Kreisliga Heidelberg
Saison 2024/25
Vorbericht zum 7. Spieltag

RNZ-Vorschau

Das Problem mit dem Ex

Die RNZ untersucht: Was passiert, wenn nach der Scheidung nichts besser wird? Cetinkaya und Gärtner wollen nicht nachtreten

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Nicht alle sind edel wie Jan Gärtner und Volkan Cetinkaya. Die beiden Trainer hätten Gründe, auf ihre ehemaligen Vereine sauer zu sein, schweigen aber höflich. Sie wollen nicht nachtreten.

Für Jan Gärtner, der eineinhalb Jahrzehnte den FC Dossenheim verkörperte, ging vor einem Jahr die Zeit an der Bergstraße abrupt zu Ende. Fußballchef Marco Günther wollte neue Impulse setzen und endlich die Rückkehr in die Landesliga verwirklichen.

Besser wurde es nicht. Der ambitionierte Kreisligist belegte im Jahr eins nach Jan Gärtner den undankbaren dritten Platz, in dieser Saison blieben die Jungs von Gärtners Nachfolger Seydou Sy in den Startlöchern hängen. Vor dem Spiel beim Rangdritten Heidelberger SC ist der Aufstiegs-Kandidat Fünftletzter.

Bescheiden nach dem Triumph

"Das ist nicht mein Thema", will sich Jan Gärtner nicht zur prekären Situation äußern. Lieber schwärmt er vom SV Waldhilbach. "Da gibt es wunderbare Menschen. Ich fahre viermal die Woche gern die weite Strecke von Weinheim nach Waldhilsbach", macht der 45-jährige Schwiegersohn von Dossenheim-Geschäftsführer Michael Späth eine Liebeserklärung an seinen neuen Verein.

Die Chancen stehen nicht schlecht, dass es zu einem Wiedersehen mit dem Ex kommt. Waldhilsbach ist hinter dem Überraschungs-Tabellenführer, der SpG Dilsberg I/Bammental II, Zweiter und geht als Favorit ins Heimspiel am Sonntag gegen den VfB St. Leon II.

Zurück an alter Wirkungsstätte war am Sonntag Volkan Cetinkaya. 2017 kam der 39-jährige Gebiets-Verkaufsleiter bei der Firma Apfel mit seinem Freund Andreas Stober nach Leimen. Erst als spielender Co-Trainer, dann eineinhalb Jahre lang als Chefcoach. Als er gehen musste, war der VfB Leimen Zweiter.

Sportchef Jürgen Herbel holte seinen Freund aus der gemeinsamen Kirchheimer Zeit Manuel Wengert, doch der frühere Oberligist musste Rauenberg, Dielheim und Rot den Vortritt lassen. In der letzten Runde wechselten Trainer und Sport-Vorstand, Leimen wurde Sechster. "Es gibt keine Ressentiments mehr", sagt Cetinkaya, der seit Januar Trainer bei der SG Dielheim ist. Die Rückkehr wurde zum Triumph. Dielheim siegte mit 5:1 im Otto-Hoog-Stadion – es war die Überraschung des sechsten Spieltags in der Kreisliga. Mit dem dicken Ausrufezeichen reihte sich die SG Dielheim in den Kreis der Aufstiegs-Anwärter ein.

Volkan Cetinkaya dämpft die Erwartungen: "Die Konkurrenz ist stark. Vom Tabellenführer Kirchheim II über den Aufsteiger Frauenweiler bis hin zum VfB Rauenberg traue ich einigen Mannschaften den Aufstieg zu. Mein Geheimfavorit ist der Heidelberger SC, deren schnelles Umschaltspiel mich begeistert."

Auch mit seinem Ex-Verein müsse man weiter rechnen. Dessen Trainer Manuel Wengert tut sich schwer mit Prognosen. "Wir reden von der Kreisliga. Da fahren mal eben zwei, drei Spieler in Urlaub, und schon kommt es zu verrückten Ergebnissen." Beim Debakel gegen Dielheim fehlten Felix Dipper sowie der gesperrte Co-Trainer Martin Rau.

Auch Kollege Cetinkaya musste mit Morten Menges, Joshua Meßmer, Justin Freitag und Jannis Filsinger auf einige Spieler verzichten. Wie gegen Leimen hat auch das kommende Spiel gegen den TSV Pfaffengrund besondere Bedeutung für ihn. Der zweifache Vater wuchs im Pfaffengrund auf.

In der dritten Begegnung des Donnerstag-Spieltags, mit dem das Wochenende im Kreisfußball eingeleitet wird, treffen die starken Aufsteiger Frauenweiler und Rohrbach/Boxberg aufeinander. In der A-Klasse wird auf dem Dilsberg Hochbetrieb herrschen, wenn Mückenloch zum Derby beim Spitzenreiter antritt.

Donnerstag, 19.30 Uhr: Heidelberger SC - FC Sportfreunde Dossenheim, FC Frauenweiler - TB Rohrbach/Boxberg, SG Dielheim - TSV Pfaffengrund.

RNZ vom 19.09.2024, Seite 27

RNZ-Vorschau

Naht ein Machtwechsel im Steinachtal?

"Weiße Flotte"-Chef rüstet auf, die Dominanz von Heiligkreuzsteinach ist bedroht

Von Wolfgang Brück

Heidelberg. Von den 75 Vereinen im Fußballkreis Heidelberg hat es ein Klub schwerer als die anderen. Der VfL Heiligkreusteinach hat einen Standort-Nachteil. Durch die Lage am Anfang des Steinachtals ist die 3 000 Einwohner zählende Gemeinde schwer zu erreichen. Um so bemerkenswerter ist es, dass "Heilig" seit langem die Nummer eins im Steinachtal ist und bereits im siebten Jahr hintereinander der Kreisliga angehört.

Doch das könnte sich ändern. Glaubt jedenfalls Wolfgang Gauweiler. "Wenn ich sehe, was in Neckarsteinach läuft und mir die Tabellen anschaue, dann halte ich einen Machtwechsel im Steinachtal für durchaus möglich", sagt der Präsident des VfB Schönau. Beim C-Klassen-Klub, vor nicht allzu langer Zeit nur existenzfähig, weil der FC Hirschhorn in einer Spielgemeinschaft aushalf, hat man große Pläne. Florian Hofstätter, Junior-Chef der Weißen Flotte, hat Spieler zurück und andere, wie den ehemalige Sandhäuser Zweitliga-Torwart Rick Wulle, nach Neckarsteinach geholt. Der Aufstieg in die B-Klasse ist beschlossene Sache, gerne darf es danach noch höher gehen. Mit einem 6:1-Sieg gegen die SpG Heiligkreuzsteinach II/Wilhelmsfeld übernahm "Stonisch" am Sonntag die Tabellenführung.

Ein paar Kilometer weiter, in Schönau, rutschte die SpG Schönau/Altneudorf nach der 4:5-Niederlage gegen den ASV Eppelheim II auf den letzten Platz der B-Klasse ab. Auch Kreisligist VfL Heiligkreuzsteinach ist Schlusslicht. Fünf Niederlagen aus fünf Spielen und ein Torverhältnis von 4:24 lassen das Schlimmste befürchten.

Nach den beiden 0:7-Niederlagen in Eberbach und beim Heidelberger SC kann es für "Heilig" am Mittwoch (19.30 Uhr) bei den Freien Turnern Kirchheim nur besser werden. Freilich, Oliver Teich, der bisher noch alle Schwierigkeiten gemeistert hat, stehen wichtige Spieler nicht mehr zur Verfügung: Die Brüder Julian und Jonas Emmerich sowie Marcel Steinle wechselten zur SG Kirchheim, Malon Weier und Marvin Gärtner gingen zurück nach Neckarsteinach.

Einen Aderlass erlitt auch die SpG Schönau/Altneudorf. Jeremy Eppler ging zur DJK/FC Ziegelhausen-Peterstal, Lukas Beck, von Beruf Förster, wechselte das Revier und zog nach Niedersachsen, auch Justin Brandt und Yasin Kaya stehen Christine Schneider nicht mehr zur Verfügung. Die ehemalige Bundesliga-Spielerin der TSG Hoffenheim ist die einzige Trainerin einer Männer-Mannschaft im Fußballkreis. Tom Winter steht ihr zur Seite. "Es wird schwer", weiß Gauweiler vor dem Heimspiel am Mittwoch (20 Uhr) gegen die zweite Mannschaft des VfB Rauenberg. Der 66-jährige Pensionär gibt zu: "Natürlich wird viel über das Engagement von Florian Hofstätter in der Nachbar-Gemeinde geredet. Aber ganz ehrlich, ich würde nicht nein sagen, wenn ein Sponsor seine Hilfe anbieten würde."

Im Kreispokal wird am Donnerstag (ab 19.30 Uhr) zwischen dem ASV Eppelheim II und dem Heidelberger SC der letzte Teilnehmer am Halbfinale ermittelt. Gewinnt der favorisierte Kreisligist, so hat er in der Vorschlussrunde am 16 Oktober Heimrecht gegen die FT Kirchheim, siegt der A-Klassen-Vertreter findet das Spiel im Eppelheimer Sportpark statt. Im zweiten Halbfinale stehen sich Tairnach und Rot gegenüber.

Mittwoch, 19.30 Uhr: Eberbacher SC - FC Rot, FT Kirchheim - VfL Heiligkreuzsteinach; 20 Uhr: TSV Pfaffengrund - VfB Leimen.

RNZ vom 23.09.2024, Seite 23