden das Spiel schließlich zugunsten Bulgariens. Das
letzte Viertelfinale wurde durch ein Elfmeterschießen
entschieden, in dem Thomas Ravelli der Held wurde. Er hielt zwei
Elfmeter und sicherte Schweden damit den Einzug ins Halbfinale.
Italien mit
einem überragenden Roberto Baggio wirkte nach einem schwachen
Turnierstart nun unaufhaltsam. Roberto Baggio schoss im Spiel
gegen Bulgarien zwei weitere Tore und schickte damit Italien ins
Finale. Romarios Kopfball 10 Minuten vor dem Ende entschied das
zweite Halbfinale zwischen Brasilien und Schweden. Schweden
überrannte Bulgarien im Spiel um Platz 3. Die Schweden feierten
diesen Erfolg wie einen WM-Titel. Sie hatten gutes Recht dazu,
denn sie hatten ein hervorragendes Turnier gespielt. Brasilien
gewann seinen vierten Weltmeistertitel gegen Italien im
Elfmeterschießen. Es war das einzige WM-Finale bisher, das durch
Elfmeterschießen entschieden wurde. Roberto Baggio war der
Unglückliche, der den entscheidenden Elfmeter vergab.