Finale
Argentinien wurde bereits 1966 mit der Austragung der WM 1978 beauftagt, aber
zehn Jahre später hatte sich die politische Situation dort
dramatisch geändert. Bei einem Militärputsch war Präsident Perón
gestürzt worden. Unter dem neuen Regime starben 5.000 Menschen,
viele wurden inhaftiert und gefoltert. Zwei Jahre vor Beginn der
WM zweifelte man, ob Argentinien wirklich dieses Turnier
ausrichten sollte. Vor allem Holland sprach offen davon, die WM
zu boykottieren, wenn sie in Argentinien stattfinden sollte. Aber
die FIFA beließ es bei ihrer früheren Zusage, die WM in
Argentinien auszurichten. Aber die Ausrichtung war unsicher
geworden, nachdem General Omar Actis, Präsident des
argentinischen WM-Organisations-Kommitees, von Guerrillas getötet
wurde. Zum Glück waren alle Zweifel im Vorfeld unbegrüdet, denn
das Turnier verließ ohne Zwischenfälle.
Der Modus dieser WM war derselbe wie bei der WM 1974 in Deutschland. Mehr
als 100 Länder nahmen an der WM-Qualifikation teil, und die 15
besten Teams reisten nach Argentinien, um zusammen mit dem
Gastgeberland das erste WM-Turnier in Südamerika seit 1962 zu
bestreiten. Die Kapitäne der beiden Finalisten der vorherigen WM,
Beckenbauer und Cruyff, hatten ihre Nationalmannschaftskarrieren
beendet. Trotzdem gehörten beide Länder zum Favoritenkreis.
Argentinien hatte ein junges, offensives Team, genau wie Italien,
die das Gastgeberland in der Vorrunde mit 1:0 besiegten.
Ebenfalls in dieser Gruppe spielte Frankreich mit einem jungen
Michel Platini, doch für sie war nach der Vorrunde Endstation.
Tunesien schrieb mit seinem 3:1-Sieg in der Gruppe 2 gegen Mexiko
Geschichte. Es war der erste Sieg einer afrikanischen Mannschaft
bei einer WM. Rob Rensenbrink (Holland) erzielte im Spiel gegen
Schottland per Elfmeter das 1.000 Tor in der WM-Geschichte. Peru
mit Cubillas zeigte eine gute Leistung und gewann die Gruppe 4
vor Holland.
In der Zwischenrunde tauchte der Star dieser WM auf: Mario Kempes. Er
erzielte beide Tore bei Argentiniens Sieg über Polen. Nach einem
torlosen Unentschieden gegen Brasilien schoss er im Spiel gegen
Peru (6:0) zwei weitere Tore. Argentinien mußte dieses Spiel mit
mindestens vier Toren Differenz gewinnen, andernfalls wäre
Brasilien ins Finale eingezogen. In der anderen Zwischenrunden-Gruppe
gab es ausschließlich europäische Mannschaften. Holland
besiegte Österreich mit 5:1, während Deutschland und Italien
sich 0:0 trennten. Nachdem Deutschland auch im zweiten Spiel
gegen Holland unentschieden spielte, stand fest, das die
Mannschaft nicht mehr das Finale erreichen konnte. Am letzten
Spieltag der Gruppe trafen sich Italien und Holland zum alles
entscheidenden Spiel. Ernie Brandts verursachte erst ein Eigentor,
bevor er seinen Fehler wieder gut machte und den
Ausgleichstreffer erzielte. Schließlich brachte Arie Haan sein
Land mit einem der besten WM-Tore aller Zeiten ins Finale. Sein
Schuß aus 30 Metern ging an den Innenpfosten und landete im Tor.
Parallel dazu gab es für die Deutschen die "Schmach von
Cordoba" - 2:3 gegen Österreich. Mit einem Sieg hätte noch
das Spiel um Platz 3 erreicht werden können.
Brasilien sicherte sich mit einem Sieg gegen Italien im "kleinen
Finale" Platz 3. Das Finale selbst war dramatisch und ging
in die Verlängerung. Kempes erzielte zwei Tore und wurde dadurch
Torschützenkönig des Turniers. Holland verlor, wie schon vier
Jahre zuvor, ein WM-Finale gegen den Gastgeber.